Kurz vor Rekordhoch Silber-Rally gestoppt
26.04.2011, 15:05 UhrDie Rally am Silber- und Goldmarkt kommt zum Halten. Investoren machten Kasse und lassen die Preise abrutschen.
Der Höhenflug von Silber ist am Dienstag abrupt gestoppt worden. Der Preis für das Edelmetall fiel in der Spitze um fünf Prozent auf 44,63 Dollar je Feinunze. Zu Wochenbeginn war er noch bis auf 49,31 Dollar gesprungen und hatte sich damit bis auf wenige Cent an sein Rekordhoch aus dem Jahr 1980 angenähert.
Den Goldpreis drückten Gewinnmitnahmen zeitweise wieder unter 1500 Dollar, nachdem am Vortag für eine Feinunze die Rekordsumme von 1518,10 Dollar gezahlt worden war. Einige Experten begründeten die sinkenden Notierungen auch mit Unsicherheit vor dem Zinsentscheid und der ersten Pressekonferenz der US-Notenbank Fed am Mittwoch.
"Wir haben schon eine ordentliche Rally gesehen, da wundert es nicht, dass vor dem Fed-Treffen Gewinne eingestrichen werden", sagte Berater Peter Fertig von Quantitative Commodity Research. Die Märkte gingen zwar davon aus, dass die Fed zunächst an ihrer laxen Geldpolitik festhalten wird. Aber es gebe durchaus auch die Sorge, dass sie früher als erwartet umschwenken könnte. Eine straffere US-Geldpolitik bedeutet, dass weniger Geld für Investments zur Verfügung steht. Außerdem lindert sie Inflationsängste und entsprechend das Bedürfnis, sich mit Gold dagegen abzusichern.
Steigende Notierungen erwartet
Zu dem deutlichen Silberpreisanstieg der vergangenen Tage hatte eine hohe Nachfrage nach entsprechenden ETFs (börsennotierte Fonds) beigetragen. Allein der weltweit größte Silber-ETF, der iShares Silver Trust, hatte am Montag einen Anstieg um 240 Tonnen verzeichnet. Dessen Bestände waren mit 11.390 Tonnen damit so hoch wie noch nie.
Die Preisrückschläge vom Dienstag werden nach Einschätzung von Analysten nur von kurzer Dauer sein. Sie sagen stattdessen weiter steigende Notierungen voraus. Die starke Nachfrage von Finanzinvestoren spiele dabei zwar auch eine Rolle, entscheidender sei inzwischen aber der stetig zunehmende industrielle Bedarf. Dieser war schon im vergangenen Jahr um 20 Prozent gestiegen. So ist Silber nicht nur ein wichtiges Material in der Schmuckindustrie, sondern es wird auch eingesetzt zur Reinigung von Wasser, in der Medizintechnik, in der Fotografie und auch bei Solarmodulen.
Seit Jahresbeginn ist der Preis um 60 Prozent gestiegen; nach einem Plus von 80 Prozent im vergangenen Jahr. Im Vergleich dazu hat sich Gold - was traditionell die Richtung der Preise am Edelmetallmarkt vorgibt - in diesem Jahr nur um rund acht Prozent verteuert.
Blick auf die Ölpreise
Der Preis für ein Barrel Öl verharrte auf hohem Niveau. Für US-Leichtöl der Sorte WTI mussten 112,09 Dollar, für Nordseeöl der Sorte Brent 123,89 Dollar bezahlt werden. Damit lag WTI leicht unter, Brent leicht über den New Yorker Preisen vom Montag. Händler erklärten, die Umsätze seien sehr gering. Viele Anleger orientierten sich an rein technischen Faktoren. Zudem warteten viele ab, wie sich die Fed am Mittwoch zur Wirtschaftslage äußern wird. Zinsänderungen werden nicht erwartet, doch wird Fed-Chef Ben Bernanke erstmals die Beschlüsse vor der Presse erläutern.
Als einen Grund für einige Verkäufe machten Händler Aussagen aus Saudi-Arabien aus. Ein ranghoher Vertreter des staatlichen Ölkonzerns Aramco hatte sich skeptisch über die Folgen des hohen Ölpreises für die Weltkonjunktur geäußert. "Uns gefällt es nicht, wo die Ölpreise heute stehen", erklärte der Aramco-Vertreter.
Quelle: ntv.de, rts