80 Dollar je Fass denkbar Opec-Chef wiegelt ab
29.07.2008, 12:02 UhrDer US-Ölpreis ist über die Marke von 125 US-Dollar gestiegen. Ein Barrel (159 Liter) der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im September kostete im asiatischen Handel 125,10 US-Dollar, das sind 37 Cent mehr als zum Handelsschluss am Vortag. Der Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent zur Auslieferung im September stieg um 34 Cent auf 126,18 US-Dollar. Die anhaltenden Spannungen um das Atomprogramm des Iran hielten den Ölpreis hoch, sagten Händler in Singapur. Hinzu kämen die Unruhen im afrikanischen Ölförderland Nigeria. Der Ölpreisanstieg dürfte jedoch vor der Veröffentlichung der wöchentlichen Rohöllagerbestände in den USA am Mittwoch begrenzt bleiben. Die Lagerbestände sollten erneut eine rückläufige Nachfrage in den USA signalisieren. Zuletzt hatten Anzeichen für einen Rückgang der Rohölnachfrage in den Industriestaaten den Ölpreis merklich unter Druck gesetzt.
Der Preis für Rohöl der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) ist zu Wochenbeginn weiter gestiegen. Wie die Opec mitteilte, verteuerte sich der Preis für ein Barrel (159 Liter) Rohöl am Montag um 65 Cent auf 123,19 US-Dollar. Die Opec berechnet ihren Ölpreis auf der Basis von 13 Sorten des Kartells.
Die Opec hält langfristig einen Ölpreis von 80 US-Dollar pro Barrel für denkbar. Voraussetzung hierfür sei, dass der Dollar weiter zulege und die Ängste vor einem internationalen Konflikt nachließen, sagte Opec-Präsident Chakib Chelil. "Der Preis von 123 Dollar pro Barrel ist nicht normal", sagte er.
Der algerischer Ölminister betonte zudem, dass die Opec-Staaten auch bei sinkenden Preisen eine ausreichende Versorgung gewährleisten würden. Ob bei der nächsten Opec-Sitzung im September Einschnitte bei den Fördermengen zu erwarten seien, ließ er offen. Das hänge von den Marktbedingungen ab, sagte er.
Der Ölpreis war am Dienstag unter anderem wegen Anschlägen auf Pipelines im Niger-Delta auf 125 Dollar je Barrel angestiegen. Vor gut zwei Wochen hatte er zeitweise über 147 Dollar gelegen
Energiekonzern im Delta
Am Montag hatten nigerianische Rebellen nach eigenen Angaben Anschläge auf zwei wichtige Rohöl-Pipelines verübt. Sprengstoffexperten hätten die Leitungen im Niger-Delta in den Morgenstunden manipuliert, teilte die Bewegung für die Emanzipation des Niger-Deltas (Mend) mit. Der Erdöl-Konzern Royal Dutch Shell erklärte, Hinweise auf einen Anschlag auf die Nembe-Creek-Pipeline würden untersucht. Ob die Produktion beeinträchtigt worden sei, stehe noch nicht fest. Der US-Rohölpreis reagierte auf die Meldung mit einem Anstieg um 1,71 Dollar auf 124,97 Dollar.
Die von Shell betriebene Pipeline durch schwer zugängliche Waldgebiete im Niger-Delta ist schon mehrfach Ziel von Anschlägen gewesen. Wegen der Gewalttaten der Mend ist die Ölförderung in Nigeria seit Anfang 2006 um rund ein Fünftel zurückgegangen. Die Rebellen kämpfen nach eigenen Angaben für mehr Kontrolle über die Bodenschätze im verarmten und durch die Ölförderung stark verschmutzten Delta.
Quelle: ntv.de