Anleger räumen Depots auf Rohstoffanlagen fliegen raus
15.04.2013, 12:58 Uhr
(Foto: Reuters)
Was bis vor Kurzem undenkbar schien, ist neue Wirklichkeit: Gold gehört plötzlich zu den riskanten Anlagen. Auch die Preise für Kupfer und Öl sinken. Der Traum von einer Konjunkturerholung rückt sich mit den jüngsten Konjunkturdaten in weite Ferne.
Angesichts der an Fahrt verlierenden chinesischen Wirtschaft haben Investoren zu Wochenbeginn in großem Stil Rohstoffanlagen verkauft. Der Kupferpreis fiel um 1,7 Prozent auf den tiefsten Stand seit Juni, die Preise für US-Rohöl und für Rohöl aus der Nordsee rutschten jeweils auf ein Jahrestief.
Zeitweilig kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juni 100,89 Dollar. Das waren 2,15 Dollar weniger als am Freitag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Mai-Lieferung sank um 2,90 Dollar auf 88,39 Dollar. Zuvor hatte der Preis für US-Öl mit 88,05 Dollar den tiefsten Stand seit Mitte Dezember 2012 erreicht. Der Brent-Preis erreichte sein Jahrestief bei 100,55 Dollar.
Gold rutschte bis auf 1386 Dollar je Feinunze, erholte sich aber wieder etwas und war mit zuletzt 1403 US-Dollar je Feinunze so günstig wie seit März 2011 nicht mehr.
"Investoren sehen das Szenario einer konjunkturellen Erholung, das die Märkte in den vergangenen Monaten hoch getrieben hat, inzwischen skeptischer und deshalb verkaufen sie als riskant empfundene Anlagen", sagte Marktstratege Stan Shamu von IG Markets.
An den Aktienmärkten, die ebenfalls auf Talfahrt gingen, verbuchten Rohstoffwerte die höchsten Verluste; der europäische Branchenindex sackte um 3,4 Prozent ab. Zu den größten Verlierern zählten Anglo American und Lonmin in London mit einem Minus von 4,1 und 7,3 Prozent. Währungen aus Rohstoff-exportierenden Ländern wie der australische US-Dollar oder der südafrikanische Rand gerieten ebenfalls unter Druck.
Nachdem zuletzt schon Konjunkturdaten aus den USA enttäuscht hatten, sorgte nun die Statistik aus China für Ernüchterung. Denn der Aufschwung des weltgrößten Rohstoffkonsumenten ist im ersten Quartal unter den Erwartungen geblieben: Die Wirtschaft wuchs im Vergleich zum Vorjahr um 7,7 Prozent, das war weniger als im Vorquartal und blieb auch unter der Analystenprognose von acht Prozent.
Schon am Freitag hatten die USA als weltgrößte Volkswirtschaft enttäuschende Einzelhandelsdaten veröffentlicht. "Somit stellt sich die Nachfrage in den beiden wichtigsten Ölverbrauchsländern der Welt derzeit schwächer dar als erwartet", schreiben Experten von der Commerzbank.
"Die allseits erhoffte Beschleunigung der wirtschaftlichen Aktivität in China blieb trotz großzügiger Kreditvergabepolitik aus. Nun mehren sich die Sorgen, dass die asiatische Konjunkturlokomotive ins Stottern kommt", erklärten die Analysten der National-Bank die Reaktion an den Finanzmärkten.
Quelle: ntv.de, ddi/rts/dpa