Nachfrageknick durch Konjunktursorgen Kupferpreis unter Druck
18.04.2013, 12:35 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Über den Rohstoffmärkten hängen düstere Konjunkturwolken. Insbesondere das Stottern der China-Lok und die zögerliche Erholung in den USA drosselt die Nachfrage. Die Preise sinken. Auch der Absturz des Goldpreises hallt noch nach.
Die andauernde Skepsis über die Konjunkturentwicklung in China hat den Kupferpreis massiv unter Druck gebracht. Eine Tonne verbilligte sich am Londoner Terminmarkt zeitweise um bis zu vier Prozent auf 6800 Dollar und markierte damit den niedrigsten Stand seit dem 20. Oktober 2011. Bis zum späten Vormittag halbierte der Kontrakt seine Verluste zwar auf knapp zwei Prozent, doch zweifelten Händler an einer nachhaltigen Erholung.
Auch die Preise für die übrigen Industriemetalle wie Zinn und Blei gaben in der Spitze vier und zwei Prozent nach. Aluminium verlor zeitweise 2,4 Prozent auf 1850,25 Dollar je Tonne.
Die Nachfrage der Investoren nach Industriemetallen sei durch das langsamere Wachstum in China und eine nur zögerliche Konjunkturerholung in den USA gezügelt worden, erklärte Judy Zhu von Standard Chartered in Shanghai. Anfang der Woche hatte China mit seinen Wachstumsdaten für das erste Quartal die Anleger enttäuscht. Die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft ist mit einem Verbrauch von rund 40 Prozent der größte Kupferkonsument der Welt. Analysten hatten noch zu Jahresbeginn auf einen Bauboom und damit eine steigenden Nachfrage nach Kupfer in China gesetzt.
Vertrauen angeschlagen
Belastend für den Preis sind zudem die hohen Lagerbestände - sowohl in London als auch in Shanghai. Daneben drückte der Absturz des Goldpreises von Freitag und Montag auf die Stimmung. "Das Vertrauen in die Rohstoffe als Anlageklasse hat durch den Absturz des Goldpreises arg gelitten", fügte Analystin Zhu hinzu.
Insgesamt habe sich Gold "angesichts der Dollar-Rally" aber "gut gehalten". "Eigentlich hätte das Edelmetall wesentlich stärker darunter leiden müssen", sagte Analyst James Steel von der HSBC.
Am Montag war der Goldpreis um bis zu zehn Prozent eingebrochen. Seither hat sich der Kurs stabilisiert, aber nur wenig erholt. Gold notierte mit 1386,81 Dollar 0,8 Prozent im Plus.
Ölpreise ziehen leicht an
Die Ölpreise erholen sich nach anfänglichen Verlusten wieder. Ein Fass (159 Liter) Nordseeöl der Sorte Brent kostete am frühen Nachmittag mit rund 99 Dollar 1,3 Prozent mehr als am Vorabend. US-Leichtöl der Sorte WTI notierte mit 87,91 Dollar 1,4 Prozent im Plus. Allerdings sprachen Händler von einer technischen Erholung.
Der Preisrückgang um zehn Prozent seit Monatsbeginn sei übertrieben, hieß es. Noch am Morgen war Brent um ein Prozent auf ein neues Neun-Monats-Tief von 96,75 Dollar gerutscht. Wie nachhaltig die Erholung sei, bleibe abzuwarten. Möglicherweise könnten nur Förderkürzungen der Opec einen stärkeren Preisverfall verhindern, erklärten einige Händler.
Die Analysten der Commerzbank verweisen in ihrem Tageskommentar auf die Nachfragesorgen nach zuletzt schwächeren Konjunkturdaten aus den beiden wichtigsten Ölverbrauchsländern USA und China. Dieser gehe zudem mit dem Anstieg der US-Ölproduktion auf das höchste Niveau seit Juli 1992 einher, was auf die Marktstimmung drücke. "Im Zuge dessen dürften weitere Finanzanleger aus dem Ölmarkt aussteigen, was den Preisrückgang verstärkt", schlussfolgerten die Experten. Die Analysten der Bank of America/Merril Lynch schließen nicht aus, dass der Brent-Preis noch unter 95 Dollar sinken wird.
Handlungsbedarf unter 100 Dollar
Die Opec-Länder müssten die Einberufung einer Sondersitzung diskutieren, sollte der Ölpreis länger unter 100 Dollar bleiben, forderte der iranische Ölminister Rostam Qasemi. Bislang hat sein Vorschlag aber wenig Widerhall im Kartell gefunden. Die nächste reguläre Opec-Sitzung findet am 31. Mai statt. "Solange es von Saudi-Arabien, Kuwait und den Vereinigten Arabischen Emiraten kein Signal für eine Angebotskürzung gibt, dürfte der Ölpreis weiter fallen", sagten unterdessen die Analysten der Commerzbank voraus.
Quelle: ntv.de, DJ/dpa