Inside Wall Street Nützliche Spenden
27.08.2008, 22:00 UhrWas hatten sich die Amerikaner empört, als die Olympiade in Peking mehr Show als Substanz war. Doch zuhause sieht es nicht besser aus: Seit Montag tagen die Demokraten in Denver, nächste Woche treffen sich die Republikaner in Minneapolis, und beide Parteitage sind Riesen-Inszenierungen - die zig Millionen Dollar kosten.
Finanziert wird die Sause - wie könnte es anders sein - über Sponsoren aus der Freien Wirtschaft, die sich für ihre Politiker mächtig ins Zeug legen. Und denen von vorneherein erklärt wird: Wer hier mitspielen will, der muss die Taschen weit öffnen. Schließlich kosten die Parteitage richtig Geld: 40 Millionen Dollar hauen die Demokraten auf den Putz, die Republikaner-Show kostet gar 58 Millionen Dollar.
Die Diskrepanz schlägt sich auf die Sponsorenpakete durch: Bei den Demokraten kann man sich ab einer Million Dollar unter den Hauptsponsoren einreihen, bei den Republikanern sind fünf Millionen Dollar fällig, um in die höchste Kategorie zu kommen.
Dafür gibt es dann aber auch ein dickes Leistungspaket: VIP-Logen für alle wichtigen Reden, Tickets zu Exklusivveranstaltungen mit Gouverneuren, Senatoren und Bürgermeistern, Mittagessen mit anderen Sponsoren und Parteigrößen es gibt auf jeden Fall zuhauf Gelegenheit, Politik und Geschäft zu mischen.
Zudem dürften die Hauptsponsoren ihre Banner auf die jeweiligen Webseiten der Versammlungen setzen, ihre Poster aufhängen und die Gift Bags für Delegierte und Journalisten bestücken.
Am wichtigsten ist aber allein, dass man als Sponsor wahrgenommen wird, denn große Geldspenden verschaffen den Unternehmen Nähe zu den Politikern und könnten durchaus einmal helfen, Gesetzesvorlagen in die opportune Richtung zu lenken. Auf die Partei kommt es dabei gar nicht an. Viel wichtiger ist, dass der nächste Präsident - Barack Obama oder John McCain - von der großzügigen Unterstützung erfährt.
Und weil das so ist und weil die Umfragen für die Wahlen im November erneut ein recht knappes Ergebnis voraussagen, engagieren sich die größten amerikanischen Konzerne bei Demokraten und Republikanern. Von den zahlungskräftigen Dow-Konzernen sind etwa Coca-Cola, 3M, Pfizer, Merck, Microsoft und AT&T bei beiden Parteitagen mit von der Partie, und auch sonst decken sich die Listen ziemlich. Die meisten Unterstützer kommen hier und da aus der Pharmabranche, Telekom und aus dem Finanz- und Versicherungssektor - drei Bereiche, in denen die enge Zusammenarbeit mit der Regierung ganz besonders wichtig ist.
Wirklich stolz sind die Amerikaner auf diese offensichtliche Verquickung von Geld und Macht nicht, allein: Sie ist einfach nicht zu vermeiden. Erst vor ein paar Jahren hat ausgerechnet der jetzige republikanische Kandidat John McCain die Parteienfinanzierung reformiert, um Bestechung einzudämmen. Wohlweislich hat er in seine Vorlage aber Hintertürchen eingebaut, die der Kongress nicht geschlossen hat. Jetzt sind zwar die Spenden an einzelne Kandidaten genau begrenzt, doch sind die Kommitees hinter den Parteitagen von jeder Kontrolle ausgenommen - hier können die Unternehmen also klotzen.
Das heißt: Wer auch immer im November als Sieger aus dem anderthalb Jahre langen Wahlkampf hervorgeht, der hat - wie es immer schon war - erneut die Konzerne im Nacken, die darauf hoffen, dass ihnen Spenden für Essen und Trinken und das große Feuerwerk beim Parteitag dereinst vergoldet werden.
Quelle: ntv.de