Dax-Vorschau Schuldenkrise im Fokus
13.11.2010, 08:34 UhrDie Berichtssaison neigt sich dem Ende zu. Somit gibt es keine guten Unternehmensdaten mehr, die den deutschen Aktienmarkt zu Sprüngen verhelfen könnten. Somit könnte die Schuldenkrise in der Euro-Zone wieder stärker Beachtung finden.
Die Aussichten für den Dax sind in der kommenden Woche trübe. Zwar hat der Leitindex, gestützt auf zuversichtlich stimmende Unternehmensbilanzen, seit Anfang Oktober eine steile Rally hingelegt. Mit Auslaufen der Berichtssaison gehen aber nun die positiven Treiber aus.
Stattdessen dürfte sich der Fokus der Anleger wieder auf die europäische Schuldenkrise richten. "Am Aktienmarkt war die Wahrnehmung zuletzt sehr selektiv und nur auf positive Faktoren ausgerichtet", sagt LBBW-Stratege Steffen Neumann. "Aber so etwas geht in der Regel nicht lange gut, und da von Unternehmensseite kaum noch Impulse zu erwarten sind, dürfte die Schuldenkrise in den nächsten Tagen die Börse belasten."
An den Anleihe- und Devisenmärkten hat die Befürchtung, dass Irland zu einem neuen Griechenland werden könnte, schon in den vergangenen Tagen für große Unruhe gesorgt. Denn nach 2013 sollen private Investoren nach dem Willen Deutschlands und Frankreichs zumindest einen Teil des Insolvenzrisikos tragen. Die Risikoaufschläge für finanziell klamme Länder wie Irland und Portugal stiegen auf Rekordniveaus. Das Vertrauen in den Euro
schwand.
Erste Reaktionen auf G20-Gipfel
Interessiert verfolgen werden Investoren kommende Woche die Euro Finance Week: Schwergewichte aus der Finanzbranche wie Bundesbankchef Axel Weber oder Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann erhalten die Chance, die Ergebnisse des G20-Gipfels zu kommentieren. Nachdem die Eigenkapitalvorschriften "Basel III" dort abgesegnet wurden, werden Aussagen der Banken zu ihren künftigen Gewinnerwartungen und ihrem Kapitalbedarf erhofft.
Die Europäische Zentralbank lädt am Donnerstag und Freitag die globale Finanzprominenz zu einer eigenen Konferenz in Frankfurt ein: Zentralbankchef Jean-Claude Trichet, Fed-Präsident Ben Bernanke und IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn geben sich die Klinke in die Hand. Die Frage ist, ob der Streit über die lockere Fed-Politik weitergeht.
Wichtige Konjunkturdaten
Von der anderen Seite des Atlantiks stehen einige schwergewichtige Konjunkturdaten an; unter anderem der Empire State Index und die Oktober-Statistiken zu den Erzeugerpreisen, der Industrieproduktion sowie den Verbraucherpreisen. Zum Wochenschluss am Freitag werden die Frühindikatoren veröffentlicht. "Die US-Konjunkturdaten haben in den letzten Wochen positiv überrascht, die Schwächephase vom Sommer und Herbst könnte zu Ende gehen", führt Commerzbank-Experte Bernd Weidensteiner aus. Allerdings sei die Einkommensentwicklung weiterhin ungewöhnlich schwach, so dass den Haushalten die Mittel für deutlich höhere Ausgaben fehlen könnten.
Hierzulande wird vor allem der ZEW-Index (Dienstag) größere Aufmerksamkeit generieren. Anders als das Ifo-Geschäftsklima, das im Oktober den höchsten Wert seit dreieinhalb Jahren erreichte, zeigt der ZEW-Indikator seit mehr als einem Jahr nach unten. "Wir gehen davon aus, dass sich diese Abwärtstendenz im November fortgesetzt hat", so Weidensteiner.
Bilanzen legen fast nur noch Unternehmen aus der zweiten und
dritten Börsenliga vor. Über ihre Geschäftsentwicklung berichten unter anderem Kabel Deutschland, Cewe Color, Rheinmetall und Roth & Rau.
Quelle: ntv.de, rts