Schwarze Woche an Wall Street Tiefer Fall ins Wochenende
02.03.2007, 22:37 UhrVon Lars Halter, New York
Die US-Börsen sorgten sich am Freitag weiter um schwache Börsen in China, den teuren Yen und die Hypotheken-Krise. Zudem gab es schwache Unternehmenszahlen. In diesem Umfeld zogen sich Anleger vor dem Wochenende zurück. Der Dow-Jones-Index verliert 121 Zähler oder 1,0 Prozent auf 12.112 Punkte, die Nasdaq gibt 36 Zähler oder 1,5 Prozent auf 2.368 Punkte nach.
Auf Wochensicht zeigen die US-Börsen damit ihre schwächste Performance seit mehr als vier Jahren: Der marktbreite S&P-500-Index verliert 4,5 Prozent, die Blue Chips 4,3 Prozent. Der Hightech-lastigen Nasdaq gehen an fünf Handelstagen ganze 6,0 Prozent verloren.
Schlagzeilen aus Asien machen der Wall Street seit vier Tagen zu schaffen. Zunächst waren es die steilen Einbrüche an den chinesischen Börsen, die den US-Markt drückten. In der zweiten Wochenhälfte war es der Kursverlust des Dollar zum Yen und die Angst vor sogenannten Carry Trades im Währungssektor, die für weitere Verluste sorgten.
Dass zumindest der Ölpreis zuletzt leicht nachgegeben hat, half dem Markt nicht, immerhin kostet der Rohstoff am Freitag noch immer mehr als 61 Dollar pro Fass.
Aktuelle Konjunkturdaten fallen ebenfalls schwach aus: Das Verbrauchervertrauen ist im Februar unerwartet gefallen, wie die Uni Michigan ermittelt hat.
Dazu kommen für den Markt die Sorgen um den Hypothekenmarkt. Nachdem vor wenigen Tagen die HSBC vor hohen Abschreibungen für schlechte Kredite gewarnt hat, verschiebt der Hypotheken-Riese New Century Financial seinen Quartalsbericht, was als negatives Omen gewertet wird. Beim Konkurrenten Countrywide Financial ist unterdessen die Zahl der verspäteten Zahlungen deutlich gestiegen, wie das Wall Street Journal berichtet. Die betroffenen Aktien verlieren allesamt.
Um einer weiteren Eskalation auf dem Hypotheken-Markt zu verhindern, hat der staatliche Hypotheken-Finanzierer Freddie Mac angekündigt, die Bedingungen für Hypotheken-Anträge zu verschärfen.
Die größten Verlierer im Freitagshandel verteilen sich auf alle Branchen. Im Dow gibt General Motors 2,5 Prozent ab, weitere große Verlierer sind Intel und der Chemiker DuPont sowie die Papiere der Großbanken Citigroup und J.P. Morgan.
Abgesehen von Merck und Honeywell, die nahezu unverändert schließen, gibt es im Dow nur einen Gewinner: Die Aktie von American International Group klettert um 3,7 Prozent. Der Versicherer blickt auf ein Gewinnwachstum und hat weitere gute Nachrichten für Anleger: Man plant einen Aktienrückkauf über 5 Milliarden Dollar im laufenden Jahr, zudem soll künftig die Dividende jährlich um 20 Prozent angehoben werden, sollten sich die Geschäfte "normal" entwickeln.
Zwei Werte stechen im Hightech-Sektor hervor: Der Computerbauer Dell fängt sich nach frühen Verlusten und klettert um 1 Prozent, obwohl das Unternehmen für die vergangenen drei Monate einen Gewinneinbruch um 33 Prozent gemeldet hatte. Der Umsatz ist schwächer, und man hat gegenüber dem wichtigsten Konkurrenten Hewlett-Packard Marktanteile verloren. Der zurückgekommene CEO Michael Dell nennt die Ergebnisse enttäuschend, Anleger sehen optimistisch in die Zukunft, in der der Unternehmensgründer die Zügel wieder in der Hand halten wird.
Mit einem Minus von 3,7 Prozent schließt Novell. Der Software-Riese, der unter anderem hinter der Linux-Plattform steht, ist bei leicht sinkendem Umsatz aus der Profitabilität gerutscht und blickt auf einen Verlust von 19,9 Millionen Dollar oder 6 Cent pro Aktie. Daran konnte auch eine erfolgreiche Partnerschaft mit Microsoft bisher nichts ändern, die allerdings netto Umsatz und Gewinn erwirtschaftet hat.
Quelle: ntv.de