Im Sog der Notenbanken Rohöl wittert die Zinsen
30.04.2013, 12:27 Uhr
Ein Warenkreislauf gewaltigen Ausmaßes: Riesige Tankschiffe transportieren das Öl aus den Förderregionen in die Nähe der Verbraucher.
(Foto: REUTERS)
Nichts treibt die Preise im internationalen Rohstoffhandel stärker als eine nachhaltige Belebung der Weltwirtschaft: Weil klare Anzeichen dafür weiterhin fehlen, hoffen Investoren nun auf unmissverständliche Ansagen der Währungshüter.
Die Aussichten auf eine weiterhin zaghafte Erholung der Weltwirtschaft machen Rohstoffanlegern weiterhin schwer zu schaffen. Rohöl der Nordseesorte Brent notierte bei 103,83 Dollar je Barrel und damit 2 Cent über Vorabendniveau. Der Preis für ein Fass der US-Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) legte um 5 Cent auf 94,55 Dollar zu. Der Kurs des Industriemetalls Kupfer notierte 0,5 Prozent tiefer bei 7120,00 Dollar je Tonne.
Der Ölmarkt habe vor den Leitzinsentscheidungen der US-Notenbank und der Europäischen Zentralbank (EZB) in dieser Woche eine abwartende Haltung eingenommen, sagten Händler. Zudem sei auch der wirtschaftliche Ausblick mit Unsicherheiten belastet.
Viele Anleger warteten zudem auf chinesische Konjunkturdaten, hieß es. Dazu kämen auch noch die Ergebnisse der anstehenden Ratssitzungen der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) und Europäischer Zentralbank (EZB), sagte Analyst Andrej Krjuschenkow von der VTB Bank. "Davor erwarten wir keine großen Kursbewegungen und geringe Handelsumsätze."
Wenn der Bedarf schmilzt
Beim Öl sei auch nach den Notenbank-Sitzungen keine deutliche Erholung der Preise in Sicht, meinte dagegen Carl Larry, Chef von Oil Outlook and Opinions. Denn den Nachfrage-Rückgang im rezessionsgeplagten Europa könnten die USA und Asien nicht kompensieren. "Die Lücke ist einfach zu groß."
Die Ungewissheit über den weiteren geldpolitischen Kurs der Fed sorgt auch unter Gold-Anlegern für Zurückhaltung. Der Preis für das Edelmetall fiel am Dienstag in der Spitze um ein Prozent auf 1461 Dollar je Feinunze. Sollten die Währungshüter ihre lockere Geldpolitik beibehalten, dürfte Gold als Inflationsschutz wieder in den Mittelpunkt rücken, sagten Händler.
Die Spitzen der Fed wollten am Dienstag zu einer zweitägigen Sitzung zusammenkommen. Die Währungshüter hatten die Aufkäufe von Staats- und Immobilienanleihen im vergangenen Dezember auf eine monatliche Summe von 85 Mrd. Dollar erhöht. Zuletzt waren Forderungen nach einem baldigen Ausstieg aus dem Programm laut geworden.
"Backloading" in Brüssel
Am Markt für Verschmutzungsrechte hat die Europäische Union Händlern zufolge am Dienstag 3,462 Mio. Emissionszertifikate zum Preis von 3,23 Euro je Tonne ausgestoßenes CO2 verkauft. Die Nachfrage habe das Angebot um das Dreifache übertroffen. Die bereits gehandelten Verschmutzungspapiere notierten 1,2 Prozent tiefer bei 3,28 Euro je Tonne CO2.
Mit CO2-Zertifikaten erwerben Unternehmen das Recht, Treibhausgase auszustoßen. Der Handel soll einen Anreiz dafür schaffen, das Geld in eine klimafreundliche Modernisierung der Produktion zu stecken. Als Folge der Schuldenkrise ist die europäische Industrieproduktion in den vergangenen Jahren aber zurückgegangen. Daher gibt es ein großes Überangebot an Emissionszertifikaten.
Die EU-Kommission wollte durch eine vorübergehende Verknappung ("Backloading") den seit Jahren anhaltenden Preisverfall dieser Papiere aufhalten, scheiterte damit aber am Widerstand des Europäischen Parlaments. Derzeit kosten CO2-Zertifikate gut 80 Prozent weniger als im Mai 2011.
Quelle: ntv.de, mmo/rts