Marktberichte

Dax-Kater statt Samba-Fieber Kursrutsch sorgt für lange Gesichter

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Zieht Deutschland ins Finale der Fußball-WM ein? Am deutschen Aktienmarkt gehen die Anleger der Frage nach, wie überzeugend Alcoa die Berichtssaison einläutet. Das Problem: Die Kurse purzeln bereits vorab und rufen die Charttechniker auf den Plan.

Zum Wochenstart büßt der Dax ein Prozent ein, die Gegenreaktion am Dienstag bleibt aus und für die Kurse geht es weiter abwärts. Der deutsche Leitindex markierte sein Tagestief bei 9772,34 Punkten - und damit unterhalb der charttechnisch wichtigen Unterstützung von 9800 Zählern.

Zum Handelsschluss stand beim Dax ein Minus von 1,3 Prozent bei 9773 Punkten. Der MDax schloss 1,4 Prozent tiefer bei 16.457 Zählern. Der TecDax ging 1,3 Prozent leichter bei 1303 Stellen aus dem Handel. Auch die Wall Street wies erneut Verluste auf.

Charttechnik rückt in den Blick

"Der eine oder andere Anleger macht erst einmal Kasse", resümierte n-tv-Börsenexpertin Sibylle Scharr. Grund für die Verkäufe war Händlern zufolge die Nervosität vor der am Abend beginnenden Bilanzsaison in den USA.

Zum Problem wird nun aber die charttechnische Situation des Leitindex. Die Unterstützungsmarke von 9800 Zählern wurde durchbrochen. Ein Verkaufssignal, erklärte ein Händler. Zuletzt hatte der deutsche Leitindex im Mai unter der Marke von 9800 Zählern geschlossen. Seither hat er sich stets bis Handelsschluss wieder auf über 9800 Zähler gerettet.

Nervöses Warten auf Alcoa

"Die Messlatte für die Quartalsberichte der Unternehmen liegt hoch. Die Frage ist, ob sie diese überspringen können", meinte ein Händler. Das dürfte auch der Grund für die Verkäufe am Vortag gewesen sein, hieß es. "Die bevorstehende Berichtssaison sorgt für Zurückhaltung bei den Investoren", sagte auch Masayuki Doshida, Marktstratege bei Rakuten Securities. Die Markterwartung an die Quartalszahlen der Unternehmen sei hoch und enthalte daher Enttäuschungspotenzial.

Aus Sicht der Märkte sei vor allem die Prognose von Alcoa für die weltweite Nachfrage nach Metallen wichtig, sagte Jasper Lawler von CMC Markets. Der US-Konzern markiert traditionell den Beginn der Ergebnisvorlage. Während der Aluminiumpreis in diesem Jahr schwach gewesen sei, habe der Aktienkurs von Alcoa seit Jahresbeginn um rund 40 Prozent zugelegt. "Auf diesem hohen Niveau muss das Unternehmen den Turnaround bei den Umsätzen schaffen, um weiter das Vertrauen der Investoren zu haben", sagte Lawler.

Insgesamt rechnen Anleger für die Berichtsaison in den USA bei den Unternehmen aus dem S&P-500 mit einem Plus von 4,9 Prozent. Dabei wurden die Gewinnschätzungen im Vorfeld so wenig zurückgenommen wie zuletzt für das zweite Quartal 2011.

Zykliker unter Abgabedruck

Vor Alcoa gaben etliche konjunkturzyklische Titel überproportional nach. Im Dax zählten BASF, Deutsche Post, HeidelbergCement, Lanxess und Linde dazu. Im MDax waren Fuchs Petrolub, Kuka, Salzgitter und SGL Carbon betroffen.

Im positiven Bereich notierten zu Handelsbeginn auch die Autowerte BMW und Daimler. Allerdings drehten sie später ins Minus und gaben 1,3 und 1,7 Prozent ab. Auch Volkswagen büßten ein: 2,0 Prozent. Die veröffentlichten Absatzzahlen zum ersten Halbjahr stützten also nicht lange.

Commerzbank im Blick

Der Kurs der Commerzbank-Aktie fiel um 5,6 Prozent auf den niedrigsten Stand seit sieben Wochen. Wegen Verstößen gegen Iran-Sanktionen droht der Bank einem Bericht der "New York Times" zufolge eine Zahlung von 500 Millionen US-Dollar. "Auf dem Aktienkurs lastet vermutlich die Sorge, dass die Rückstellungen der Commerzbank nicht ausreichen, aufgestockt werden müssen und dann den Gewinn auffressen", sagte ein Aktienhändler.

"Sollte die Commerzbank für diesen konkreten Fall bislang keine Risikovorsorge getroffen haben, dann könnte das Vorsteuerergebnis in diesem Jahr um 30 bis 40 Prozent belastet werden", erklärte ein Analyst, der namentlich nicht genannt werden wollte. Auf Basis der Konsensprognose für 2015 würde das Ergebnis vor Steuern der Bank um etwa 20 Prozent belastet, ergänzte er.

Die Commerzbank hat im Geschäftsbericht für 2013 für Prozesse und Regresse Rückstellungen von insgesamt 934 Millionen Euro gebildet. Die Bank nennt in diesem Zusammenhang ausdrücklich Ermittlungen in den USA wegen möglicher Verstöße "gegen US-Embargobestimmungen insbesondere gegenüber dem Iran, Sudan, Nordkorea, Myanmar und Kuba". Neben der Coba rutschten auch Deutsche Bank ab: 2,1 Prozent.

ManUnited bald in Adidas?

Adidas verloren 0,6 Prozent. Am Markt gab es Spekulationen über einen möglichen Einstieg des Konzerns beim 20-fachen englischen Fußballmeister Manchester United. Bisher wird der vom Ausrüsterkonkurrenten Nike gesponsort. Nike werde seinen Ausrüster-Kontrakt mit dem zwanzigfachen englischen Meister aus Kostengründen nicht erneuern, sagte ein mit den Verhandlungen Vertrauter. Nike stellt dem Verein seit 2002 die roten Trikots, die Vereinbarung läuft kommendes Jahr aus. Adidas und Manchester United wollten sich dazu nicht äußern.

ManUnited strich aus dem Vertrag in der Saison 2012/2013 inklusive der Merchandising-Erlöse, also des Verkaufs von Trikots an Fans, rund 38 Millionen Pfund (umgerechnet 48 Millionen Euro) ein. Medienberichten zufolge will der Verein, der die vergangene Saison auf dem siebten Tabellenplatz der Premier League beendete, mit einem neuen Vertrag auf 60 Millionen Pfund (76 Millionen Euro) pro Spielzeit kommen.

Siemens vor Spartenverkauf?

Siemens gaben 2,0 Prozent ab. Hier ergab es Spekulationen darüber, dass der Konzern vor einem Verkauf seiner Krankenhaus-IT-Sparte steht. Das berichtete Bloomberg. Siemens selbst äußerte sich nicht dazu.

Lufthansa im Sinkflug

Die Titel von Air France-KLM brachen um zeitweise rund 5 Prozent ein. Der Konzern hatte den Gewinnausblick (EBITDA) um rund 10 Prozent gesenkt. Das Unternehmen verwies auf die schwache Nachfrage und einen Umsatzeinbruch im Geschäft mit Venezuela. Auch die Wettbewerber gingen danach in den Sinkflug. So verloren Lufthansa 3,8 Prozent.

Druck auf Aareal wächst

Im MDax fielen die Titel der Aareal Bank um 2,1 Prozent. Finanzkreisen zufolge hat die Aareal Bank ein Auge auf den Immobilienfinanzierer Westimmo geworfen. Ein solches Deal könnte bedeuten, dass es vorläufig keine Sonderdividende mehr geben wird, warnte ein Analyst. Die rote Laterne hielten erneut Sky Deutschland mit einem Abschlag von 4,3 Prozent. Am Vortag hatte schon ein kritischer Analystenkommentar die Titel belastet.

Wyser-Pratte reduziert bei Kuka

Der US-Investor Guy Wyser-Pratte zieht sich als Aktionär aus dem Roboter- und Anlagenbauer Kuka weiter zurück. Wyser-Pratte verkaufte 25.000 Kuka-Aktien für rund 1,1 Millionen Euro. Damit reduziert er erneut seinen Anteil an dem Unternehmen, der im Mai 2013 unter die meldepflichtige Schwelle von drei Prozent gerutscht war. Der US-Investor bleibt Aufsichtsrat bei Kuka. Wyser-Pratte war 2003 in die Vorgängerfirma IWKA eingestiegen und hatte dort eine Strategieänderung und die Konzentration auf das lukrative Roboter-Geschäft erzwungen. Mehrere Vorstände und Aufsichtsräte mussten unter seinem Druck gehen. Kuka-Titel verloren 2,3 Prozent.

Airbus fliegt höher

Eine Kaufempfehlung der UBS machte Airbus Dampf. Die Titel zogen 0,5 Prozent nach oben. Für die Analysten sind dabei die Einführung des A330neo sowie die Flugzeug-Messe Farnborough Air die Katalysatoren.

Kursrakete

Die Übernahmeofferte von Aalberts katapultierte Impreglon auf ein Sechsjahreshoch. Die Aktien des Lüneburger Anbieters von Oberflächen-Beschichtungen stiegen zeitweise um ein Viertel. Das war der größte Tagesgewinn der Unternehmensgeschichte. Dabei wechselten innerhalb der ersten Handelsstunde bereits mehr als 36 Mal so viele Impreglon-Papiere den Besitzer wie an einem gesamten Durchschnittstag. Der niederländische Konzern Aalberts bietet 14 Euro je Impreglon-Aktie. Er peilt eine Annahmequote von 75 Prozent an.

Quelle: ntv.de, bad/mmo/DJ/dpa/rts

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