Marktberichte

Notenbanken im Goldrausch Ölpreise sacken weiter

Der Handel an den Rohstoffmärkten wird von Konjunktursorgen belastet. Die Ölpreise geben noch einmal leicht nach. Vom Vertrauensverlust an den Kapitalmärkten profitiert weiterhin der Goldpreis. Notenbanken kaufen Gold tonnenweise.

Ein Barrel (159 Liter) Rohöl der Nordseesorte Brent zur Auslieferung im September verbilligte sich um rund ein Prozent auf 112,07 US-Dollar. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur September-Lieferung fiel ebenfalls noch einmal um ein Prozent auf 91,02 Dollar. Beim US-Öl ist es bereits der fünfte Handelstag mit sinkenden Preisen.

In Gold investiert? Schwein gehabt!

In Gold investiert? Schwein gehabt!

(Foto: REUTERS)

Solle die Weltkonjunktur ins Straucheln kommen, könnte auch die Nachfrage nach Öl nachlassen, erklärten Händler. So stiegen in den USA die Benzinvorräte in der vergangenen Woche schon stärker als erwartet, und auch die Rohölbestände legten zu. Die Commerzbank hat ausgerechnet, dass die Benzinnachfrage in den vergangenen vier Wochen in den USA 3,6 Prozent niedriger als vor Jahresfrist liegt. Als weiteren Grund für den Preisrückgang nannten Händler den Anstieg des Dollar. Dadurch verliere Öl für Anleger aus dem Nicht-Dollar-Raum an Attraktivität.

Am Mittwoch hatten erneut enttäuschende Konjunkturdaten aus den USA die Furcht der Investoren vor einem schwachen Wirtschaftswachstum verstärkt und den Handel an den Ölmärkten unter Verkaufsdruck gesetzt. Außerdem ließ ein erneuter Anstieg der US-Ölreserven die Preise weiter abrutschten. Im asiatischen Handel haben sich die Lage am frühen Morgen aber wieder etwas beruhigt, hieß es von Händlern.

Anleger im Goldrausch

Der Goldpreis war am Vortag wieder auf ein Rekordhoch gestiegen. Für 31,1 Gramm - oder eine Feinunze - des Edelmetalls wurden zeitweise mehr als 1670 Dollar gezahlt. Damit ist der Goldpreis innerhalb von 16 Handelstagen neunmal auf einen neuen Rekordwert gestiegen. Heute wurde er einen Tick niedriger gehandelt. Experten gehen allerdings davon aus, dass der Aufwärtstrend ungebrochen ist.

"Von Lehman über Griechenland bis zu den Spekulationen über eine Zahlungsunfähigkeit der USA - Krisen haben Konjunktur, und da muss man sich über den Anstieg beim Goldpreis gar nicht wundern", sagte LBBW-Rohstoffanalyst Frank Schallenberger.

Das Vertrauen in die großen Währungen hat der Kapitalmarkt verloren, Obwohl der Goldpreis von einem Allzeithoch aufs nächste klettert, schichten Notenbanken einen Teil ihrer Währungsreserven um. Anfang der Woche gab die koreanische Zentralbank bekannt, dass sie rund 25 Tonnen Gold gekauft hat - zum ersten mal seit zehn Jahren. Anfang Mai hatte Mexiko eine Aufstockung seiner Goldbestände im Wert von mehr als vier Milliarden Dollar gemeldet. Das war der drittgrößte Goldkauf der vergangenen zehn Jahre. Mexiko besitzt damit nun über 100 Tonnen Gold. Auch Russland und China diversifizieren ihre Währungsreserven mit Gold. Damit verunsichern die Notenbanken die Anleger und treiben den Bedeutungsverlust des Dollars als Leitwährung voran.

"Kein großer Knall"

Die Gefahr einer Blase sieht Frrank Schallenberger deshalb nicht: "Einen großen Knall wird es wohl nicht geben. Korrekturen ja, aber grundsätzlich kann ich mir vorstellen, dass der Preis noch in Richtung 1800 Dollar steigt." Zu Jahresbeginn war Gold mehr als 250 Dollar (knapp 18 Prozent) günstiger. Vor genau einem Jahr wurden fast 500 Dollar weniger gezahlt. Seit der Finanzkrise 2008 hat sich das Edelmetall stetig verteuert; kurz vor dem Zusammenbruch der US-Bank Lehman Brothers war die Feinunze für weniger als 800 Dollar zu haben.

Angst vor der Schuldenkrise

Globale Konjunktursorgen, Spekulationen über ein neues Stützungsprogramm der US-Notenbank (Fed) und eine nachlassende Wachstumsdynamik in den Schwellenländern minimierten die von Anlegern angesteuerten "sicheren Häfen" in den vergangenen Wochen. Davon profitiert zu einem Großteil der Goldpreis. Auch Rohstoffwährungen wie der australische Dollar zuletzt spürbar an Attraktivität gewonnen. 

Quelle: ntv.de, ddi/dpa/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen