Marktberichte

Sturmtief für Telekom T-Aktie belastet Dax

Die deutschen Standardwerte standen am Donnerstag ganz im Zeichen von George W. Bush - zumindest wenn man sich den Kursverlauf ansieht, der glich nämlich dem "W" im Namen des US-Präsidenten. T-Aktie auf Allzeit-Tief, Bruttoinlandsprodukt erstmals seit 6 Monaten wieder gestiegen, gute US-Konjunkturdaten, schwache US-Börsen - die widersprüchlichen Meldungen sorgten für eine Berg- und Talfahrt des Dax. Zum Schluss lag der Blue-Chip-Index mit 0,8 Prozent bei 4.880 Punkten im Minus.

Für die Deutsche Telekom hagelte es am Donnerstag schlechte Nachrichten im Minutentakt. Zunächst reduzierten die Analysten von Morgan Stanley am Morgen ihr Kursziel für die Aktie auf 16 von zuvor 20 Euro. Die US-Investmentbank Schroder Salomon Smith Barney senkte ihr Kursziel für die T-Aktie kurz darauf sogar auf 12 von zuvor 17 Euro. Und am Mittag änderte die US-Ratingagentur Moody’s ihren Kredit-Ausblick für Deutsche Telekom und ihre US-Mobilfunktochter Voicestream auf negativ von zuvor stabil. Moody’s zeigte sich in ihrer Begründung besorgt darüber, dass in der Telekom-Branche möglicherweise Einnahmen aus dem Festnetzbereich schneller sinken könnten als zuvor angenommen. Die langfristige Bonitätsbewertung für die Telekom bestätigte die Agentur mit „Baa1“. Die T-Aktie brach im Anschluss bis auf das Allzeit-Tief von 11,76 Euro ein, konnte sich dann aber leicht erholen und schloss noch mit 2,1 Prozent bei 12,19 Euro im Minus.

Der Auftragseingang langlebiger Güter ist nach Angaben des US-Handelsministeriums im April um 1,1 Prozent und damit stärker als von Analysten erwartet, gestiegen. Durchschnittlich hatten die Experten nur mit einem Anstieg um 0,4 Prozent gerechnet. Die US-Börsen zeigten sich von den Daten allerdings wenig beeindruckt und drehten nach positivem Start ins Minus.

Die deutsche Wirtschaft ist im ersten Quartal vor allem dank steigender Exporte und Bauinvestitionen zum ersten Mal seit einem halben Jahr im Vergleich zum Vorquartal wieder gewachsen. Gegenüber dem vierten Quartal des vergangenen Jahres legte das Bruttoinlandsprodukt um 0,2 Prozent zu, gegenüber dem ersten Quartal des Vorjahres verringerte sich das BIP allerdings um 1,2 Prozent. Volkswirte zeigten sich wenig überrascht von den Zahlen. Die Binnennachfrage sei weiterhin schwach, die Zahlen würden jedoch zeigen, dass die deutsche Wirtschaft die Talsohle im vierten Quartal durchschritten habe, so Christoph Hausen von der Commerzbank.

Im Blickpunkt der Anleger stand die Aktie von ThyssenKrupp. Der Stahlkonzern hat im zweiten Quartal mit einem Vorsteuerergebnis von 96 Millionen Euro die Erwartungen von Analysten, die durchschnittlich mit 70 Millionen Euro gerechnet hatten, deutlich übertroffen. Für das Gesamtjahr warnte der Konzern jedoch, dass das angepeilte Vorsteuerergebnis auf Grund von Restrukturierungskosten nicht erreicht werde. Beim Umsatz werde man zudem hinter dem Vorjahresergebnis zurückbleiben, hieß es weiter. Die Aktie gab 1,0 Prozent auf 17,21 Euro nach.

Der Einzelhandelskonzern Metro hatte am Donnerstag zu seiner Hauptversammlung eingeladen. Konzern-Chef Körber bekräftigte dabei die Umsatz- und Gewinnprognose für den weltweit fünftgrößten Handelskonzern. Der Aktie nützte das allerdings nichts, sie fiel 3,1 Prozent auf 37,58 Euro.

Unter Druck stand weiter die Aktie von Preussag, die 5,3 Prozent auf 27,13 Euro fiel. Händler führten die Abschläge auf die Gewinnwarnung des britischen Konkurrenten MyTravel vom Vortag zurück sowie die wachsende Sorge vor neuen Terroranschlägen.

Nach den deutlichen Kursverlusten der Vortage stand erneut die SAP-Aktie im Mittelpunkt. Die Walldorfer hatten am Morgen die Ernennung von Leo Apotheker zum Leiter des Bereichs „Global Field Operations“ bekannt gegeben. In dieser neu geschaffenen Position werde Apotheker auch das Nordamerika-Geschäft von SAP leiten, hieß es weiter. Mit dem dadurch eingeleiteten Umbau des weltweiten Vertriebs will SAP nach eigenen Angaben vor allem das zuletzt schleppende Geschäft in den USA wieder ankurbeln. Die Aktie drehte nach schwachem Start mit 2,5 Prozent bei 116,08 Euro in die Gewinnzone.

Der Chemie- und Pharmakonzern Bayer will im Pharmabereich die Kosten senken und dazu weitere 1.300 Arbeitsplätze abbauen. Während der kommenden 18 Monaten sollen die Kosten so um rund 400 Millionen Euro reduziert werden, teilte der Konzern bereits am Mittwochabend kurz vor Börsenschluss mit. Bereits im Oktober hatte Bayer den Abbau von 1.300 Arbeitsplätzen in Folge des Rückzugs des Medikaments Lipobay angekündigt. Die Bayer-Aktie schloss mit 0,7 Prozent bei 35,64 Euro in der Gewinnzone.

Ein Blick in die Zweite Reihe: Dort sorgt der Energiedienstleister Techem für negative Schlagzeilen. Wegen zusätzlicher Investitionen wird das Unternehmen seine ursprüngliche Prognose von zwölf Prozent Gewinnwachstum in diesem Jahr nicht mehr erreichen. Nunmehr soll das operative Ergebnis (Ebit) lediglich auf Vorjahresniveau von rund 53 Millionen Euro liegen. Die Aktie war mit einem Verlust von 7,7 Prozent auf 16,65 Euro zweitgrößter Verlierer im Mdax.

Ob es zu einer Sommerrallye kommt oder nicht, dürften die Daten und Zahlen vom Donnerstag allerdings nicht entscheiden. Eine „Antwort“ auf diese Frage hat ein Wissenschaftler der Uni München gefunden. Wenn die deutschen Fußballer bei der Weltmeisterschaft in Japan und Korea das Tor nicht treffen, dann klappt es auch nicht mit der Sommerrallye. Begründung für die These: wenn die deutschen Kicker den Ball nicht im Netz versenken, sinkt der Adrenalinspiegel des Anleger und er verspürt auch keinen Drang mehr Aktien zu kaufen. Der folgende Kaufstreik an der Börse könnte die Kurse einknicken lassen. Bleibt die Frage, ob die Fußballer dann vielleicht in Aktien bezahlt werden sollten.

Quelle: ntv.de

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