Mehr Milliarden für Vivendi? Europa freundlich
28.11.2002, 20:25 UhrDie europäischen Blue Chips konnten am Donnerstag an die Gewinne des Vortages anknüpfen und legten zu. Die Hoffnung auf einen Refinanzierungsplan bei der France Telekom machte die Aktie erneut zu einem der größten Gewinner in Europa. Vivendi Universal könnte unterdessen ein neues milliardenschweres Übernahmeangebot für seine US-Mediensparte erhalten. Der EuroStoxx50 stieg 0,6 Prozent auf 2.670 Punkte, für den Stoxx50 ging es 0,5 Prozent auf 2.675 Zähler nach oben.
Der Gewinn der französischen Bank Credit Agricole ist im dritten Quartal um 30 Prozent auf 145 Millionen Euro gesunken und lag damit unter den Analystenschätzungen von 218 Millionen Euro. Die viertgrößte Bank des Landes kündigte zudem an, über einen Verkauf ihres 10,5-prozentigen Anteils an dem Konkurrenten Credit Lyonnais nachzudenken, sollte ein akzeptabler Preis geboten werden. Ansonsten sei man auch an der Übernahme weiterer Anteile des Credit Lyonnais interessiert. Die Credit-Agricole-Aktie fiel 3,2 Prozent auf 16,21 Euro. Die Aktie von Credit Lyonnais gab 1,5 Prozent auf 49,20 Euro nach.
Die Spekulationen über die Refinanzierungsmaßnahmen der France Telecom gehen weiter. Einem Zeitungsbericht zufolge planen die Franzosen einen 3-Stufen-Plan, der ein Darlehen des Staates über 9 Milliarden Euro, eine Anleihe über 5 Milliarden Euro und eine Kapitalerhöhung umfasse. Die France Telecom wird voraussichtlich nach ihrer Aufsichtsratsitzung am 4. Dezember Einzelheiten ihrer künftigen Strategie bekannt geben. Einem weiteren Zeitungsbericht zufolge plant die France Telecom zudem die Streichung von 45.000 Arbeitsplätzen. Der Konzern dementierte den Bericht teilweise, kündigte aber an, in den kommenden drei Jahren rund 20.000 Stellen zu streichen. Die Aktie legte 12,6 Prozent auf 18,80 Euro zu.
Einem Zeitungsbericht zufolge denkt der US-Öl-Milliardär Marvin Davis über eine Erhöhung seines abgelehnten 15-Milliarden-Dollar-Angebots für die Unterhaltungssparte von Vivendi Universal nach. Ein paar Milliarden mehr würden Davis kaum belasten, zitiert der Bericht eine Quelle aus dem Umfeld von Davis. Die Vivendi-Aktie verbesserte sich 4,1 Prozent auf 16,75 Euro.
Der Betreiber der Stockholmer Börse, OM Gruppen, und die London Stock Exchange (LSE) haben einen Bericht über Fusionsgespräche dementiert. Eine schwedische Tageszeitung hatte geschrieben, die LSE wolle die Börse in Stockholm übernehmen. Das Pikante an der Geschichte: Vor zwei Jahren hatte es schon einmal Fusionsbemühungen gegeben, aber mit umgekehrten Vorzeichen. Damals hatte OM einen feindlichen Übernahmeversuch für die LSE gestartet, war damit aber gescheitert. Die Londoner Börse befand sich zeitgleich in ebenfalls erfolglosen Fusionsgeprächen mit der Deutschen Börse. OM Gruppen legten um 4,9 Prozent auf 64,00 schwedische Kronen zu, für die LSE ging es um 1,4 Prozent auf 336 Pence ins Plus.
Das Oberverwaltungsgericht Münster hat in einem Eilverfahren die Einführung des Pfands auf Getränkedosen zum 1. Januar in Deutschland genehmigt. Damit wurde eine Entscheidung einer untergeordneten Instanz aufgehoben. Das Urteil gilt nur für Nordrhein-Westfalen, wird aber als richtungsweisend für andere Bundesländer angesehen. Eine abschließende Entscheidung gibt es aber erst im kommenden Jahr vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig. Unabhängig davon dürfte aber zunächst einmal ein großer Bedarf für Getränkerücknahmeautomaten bestehen. Und davon profitierte am Donnerstag der Weltmarktführer, die norwegische Tomra. Die Aktie legte um 2,6 Prozent auf 60,00 norwegische Kronen zu.
Die größte britische Elektronik-Kaufhauskette Dixons befürchtet zusätzliche Belastungen von 20 Millionen Pfund jährlich durch die angekündigte Steuerreform der britischen Regierung. Die Aktie brach 9,3 Prozent auf 171,50 Pence ein.
Der britische Reiseanbieter MyTravel hat sich mit seinen Banken auf eine Verlängerung der Kreditlinien von 250 Millionen Pfund bis Ende des kommenden Jahres geeinigt. Gleichzeitig gab das Unternehmen für das abgelaufene Geschäftsjahr einen Verlust vor Sonderposten von 72,8 Millionen Pfund bekannt. Finanzchef David Jardine trete mit sofortiger Wirkung zurück, so das Unternehmen, das früher unter dem Namen Airtours firmierte. Die Aktie legte 12,5 Prozent auf 33,75 Pence zu.
Quelle: ntv.de