Sorgenfalten in Tokio Japans Börse im Minus
02.11.2011, 09:50 UhrIm Sog der neu aufgeflammten Griechenland-Krise geht es an den asiatischen Aktienbörsen abwärts. Einige Börsianer fühlen sich bereits an den Zusammenbruch von Lehman Brothers erinnert.
Die geplante Volksabstimmung in Griechenland über das jüngst beschlossene Euro-Rettungspaket hat die Börse in Tokio deutlich ins Minus gedrückt. Nach der Entscheidung der griechischen Regierung, das Volk per Referendum über das internationale Rettungspaket abstimmen zu lassen, trennten sich Investoren von riskanteren Anlageformen, sagten Händler. Die während der Rally vergangene Woche erzielten Gewinne wurden damit zunichte gemacht.
Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index schloss 2,2 Prozent tiefer bei 8640 Punkten. Der breiter gefasste Topix-Index sank um 2,1 Prozent auf 738 Punkte. Auch die Indizes in Taiwan und Südkorea gaben nach. Die Märkte in Hongkong und Shanghai legten dagegen zu. Auch Börse in Singapur verzeichnete Zuwächse. Der Euro notierte zum Dollar weiter in der Nähe seines Drei-Wochen-Tiefs.
Abstimmung am Freitag
Die Lage sei schlimmer als beim Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers vor drei Jahren, sagte Xia Minjie, Chefökonom bei FuNNeX Asset Management in Tokio. "Lehman war ein Problem eines einzelnen Finanzinstituts. Jetzt sehen wir uns aber Fragen der Staatsverschuldung und Haushaltsproblemen gegenüber, die weit komplizierter zu lösen sind, da sie die Lösung nationaler Systeme wie des Steuersystems beinhalten. Und das ist hochpolitisch."
Die Blicke der Investoren richteten sich nun auf die für Freitag angesetzte Vertrauensabstimmung im griechischen Parlament über Regierungschef Papandreou. "Es bleibt unsicher, was in Europa passieren wird", kommentierte ein Experte von Mizuho Securities. Papandreou verfügt im Parlament nur über eine hauchdünne Mehrheit von zwei Stimmen.
Die gerade erst besänftigten Ängste vor einem ungeordneten Zahlungsausfall des hoch verschuldeten Landes seien wieder angefacht worden, hieß es in Tokio. "Der Optimismus im Vorfeld des G-20-Gipfels ist dahin geschmolzen", so ein Analyst von SMBC Friend Securities.
Auto-Aktien verlieren
Vor allem Europa-orientierte Exportwerte standen unter Druck. Kyocera büßten 4,2 Prozent ein, Honda verloren ebenfalls 4,2 Prozent. Toyota gaben 3,5 Prozent ab, Mazda 5,4 Prozent.
Aber auch als etwas defensiver geltende Aktien aus der Einzelhandelsbranche standen unter Druck. Fast Retailing sackten um 3 Prozent ab, während Softbank um 2,6 Prozent fielen.
Die Papiere des Elektronikkonzerns Sony gaben vor Bekanntgabe der Quartalsergebnisse 3,5 Prozent nach.
Nomura verbilligten sich nach Quartalszahlen um 4,1 Prozent. Der Konzern hatte für die Monate Juli bis September den ersten Verlust seit zwei Jahren vermeldet und zudem Einsparungen von 1,2 Mrd. Dollar jährlich angekündigt. Diese sollen vor allem über Stellenstreichungen in Europa erreicht werden.
Verluste in Südkorea
Die geplante Volksabstimmung in Griechenland drückte auch die Börse in Seoul ins Minus. Der Kospi kam im Verlauf von den im frühen Geschäft markierten Tagestiefs aber wieder zurück und schloss mit einem Abschlag von 0,6 Prozent bei 1898 Punkten.
Schiffbauwerte und Bankenaktien, die besonders auf externe Unsicherheiten reagieren, zählten zu den stärksten Verlierern. Hyundai Heavy Industries büßten 4,5 Prozent ein und Korea Exchange Bank 3,2 Prozent. Samsung Electronics fielen um 1,9 Prozent.
Auf der Gewinnerseite standen unterdessen Kia Motors mit einem Plus von 1,9 Prozent und Hankook Tire Manufacturing, die um 3,7 Prozent anzogen.
Chinas Börsen im Plus
Die Börsen in Schanghai und Hongkong holten frühe Verluste wieder auf und schlossen fester. Angesichts der zunehmenden Unsicherheiten von Seiten der Eurozone seien Hoffnungen auf eine baldige Lockerung der chinesischen Geldpolitik aufgekommen und hätten für steigende Kurse gesorgt, hieß es von Analysten.
Der Shanghai Composite kletterte um 1,4 Prozent auf 2504 Punkte, während der HSI in Hongkong um 1,8 Prozent auf 19.722 Zähler anzog. Noch zur Mittagspause hatten beide Indizes rund 1 Prozent im Minus gelegen.
"Ich bin etwas überrascht von dem Richtungswechsel an den chinesischen Handelsplätzen. Es spiegelt wohl den Optimismus, dass China die Geldpolitik lockern könnte, etwa durch eine Senkung der Mindestkapitalanforderungen für Banken. Dies würde sowohl Bankenwerten als auch Immobilientiteln und Aktien aus der Baubranche Aufwärtspotentzial verschaffen", erwartete ein Analyst von Tanrich Securities.
Die meisten Immobilienwerte erholten sich vor diesem Hintergrund deutlich von anfänglichen Verlusten. China Vanke kletterten um 1,8 Prozent, China Merchants Property um 3,3 Prozent und Poly Real Estate um 2 Prozent.
Im Bankensektor verteuerten sich ICBC um 0,5 Prozent, China Construction Bank um 1 Prozent und Bank of China um 0,7 Prozent.
Besonders gesucht waren Aktien aus der Bahnbranche, gestützt von Medienberichten, denen zufolge das mit Liquiditätsproblemen kämpfende Bahnministerium eine Finanzspritze zur Finanzierung von Investitionsprojekten erhält. China Railway Construction sprangen um 6 Prozent, China Railway Group um 5,1 Prozent und CSR Corp um 4,3 Prozent.
Quelle: ntv.de, jga/rts/DJ