353 Punkte weg Schläge für den Dax
06.11.2008, 17:43 UhrDer deutsche Aktienmarkt hat enttäuscht auf die Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) reagiert, den Leitzins von 3,75 auf 3,25 Prozent zu senken. Dazu kamen wachsende Rezessionsängste.
Die Börsianer hatten mit einer Senkung um 75 Basispunkte gerechnet. Zwischenzeitlich hatte der Leitindex einen Teil seiner Abschläge wieder wettgemacht, nachdem die Bank of England ihren wichtigsten Zinssatz überraschend stark um 1,50 Prozentpunkte auf 3,00 Prozent reduziert hatte.
Nach dem EZB-Entscheid fiel der Dax wieder unter die psychologisch wichtige Marke von 5000 Punkten. Zudem übten die schlecht gestarteten US-Börsen weiteren Druck auf den Leitindex aus. Er stürzte ab und schloss mit einem Minus von 6,8 Prozent bei 4814 Punkten. Der MDax verlor 5,8 Prozent auf 5561 Zähler. Der TecDax fiel um 8,6 Prozent auf 522 Punkte.
Einem Marktstrategen zufolge haben die Anleger den EZB-Zinsentscheid und die starken Kursanstiege der vergangenen zwei Wochen für Gewinnmitnahmen genutzt. Ansonsten gebe es von Unternehmensseite keine wirklich positiven Nachrichten, sagte der Experte, auch mit Blick auf die laufende Berichtssaison.
Hinzu kam die IWF-Einschätzung, wonach die Wirtschaft in den Industrieländern im nächsten Jahr erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg schrumpfen wird. Auf Ganzjahres-Basis sagte der IWF für 2009 ein Minus in den entwickelten Ländern von 0,3 Prozent nach 1,4 Prozent Wachstum 2008 voraus.
Die Titel von Adidas verbilligten sich nach Zahlen um 9,6 Prozent und waren damit der schwächste Wert im Dax. Europas größter Sportartikelhersteller hat zwar die Erwartungen der Analysten erfüllt, aber seinen Ausblick für das kommende Jahr zurückgezogen.
Von der Situation am Gesamtmarkt wurden die Quartalsberichte in den Hintergrund gedrängt. Deutsche Telekom verloren trotz positiv bewerteter Drittquartalszahlen 3,8 Prozent. Das Zahlenwerk zum Quartal sei auf breiter Front etwas besser ausgefallen als erwartet, sagte ein Analyst. Auch der Ausblick zum kommenden Jahr sei günstig.
Papiere von Henkel sackten um 7,0 Prozent ab. Das Zahlenwerk des Konsumgüterherstellers stieß bei Marktteilnehmern auf ein unterschiedliches Echo. Negativ sei, dass Henkel bei der Marge für den Gewinn vor Zinsen und Steuern das Ziel von niedrig zweistellig auf zehn Prozent gesenkt habe, hieß es.
Ebenfalls schwach präsentierten sich die Titel der Commerzbank, die um 12,4 Prozent fielen. Laut Marktanalyst Frank Geilfuß vom Berliner Bankhaus Löbbecke belastet die Meldung vom Vortag, wonach die EU-Kommission Vorbehalte gegen die staatliche Kapitalspritze von 8,2 Mrd. Euro für das Finanzinstitut hat.
Bei den Finanztiteln verbilligten sich auch Deutsche Bank und Allianz um 12,8 bzw. 10,1 Prozent.
Im MDax schossen Altana-Titel um 37,9 Prozent in die Höhe und waren damit der klare Favorit im Index. Die Milliardärin Susanne Klatten will den Chemiekonzern für rund 910 Mio. Euro komplett übernehmen. Marktteilnehmer halten das Übernahmeangebot für zu niedrig und gehen von einer Aufstockung aus.
Papiere von ProSiebenSat.1 fielen dagegen nach enttäuscht aufgenommenen Quartalszahlen um 8,2 Prozent. Auch weitere Unternehmen aus der zweiten Reihe äußerten sich mit Blick auf die zukünftige Geschäftsentwicklung skeptisch. Der Werkzeugmaschinenbauer Gildemeister ist angesichts der Ausweitung der Finanzkrise vorsichtiger für dieses Jahr geworden. Dessen Aktien sanken um 14,5 Prozent.
Fraport-Titel fielen um 1,2 Prozent. Der Flughafenbetreiber hält nach Zahlen für die ersten neun Monate an seinem Zielfest, den Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen im laufenden Jahr zu steigern.
Im TecDax fielen die Titel von Dr ägerwerk um 12,6 Prozent. Analysten und Händler zeigten sich einig, dass vor allem der Ausblick des Medizin- und Sicherheitstechnik-Herstellers für Unsicherheit sorgte. Der deutsch-amerikanische Laserspezialist Rofin-Sinar hat im Schlussquartal mehr Geschäft gemacht und dabei die Erwartungen übertroffen. Dies honorierten die Anleger aber nicht. Die Aktie fiel um 3,1 Prozent.
Quelle: ntv.de