Notenbank verweigert Euro-Bindung Franken geht auf Kletterkurs
17.08.2011, 11:50 Uhr
(Foto: dpa)
Die Schweizer Währungshüter zaudern bei der Bindung des Franken an den Euro. Sie setzt auf weitere Eingriffe am Geldmarkt, um den aus ihrer Sicht völlig überbewerteten Franken weiter zu schwächen. Am Markt erreicht die Bank damit jedoch genau das Gegenteil. Weil der auf eine feste Bindung oder zumindest eine Untergrenze wartet, legt der Franken wieder zu.
Der Schweizer Franken zieht nach der Ankündigung weiterer Markteingriffe der Schweizerischen Nationalbank SNB zum Euro und US-Dollar kräftig an. Damit stoppt die Währung ihre deutliche Abwertung nach dem erst kürzlich erreichten Allzeithoch.
Zum US-Dollar notiert die Währung am späten Vormittag bei 0,7850 Franken, nachdem im Tagesverlauf vor der Ankündigung der SNB noch bis zu 0,8018 Franken gezahlt je Dollar gezahlt wurden. Anfang vergangener Woche war der Franken zum Dollar auf den Rekordwert von 0,7066 Franken geklettert.
Für einen Euro werden am Devisenmarkt 1,1375 Franken bezahlt, in der Spitze klettert die Fluchtwährung sogar bis auf 1,155 Franken je Euro. Zum Euro hatte der Franken vor rund einer Woche sein Allzeithoch von 1,007 Franken erreicht.
Keine Bindung, aber Eingriffe
Die Schweizerische Nationalbank will die Liquidität auf dem Geldmarkt noch deutlich erhöhen, um den Franken weiter zu schwächen. "Das ist eine Einladung zum Kaufen", so ein Marktteilnehmer mit Blick auf die Ankündigung der SNB. Von einer zuvor diskutierten Bindung des Franken an den Euro oder einer Untergrenze für die Aufwertung des Franken war in den Äußerungen der SNB nicht die Rede. "Der Markt hat sich auf wesentlich radikalere Maßnahmen seitens der SNB eingestellt, beispielsweise einen festen Wechselkurs", sagte Lena Komileva von Brown Brothers Harriman. "Jetzt haben sie noch einmal das gleiche getan. Das reicht in einem Umfeld mit Investoren auf der Suche nach einem sicheren Hafen nicht aus."
Die SNB strebt den Angaben zufolge ab sofort einen Anstieg der Sichtguthaben (Giroguthaben) der Banken bei der SNB auf 200 Mrd. von 120 Mrd. Franken an. Wie bisher will die Notenbank SNB Bills zurückkaufen und Devisenswap-Geschäfte tätigen, um den neuen Zielwert so schnell wie möglich zu erreichen. Sie bekräftigte zudem, dass sie bei Bedarf weitere Maßnahmen gegen die Frankenstärke ergreifen wird.
Die SNB greift bereits zum dritten Mal zu diesem Instrument, um den Franken zu schwächen. Die bisher getroffenen Maßnahmen gegen die Frankenstärke zeigen laut SNB nun aber Wirkung. Tatsächlich ist der Kurs des Franken in den vergangenen Tagen zu anderen wichtigen Währungen auch merklich gefallen. "Trotzdem bleibt der Schweizer Franken massiv überbewertet", begründete die Notenbank die erneuten Maßnahmen.
Euro arbeitet sich hoch
Der Euro pirscht sich nach einer kleinen Formschwäche im Nachklang des deutsch-französischen Gipfels wieder an die zuvor umgarnte Marke von 1,4440 US-Dollar heran. Am späten Vormittag notiert der Euro bei 1,4435 US-Dollar, nachdem er im Handelsverlauf bis auf 1,4325 Dollar gefallen war.
"Der Gipfel zwischen Nicolas Sarkozy und Angela Merkel hat wenig gebracht, allerdings ist auch nicht viel erwartet worden", so Lutz Karpowitz, Devisen-Analyst der Commerzbank. Die geplante Schuldenbremse sehe zwar auf den ersten Blick positiv aus: "Italien und Griechenland können sie aber gar nicht erfüllen", meint er. Damit sei sie "unrealistisch", Ausnahmen würden die Pläne aber schnell zur Makulatur werden lassen. Und das Einsetzen einer Wirtschaftsregierung werde lange dauern.
Ein Ausbruch aus der Handelsspanne zwischen 1,40 und 1,45 US-Dollar sei derzeit nicht in Sicht. Der Dollar leide tendenziell unter der Geldpolitik der US-Notenbank, der Euro unter der Schuldenkrise. Neue Daten am Nachmittag wie die US-Erzeugerpreise seien wenig interessant, weil sie keinen Anhaltspunkt für die US-Geldpolitik lieferten.
Quelle: ntv.de, nne/DJ