Dax-Vorschau Im Würgegriff der Schuldenkrise
26.05.2012, 15:35 Uhr
Der Markt kann sich nicht frei machen.
(Foto: REUTERS)
Das Gezerre um mögliche Wachstumsstrategien in der Euro-Schuldenkrise dürfte auch in der neuen Wochen den Anlegern wenig Luft zum Atmen lassen. Der unklare Verbleib Griechenlands in der Euro-Zone hängt wie ein Damoklesschwert über den Anlegern.
Maue Stimmung auf dem Parkett: Zwar hat der Dax in der abgelaufenen Woche bis Freitagmittag um 1,5 Prozent zugelegt, doch Börsenprofis sehen darin noch lange keine Trendumkehr. "Insgesamt gibt es leider wenig Hoffnung, dass die politischen sowie konjunkturellen Sorgen schnell verfliegen", kommentierte Kapitalmarktstratege Dennis Nacken von Allianz Global Investors. Selbst attraktive Bewertungen sowie Indikatoren, die ein überverkauftes oder zu pessimistisches Investitionsumfeld signalisierten, könnten die Anleger kaum begeistern. Das globale Wirtschaftswachstum erscheine weiter fragil.
Kritisch äußerten sich viele Bankanalysten zu den heiß diskutierten Maßnahmen, um das Wachstum in den südeuropäischen Ländern anzukurbeln. Die Vorschläge verkennen nach Ansicht des Postbank-Analyseteams völlig die Ursachen der aktuellen Krise. "Die Peripheriestaaten der Eurozone haben jahrelang über ihre Verhältnisse gelebt und auf diesem Wege immense Außenhandels- und Haushaltsdefizite aufgebaut." Um diese Defizite zurückzufahren, müssten staatliche und private Ausgaben zurückgefahren werden. "Da für die zu hohen Ausgaben in der Regel exzessive Lohnsteigerungen verantwortlich sind, führt an einer Anpassung der Einkommen kein Weg vorbei."
Zuletzt hatte vor allem der neue französische Präsident Francois Hollande für neue Wege im Kampf gegen die Schuldenkrise geworben. Die von ihm favorisierten Euro-Bonds werden von der Bundesregierung indes abgelehnt. Die 27 Staats- und Regierungschefs der EU konnten auf einem informellen Treffen in der abgelaufenen Woche keine erkennbaren Fortschritte in den strittigen Fragen erzielen.
Aus den USA kommend trifft in der neuen Woche eine geballte Ladung Konjunkturdaten auf die Märkte. Das Hauptaugenmerk richtet sich dabei auf die Beschäftigtenzahlen am Freitag. Analysten rechnen im Schnitt mit der Schaffung von 150.000 neuen Stellen im Mai, nach einem Plus von 115.000 im Vormonat. Für den Bericht der privaten Arbeitsagentur ADP, der wegen des US-Feiertags zu Wochenbeginn ausnahmeweise am Donnerstag statt am Mittwoch veröffentlicht wird, sagen Experten einen Anstieg auf 138.000 (Vormonat: 119.000) neue Stellen voraus.
Neben den offiziellen Beschäftigtenzahlen stehen am Freitag zudem die Konsumausgaben auf dem Terminplan. Hier rechnet der Markt für April wie im Vormonat mit einem Anstieg von 0,3 Prozent. Die Käufe der Verbraucher gelten als die Hauptstütze der weltgrößten Volkswirtschaft. Zudem wird der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe veröffentlicht.
Erste Hinweise auf die Stimmung der Konsumenten liefert bereits am Dienstag der Index des US-Verbrauchervertrauens. Analysten prognostizieren für Mai einen leichten Anstieg auf 70 Zähler von 69,2 Punkten im Vormonat. Einen Eindruck von der Stimmung in den Unternehmen vermittelt am Donnerstag der Einkaufsmanagerindex für den Großraum Chicago. Sie hat sich den Analystenschätzungen zufolge im Mai kaum verändert.
Auf Unternehmensseite sind in der neuen Woche kaum kursbewegende Nachrichten zu erwarten. Die Deutsche Bank lädt am Donnerstag zu ihrer Hauptversammlung ein. Es ist die letzte unter Leitung des scheidenden Chefs Josef Ackermann. Er wird sich dabei voraussichtlich bohrenden Fragen der Anleger zum schwächelnden Aktienkurs und dem Streit um seine Nachfolge stellen müssen.
Quelle: ntv.de, sla/rts