Nokia wird empfohlen Europa zögerlich
02.12.2002, 20:30 UhrDie europäischen Blue Chips haben am Montag einen Großteil ihrer Kursgewinne im Tagesverlauf wieder abgegeben. Hintergrund waren enttäuschende US-Konjunkturdaten, die die Stimmung am Nachmittag deutlich eintrübten. Zuvor wurden noch Vorschusslorbeeren verteilt - und zwar an die EZB, die nach dem Willen der Anleger am Donnerstag mit einer Zinssenkung die Aufwärtsbewegung der europäischen Börsen weiter vorantreiben soll. Auch Nokia bekam gute Noten im Vorfeld eines Strategietreffens. Der Eurostoxx 50 legte 0,2 Prozent auf 2.662 Zähler zu, für den Stoxx 50 ging es 0,1 Prozent auf 2.664 Zähler nach oben.
Eine Zinssenkung liege in der Luft, so ein Händler. Mehrere EZB-Ratsmitglieder hätten sich jüngst positiv über einen Rückgang der Inflationsrate geäußert und damit Signale für eine Absenkung der Zinsen in der Euro-Zone gesetzt. Die meisten Analysten würden mittlerweile fest mit einem solchem Schritt der Notenbänker rechnen.
Demgegenüber standen US-Konjunkturdaten, die die Erwartungen verfehlten. Der an den Finanzmärkten viel beachtete Konjunkturindex der US-Einkaufsmanager ist im November weniger stark als von Analysten erwartet gestiegen und signalisiert mit unter 50 Punkten ein weiter rückläufiges Geschäft der US-Industrie. Der Index stieg auf 49,2 Punkte von 48,5 Punkten im Oktober. Analysten hatten einen Anstieg auf 51,3 Zähler prognostiziert.
Die Nokia-Aktie legte 4,7 Prozent auf 20,31 Euro zu, nachdem die Investmentbank Merrill Lynch ihre Empfehlung für die Aktie auf „kaufen“ von zuvor „neutral“ nach oben gesetzt hatte. Die Finnen veranstalten am Montag und Dienstag ein Strategiemeeting in den USA. Die Anleger würden auf positive Nachrichten von Nokia hoffen, so ein Händler.
Auch bei Vivendi schauen die Anleger bereits in die Zukunft. Der Medienkonzern will in dieser Woche bei einer Vorstandssitzung über ein Übernahmeangebot für den französischen Mobilfunkanbieter Cegetel entscheiden. Die Vivendi-Aktie stieg 0,3 Prozent auf 16,44 Euro.
Die französische Bank BNP Paribas lässt nicht locker und hat weitere 5,32 Prozent des Konkurrenten Credit Lyonnais erworben. In der vergangenen Woche hatte sich BNP bereits den 10,9-prozentigen Staatsanteil Credit Lyonnais gesichert und war damit zu größten Einzelaktionär des Wettbewerbers aufgestiegen. Die Credit Lyonnais-Aktie stieg 3,5 Prozent auf 52 Euro, für BNP ging es 3,3 Prozent auf 39,65 Euro nach unten.
Positiv entwickelte sich die Aktie des Elektronikkonzerns ABB, nachdem der Finanzvorstand der Schweizer in einem Zeitungsinterview den geplanten Stellenabbau nochmals bekräftigt hatte. Zudem profitiere die Aktie von der Hoffnung, dass auch ABB ähnlich wie Fresenius Medical Care einen Vergleich bei den Asbest-Klagen in den USA gegen den Konzern schließen könne, so ein Händler. Die Papiere legten 6 Prozent auf 5,27 Euro zu.
Überwiegend Minuszeichen verbuchten die Ölwerte. Zuvor hatte Morgan Stanley den Ausblick für die europäischen Titel auf gesenkt. Die Aktie Total Fina Elf verlor 1,6 Prozent auf 133 Euro, BP gab 1,4 Prozent auf 412,5 Pence nach und Shell verlor 1,7 Prozent auf 409,75 Pence.
Quelle: ntv.de