Marktberichte

Solarworld als Dribbelkönig TecDax macht Dax nass

Wie die Maus vor der Schlange: Der Dax kommt am Dienstag nicht gegen den TecDax an.

Wie die Maus vor der Schlange: Der Dax kommt am Dienstag nicht gegen den TecDax an.

(Foto: picture alliance / dpa)

Alcoa und der Start der US-Berichtssaison beherrschen das Kursgeschehen am deutschen Aktienmarkt, zumindest was den Leitindex betrifft. Die Anleger halten sich mit Käufen zurück. Anders beim TecDax: Dort behält Solarworld den Aufwärtstrend bei und sorgt so für gute Stimmung.

Die Situation am deutschen Aktienmarkt? Ein Analyst beschrieb sie am Dienstag so: auf Konsolidierungskurs, mit einer abwartenden Haltung. Anders ausgedrückt: "Alle Blicke sind auf den Beginn der Berichtssaison gerichtet, da wird sich noch nicht viel tun."

Die geringe Reaktion des Gesamtmarktes auf die Rally der Bank-Aktien zu Wochenbeginn habe gezeigt, dass es keine Bereitschaft zu Käufen auf voller Marktbreite gebe, sagte ein anderer Börsianer. "Der Markt ist überhitzt nach dem starken Anstieg der vergangenen Wochen, das macht ihn verletzlich für größere Verkäufe." Ein Marktexperte verwies noch darauf, dass "der Markt fast schon in einer Phase der Selbstzufriedenheit ist - und das vor Beginn der Berichtssaison zum vierten Quartal, die richtig schlecht werden dürfte", so ein Händler. Die geringen Volatilitäten wie im VDax zeige, dass der Markt für negative Überraschungen nicht gerüstet sei.

Noch ist von Alcoa nichts bekannt, der Dax schloss aber bereits schwächer, 0,5 Prozent im Minus bei 7696 Punkten. Am Morgen hatte er ebenfalls leicht im Minus gelegen, war danach aber am Mittag kurz ins Plus geklettert, eher zum Start der Wall Street am Nachmittag das Vorzeichen wieder ins Negative wechselte. Der MDax fiel 0,1 Prozent auf 12.192 Punkte. Der TecDax zeigte sich von alldem unbeeindruckt und zog um 0,6 Prozent auf 865 Stellen an.

Blick auf die Konjunktur

Positiv vom Markt wurde die Aufhellung der Wirtschaftsstimmung in der Eurozone aufgenommen, nachdem sich bereits im Vormonat eine größere Zuversicht eingestellt hatte. Unter den Verbrauchern und außer im Einzelhandel in allen Wirtschaftssektoren habe sich die Stimmung verbessert, teilte die EU-Kommission mit. Der entsprechende Sammelindex zur Einschätzung der wirtschaftlichen Entwicklung kletterte gegenüber dem Vormonat um 1,3 Punkte auf 87,0 Zähler. Volkswirte hatten einen Anstieg auf 86,3 Punkte erwartet.

Im Blick stand zudem bereits der Donnerstag. Dann entscheidet die Europäische Zentralbank über Leitzinsen und Geldpolitik. Marktteilnehmer rechnen mit einem nervösem Handel bis dahin. "Wir glauben, dass die EZB nichts macht", sagte Aroop Chatterjee, Chef-Devisenstratege von Barclays.

Metro stark

Bei den Einzelwerten hatten Beiersdorf und Merck die Spitze im Dax inne und lagen 2,4 Prozent im Plus. Metro führten die MDax-Gewinner mit 3,1 Prozent Plus an. Bei Metro setzten Anleger auf einen Rückzug der Tochter Media-Markt aus China. In dieser Hoffnung fragten sie die Aktien verstärkt nach. "Da hoffen etliche, dass Herr Koch das China-Abenteuer zu Ende bringt", sagte ein Händler. "Es wäre ein positiver Punkt für die Aktie, wenn das Kapitel endlich geschlossen wird." Vor allem der extrem harte Wettbewerb in der Volksrepublik hatte Media Markt zu schaffen gemacht.

Die chinesischen Media-Markt-Filialen hatten in den ersten neun Monaten 2012 rund 100 Mio. Euro umgesetzt, der im Gesamtjahr aufgelaufene Verlust summiert sich auf rund 40 Mio. Euro. Hohe Investitionen, die zum Ausbau des Geschäfts nötig gewesen wären, konnte und wollte Metro nicht stemmen. Reuters hatte bereits am Vortag erfahren, dass Vorstandschef Olaf Koch einen Rückzug der Kette aus dem asiatischen Land plant.

Lanxess schwach

Zu den Top-Verlierern im Dax zählten BMW, die 3,3 Prozent einbüßten. Lanxess verloren ebenfalls 3,3 Prozent. Händler führten das auf einen Kommentar des Brokerhauses MainFirst zurück. Die Experten rechneten für den Konzern mit einem schwierigen Start in das erste Quartal, da vor allem in der Auto- und Reifenindustrie die Nachfrage schwächele. Sie stuften die Aktien laut Börsianern auf "Underperform" zurück. "Offenbar fühlen sich einige Anleger an die Aussagen des Firmenchefs Axel Heitmann vom Jahresende erinnert und erwarten nichts allzu Gutes", sagte ein Börsianer. Er hatte kurz vor Weihnachten in einem Zeitungsinterview erklärt, dass die Gewinnsteigerung im zu Ende gehenden Geschäftsjahr "eher am unteren Ende" der prognostizierten Spanne von fünf bis zehn Prozent liegen und auch der Start ins Jahr 2013 unruhig werde.

Kursrally(s)

Bei den Nebenwerten spielte stattdessen die Musik: Praktiker setzten ihre Kursrally fort und stiegen 4,9 Prozent. "Die Umsatzzahlen waren doch besser als befürchtet", sagte ein Händler. Schon vergangene Woche habe man darauf gesetzt, als die Aktie nachrichtenlos zu einer Rally ansetzte. Positiv wirke vor allem der gebremste Umsatzrückgang, so der Händler. Dies überrasche besonders, da Praktiker sich von zahlreichen Filialen getrennt habe: "Auch mit dem flächenbereinigten Umsatz scheint es aufwärts zu gehen." Kräftig zulegen konnten daneben die unter der Marke Max Bahr firmierenden Filialen. Die Hoffnung auf eine "Turnaround-Story" dürfte damit weitergehen.

Ebenfalls eine Rally feierten die Anleger bei Solarworld. Die Titel, die bereits zu Wochenbeginn zweistellige prozentuale Zuwächse verzeichneten, konnten weiter zulegen - und das mit fast 9 Prozent erneut deutlich.

Auch bei Sky Deutschland lässt sich mittlerweile eine Kursrally erkennen. Der MDax-Wert verteuerte sich um weitere 1,3 Prozent. Kundenwachstum und schwarze Zahlen sind Händlern zufolge dabei die Triebfedern für die aufkommende Kurseuphorie.

Quelle: ntv.de, bad/DJ/rts/dpa

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