Marktberichte

Devisen-Vorschau Schulden bleiben Thema

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(Foto: REUTERS)

Der Euro ist einer der großen Verlierer des zu Ende gehenden Jahres an den Devisenmärkten. Zum Dollar hat die Gemeinschaftswährung seit Jahresbeginn um knapp 8 Prozent abgewertet - und das, obwohl der Greenback seinerseits zu Währungen wie dem Yen, dem australischen und kanadischen Dollar oder dem Yuan kräftig gefallen ist. Weitgehend einig sind sich Devisenstrategen, dass das Thema Staatsverschuldung auch im kommenden Jahr über Wohl und Wehe der Währungen entscheiden wird. Ob der Euro davon profitiert oder erneut in die Knie geht, darüber gehen die Meinungen jedoch auseinander.

"Weil Europa beim Eindämmen der Staatsverschuldung weiter fortgeschritten ist, dürfte sich eine Schwäche des Euro auf das erste Quartal 2011 konzentrieren", argumentiert John Normand von JP Morgan. Danach werde sich der Blick der Investoren wieder den USA zuwenden, wo fortgesetzte Käufe von Staatsanleihen durch die US-Notenbank (Fed) die Realzinsen niedrig hielten. "Eine Dynamik, die negativ für den Dollar ist", meint der Devisenstratege.

Die Meinungen der Auguren für den Euro/Dollar gehen für das kommende Jahr weit auseinander. Die Danske Bank mit Sitz in Kopenhagen ist mit einer Kursprognose von 1,50 Dollar der größte Euro-Optimist, wie aus einer Umfrage hervorgeht. Auf diesem hohen Niveau handelte der Euro fast auf den Tag genau vor einem Jahr. "Niedrige US-Zinsen sorgen für eine steigende Nachfrage nach Aktien und Rohstoffen, was üblicherweise mit einem höheren Euro einher geht", argumentieren die Dänen.

Die Royal Bank of Scotland dagegen gibt sich für die Gemeinschaftswährung schottisch geizig und sieht sie nur bei 1,22 Dollar. Der Mittelwert der 28 befragten Banken von 1,36 Dollar offeriert dem Euro nur mäßiges Erholungspotenzial. Aktuell handelt der Euro mit 1,3240 Dollar nur wenig unter dieser Konsensprognose für Ende 2011. Und er handelt auch nahe am Durchschnittskurs des zu Ende gehenden Jahres, der bei 1,327 Dollar liegt.

John Normand von J.P. Morgan zählt mit seiner Prognose von 1,45 Dollar zu den Euro-Bullen. Er entwirft folgendes Szenario: Ein weiterer Wackelkandidat aus der Eurozone nimmt bis März kommenden Jahres den Rettungsschirm der Europäischen Union (EU) und des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Anspruch. Normand rückt Portugal in den Fokus, denn allein im ersten Halbjahr 2011 würden portugiesische Staatspapiere im Volumen von rund 30 Mrd. Euro fällig.

An den Finanzmärkten gilt neben Portugal auch der Nachbar Spanien als heißer Kandidat für einen "Bailout", also eine Rettung durch die EU und den IWF. An den Kreditmärkten, wo die Wahrscheinlichkeit eines Schuldnerausfälls gepreist wird, geben daraufhin die Risikoprämien wieder stark nach. Normand schätzt, dass in diesem Fall der Risiko-Aufschlag für Staatsanleihen der Eurozone-Peripherie wie Irland, Portugal und Spanien um 1,5 Prozentpunkte fällt.

Geringere Anlagerisiken in der Eurozone dürften wiederum einhergehen mit nachlassenden Schwankungen an den Aktienmärkten und einem schwächeren Greenback, erläutert Normand. "Dann richtet sich der Blick wieder auf die Unwägbarkeiten beim Dollar."

Mehr Risiken als Chancen für den Euro sehen dagegen die Devisenexperten von UBS: "Zum einen sind da die großen makroökonomischen Ungleichgewichte innerhalb der Eurozone." Überschüssen in wachsenden Volkswirtschaften stünden teils große Defizite in anderen Mitgliedstaaten gegenüber. Die Euro-Notenbank laviere folglich zwischen höheren Zinsen, die beispielsweise für Deutschland angebracht wären, und weiter niedrigen Zinsen für die Mitgliedsländer der Peripherie.

"Hinzu kommt, dass die Wahrscheinlichkeit eines Schuldnerausfalls in der Eurozone hoch bleibt", so die UBS. Dies würde zwar die Währungsgemeinschaft als solche nicht auseinanderbrechen lassen, den Euro aber voraussichtlich stark belasten. Und schließlich dürfte auch Deutschland als größter Exporteur der Gemeinschaft mit einem schwächeren Euro gut leben können. Angesichts dieser Gemengelage sieht die UBS den Euro Ende 2011 bei 1,30 Dollar.

Sollten die Schweizer damit Recht behalten, würde nach 2010 auch das kommende Jahr ein verlorenes Jahr für die Gemeinschaftswährung.

Quelle: ntv.de, DJ

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