Ein Auge auf den US-Konsum Dax rekordmüde erwartet
26.11.2013, 08:19 Uhr
Stabiler Höhenflug mit sanfter Landung knapp unter 9300: Die Montagskurve im Dax.
(Foto: REUTERS)
An der Börse steht Anlegern voraussichtlich ein vorsichtig-freundlicher Handelsauftakt bevor: Im Vorfeld richtungsweisender Konjunkturdaten aus den USA befassen sich Analysten zunächst noch mit dem Iran-Abkommen, einem Bayer-Angebot und der nachlassenden Luxus-Nachfrage in China.
Nach seinem jüngsten Kursanstieg dürfte der Dax am Dienstag kaum verändert in den Handel starten. Die Marktbeobachter bei Lang & Schwarz rechneten am Morgen mit einem Startkurs von 9312 Punkten, was einem Aufschlag von 0,1 Prozent entspricht.
Zu Wochenbeginn war der deutsche Leitindex um 0,9 Prozent auf 9299,95 Punkte gestiegen und hatte damit so hoch wie noch nie zuvor geschlossen. Fallende Ölpreise nach dem Durchbruch im Atomstreit mit dem Iran hatten die Investoren in Aktien getrieben. Die Optionsprämien auf Dax-Optionen preisen für den bevorstehenden Handelstag eine Schwankungsbreite im Dax von 64,90 Punkten oder 0,70 Prozent um den Schlusskurs vom Vortag ein. Das entspricht einer Kursbewegung auf bis zu 9365 Punkte nach oben und 9235 Punkte nach unten.
Auf Unternehmensebene zog am Morgen ein Milliardengeschäft bei Bayer einige Aufmerksamkeit auf sich: Der norwegische Pharmakonzern Algeta hat den Erhalt eines Übernahmeangebot von Bayer bestätigt. Der Leverkusener Pharma- und Chemiekonzern biete 336 Kronen (umgerechnet rund 40 Euro) je Aktie, teilte Algeta mit. Die Transaktion hätte damit ein Volumen von knapp 1,8 Milliarden Euro. Es sei aber nicht sicher, dass das Angebot auch zu einer Übernahme führen werde, erklärte Algeta. Die "Frankfurter Rundschau" (FR) hatte bereits am Vorabend vorab über das Vorhaben berichtet.
Strategische Zustimmung
Algeta arbeitet mit Bayer schon seit längerem bei dem Krebsmittel Xofigo zusammen. Das Präparat zählt zu den fünf wichtigsten neuen Arzneien von Bayer. Konzernchef Marijn Dekkers traut Xofigo - alle Therapiefelder zusammengenommen - mehr als eine Milliarde Euro Umsatz im Jahr zu. Xofigo gibt radioaktive Alphastrahlung ab und soll so gezielt gegen Krebszellen in den Knochen wirken. Erst unlängst wurde die Arznei in Europa zur Behandlung von Prostatakrebs-Patienten mit Knochenmetastasen zugelassen. In den USA ist Xofigo bereits auf dem Markt.
Beobachter werteten den Übernahmeversuch als positiv für Bayer. "Das ist nur eine mittelgroße Übernahme, die leicht zu stemmen sein sollte", sagte ein Händler. "Vor allem weckt das Volumen von rund 1,7 Milliarden Euro keine Angst vor einer Kapitalerhöhung - das ist das Wichtigste". Strategisch passe Algeta gut zu Bayer, da beide Firmen bereits seit Jahren zusammenarbeiteten. Zudem sei die Sparte der Anti-Krebsmittel ein Wachstumsmarkt, was den Aufschlag auf die Aktie rechtfertige. "Es deutet sich zudem an, dass das Ganze von langer Hand geplant worden ist", ergänzt ein anderer Händler.
K+S-Konkurrent erklärt den Markt
Bayer habe das Übernahmeangebot am Morgen auffallend schnell vorgelegt, nachdem die Presse noch von einem ersten Interesse berichtet hatte. Allerdings lag der im FR-Bericht genannte Übernahmepreis weit unter dem nun von Bayer aktuell vorgelegten Volumen. Auch im Aktienkurs von Algeta habe es zuvor keinerlei Hinweise auf eine Spekulation darauf gegeben: "Der lief die letzte Woche nur seitwärts".
Abgesehen davon dürften im Dax die Aktien von K+S erneut im Vordergrund stehen. Grund ist die Investorenkonferenz beim norwegischen Konkurrenten Yara, die am Morgen beginnt. "Der Markt wird ganz genau auf jede Indikation achten, wie ihre Erwartung für den Kalipreis ist", erklärte ein Händler. Vor allem negative Aussagen könnten K+S leicht erneut unter Druck bringen. Schon in den bisherigen Aussagen Yaras sei betont worden, dass nur die regionale und produktspezifische Diversifizierung des Unternehmens vor einem Margenverfall schütze.
Endet der Luxus-Boom in China?
Eine Unternehmensnachricht aus der zweiten Reihe zieht am Morgen noch die meiste Aufmerksamkeit auf sich: Der Modekonzern Hugo Boss muss sein mittelfristiges Margenziel wegen Investitionen in das Geschäftsnetz verschieben. Die angestrebte Vorsteuerrendite von 25 Prozent werde erst nach 2015 erreicht, teilte der Konzern im Rahmen eines "Investorentages" in Hongkong mit. Die Umsatzprognose von drei Milliarden Euro für 2015 bleibe aber nach wie vor bestehen, hieß es.
Im vergangenen Jahr verzeichnete Hugo Boss ein Umsatzplus von 14 Prozent auf rund 2,3 Milliarden Euro. Das bereinigte Vorsteuerergebnis stieg um 13 Prozent auf 529 auf Millionen Euro, die bereinigte Ebitda-Marge lag bei 22,6 Prozent. Erstmals seit drei Jahren wird die Luxusgüterbranche in diesem Jahr nicht zweistellig wachsen.
Die Beraterfirma Bain & Co sieht den Umsatz global um 2 Prozent auf 217 Milliarden US-Dollar steigen. Dies liegt vor allem an der nachlassenden Dynamik Chinas. Viele Luxusgüterkonzerne klagten in ihren jüngsten Quartalberichten über maue Geschäfte in der Volksrepublik. Hugo Boss ist dennoch optimistisch. Für 2013 erwartet das Unternehmen sowohl beim Umsatz als auch beim bereinigten operativen Ergebnis ein Wachstum von 6 bis 8 Prozent.
Die Impulse des Tages
Am Tag nach der Hauptversammlung werden die Aktien des Fußballclubs Borussia Dortmund ex dividende gehandelt. In den USA veröffentlicht am Nachmittag (MEZ) unter anderem der US-Computerkonzern Hewlett-Packard (H&P) seine Geschäftszahlen.
Insgesamt rechnen Beobachter am zweiten Handelstag der Woche zunächst mit wenig veränderten Kursen an den großen europäischen Börsenplätzen. Die Aussichten an den Aktienmärkten seien allerdings weiterhin positiv, hieß es. Analysten der französischen Großbank Credit Agricole sprachen von einem grundsätzlich gesunden Umfeld, auch wenn es immer wieder zu Gewinnmitnahmen kommen dürfte. Die überschaubare Lage im Terminkalender spreche für ein ruhiges Geschäft am Berichtstag.
Herausragender Punkt auf der Tagesordnung sind die neuen Hinweise zum Verbrauchervertrauen in den USA am Nachmittag. Analysten rechnen bei dem vom Conference Board berechneten Index für November mit einem leichten Anstieg von 71,2 auf 73 Punkte. Eine Stimmungsverbesserung käme den Einzelhändlern gerade gelegen. Am Donnerstag feiern die Amerikaner "Thanksgiving"; das Erntedankfest markiert traditionell den Beginn des Weihnachtsgeschäfts. Daneben gibt es noch Daten aus dem Immobilienmarkt mit Baugenehmigungen und dem Case/Shiller-Hauspreisindex für September.
Die Vorgaben aus Asien fallen durchwachsen aus: Die Börse in Tokio verzeichnete leichte Verluste. Beobachter sprachen von kurzfristigen Gewinnmitnahmen. Der Nikkei-Index für 225 führende Werte büßte um 103,89 Punkte oder 0,66 Prozent ein und schloss beim Stand von 15.515,24 Punkten. Der breit gefasste Topix gab um 6,59 Punkte oder 0,52 Prozent auf den Schlussstand von 1253,02 Zählern nach.
Die US-Aktienmärkte hatten sich am Vorabend trotz der Einigung im Streit um das iranische Atomprogramm uneinheitlich entwickelt. Der Dow-Jones-Index setzte seine Rekordjagd fort und schloss mit einem Plus von 0,05 Prozent bei 16.072,54 Punkten. Im Verlauf hatte der US-Leitindex bei 16.109,63 Punkten erneut eine Bestmarke aufgestellt. Der marktbreite S&P-500 legte hingegen eine Atempause ein. Er schloss 0,13 Prozent tiefer bei 1802,48 Punkten. Der Technologiewerteindex Nasdaq 100 gewann 0,16 Prozent auf 3427,49 Punkte. Der breiter gefasste Nasdaq-Composite stieg vorübergehend erstmals seit dem Jahr 2000 auf mehr als 4000 Punkte, konnte diese Marke aber nicht bis zum Schluss halten.
Fallende Ölpreise nach dem Iran-Abkommen hatten zu Wochenbeginn die Anleger in die europäischen Aktienmärkte gelockt: Der Dax beendete den Montagshandel 0,9 Prozent fester bei 9299,95 Punkten und damit nur hauchdünn unter der 9300er-Marke. Abermals schloss der Dax damit so hoch wie noch nie. Das im Verlauf erreichte Allzeithoch von 9323 Punkten konnte der Leitindex nicht bis zum Schluss halten.
Der Eurostoxx50 legte 0,6 Prozent zu und hinkte dem Dax damit hinterher. "Dies könnte ein Zeichen sein, dass sich institutionelle Investoren mehr und mehr zurückziehen, was als klares Warnsignal zu werten wäre", erklärte Jens Klatt von DailyFX. Je weiter die Kurse nun stiegen, umso wackeliger werde das Fundament. Nachhaltige Kursgewinne sollten von höheren Umsätzen und damit einer breiteren Nachfrage untermauert werden. Der MDax beendete den Montag mit einem Aufschlag von 0,50 Prozent auf 16.229,59 Punkte. Der TecDax schloss 0,85 Prozent fester auf 1145,20 Punkte.
Quelle: ntv.de, mmo/DJ/dpa/rts