Vor-Feiertags-Flaute Tokio sackt ins Minus
22.12.2011, 09:30 UhrGewinnmitnahmen drücken die Tokioter Börse ins Minus. Eine Lösung der europäischen Schuldenprobleme sei weiter sehr fern, heißt es. Verlierer sind die Exportwerte, die am Vortag noch gesucht waren.

Der Devisen- und der Aktienmarkt in Südkorea blicken auf einen recht ereignisarmen Tag zurück.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Die Börse in Tokio ist am Donnerstag mit leichteren Kursen aus dem Handel gegangen. Marktteilnehmer verwiesen auf das sehr niedrige Handelsvolumen im Vorfeld des morgigen Feiertages in Japan und die anhaltenden Sorgen über die Schuldenkrise in Europa. Trotz der EZB-Liquiditätsspritze vom Vortag sei eine Lösung der Probleme weiter sehr fern, hieß es.
Der Nikkei sank um 0,8 Prozent auf 8.395, während der breitere Topix 0,4 Prozent auf 723 einbüßte. Wegen des "Geburtstag des Kaisers" bleiben die japanischen Börsen am morgigen Freitag geschlossen. Vor den Weihnachtsfeiertagen gestaltete sich das Börsengeschäft zudem zäh, berichteten Marktbeobachter in Tokio. Viele ausländische Kollegen hätten sich bereits in die Ferien verabschiedet.
Eine verstärkt kritische Betrachtung des Dreijahrestenders der Europäischen Zentralbank (EZB) hatte am Vortag bereits an Wall Street belastet. Nachdem die EZB rund 500 Mrd. Euro an über 400 Banken zugeteilt hatte, machte sich zunehmend Skepsis unter den Investoren breit, ob die Institute die Gelder für den Kauf von Anleihen der Eurozone-Peripheriestaaten nutzen werden, was zu einer Entspannung in der Schuldenkrise führen würde. "Weiterhin wird das wirkliche Problem der Schuldenkrise überdeckt", merkte ein Analyst an.
In Tokio dürfte es aus Sicht von Analysten wegen der Weihnachtsfeiertage in Europa und den USA noch bis in die kommende Woche hinein an Impulsen fehlen. Exportwerte, die am Vortag noch gesucht waren, führten die Verliererseite an. Fanuc büßten 3,4 Prozent und Kyocera 3,0 Prozent ein.
Auch Chipwerte sorgten für Gesprächsstoff. Nach Produktionsausfällen durch die Überschwemmungen in Thailand geraten japanische Unternehmen immer stärker unter Druck ihrer ausländischen Konkurrenten. So verloren die Aktien des Halbleiterproduzenten Renesas Electronics 0,9 Prozent, nachdem das Unternehmen über schwächelnde Nachfrage wegen der Thailand-Fluten sowie über die Euro-Schuldenkrise geklagt hatte.
Aktien von Schifffahrtunternehmen setzten die überdurchschnittliche Kursentwicklung der vergangenen Handelstage unterdessen fort, angetrieben von Hoffnungen auf eine Erholung der US-Konjunktur. Mitsui OSK stiegen um 2,8 Prozent und Nippon Yusen um 1,5 Prozent. "Angesichts fehlender Sektordaten oder -meldungen profitieren die Schifffahrtwerte weiter davon, dass sich Anfang des Jahres stark überverkauft wurden", kommentierte ein Analyst von Chuo Mitsui Asset Management.
Tepco sprangen um 5,2 Prozent. Der Betreiber des Unglücks-Atomkraftwerks Fukushima will die Strompreise für Fabrikanlagen und Bürogebäude kräftig erhöhen. Am Mittwoch hatte ein Bericht über eine anstehende Verstaatlichung des Unternehmens einen Kurssturz um zehn Prozent ausgelöst.
Ruhiger Handel in Seoul
Angesichts fehlender Kurstreiber und einem sehr niedrigen Handelsvolumen ging die Börse in Seoul kaum verändert aus dem Handel. Der Kospi gab um 0,1 Prozent auf 1847 Punkte nach. "Einige Investoren sind bereits in den Ferien und für diejenigen, die noch da sind, ist es nicht einfach, Aktien zu kaufen oder zu verkaufen", sagte ein Analyst von Woori Investment & Securities.
Unter den Bluechips legten Hana Financial um 2,4 Prozent zu, die Papiere von Stahlhersteller Posco um 0,6 Prozent. Samsung Electronics sackten um 0,5 Prozent ab.
Verluste in China
Die Börsen in Shanghai und Hongkong schlossen in der Verlustzone. Händler verwiesen auf niedrige Umsätze und fehlende Impulse sowie die anhaltenden Sorgen über die sich abschwächende Konjunktur in China. Der Shanghai Composite verlor 0,2 Prozent auf 2186 Punkte, während der HSI in Hongkong 0,2 Prozent auf 18.378 Punkte einbüßte.
"Immer mehr Manager gehen davon aus, dass die chinesische Wirtschaft im zweiten Quartal einen Boden ausbilden wird. Das bedeutet, dass die Unternehmen in der Zeit davor unter einer konjunkturellen Abkühlung leiden werden. Auf kurze Sicht dürfte die Stimmung am Aktienmarkt daher pessimistisch bleiben", erwartete ein Analyst von Minsheng Securities und fügte hinzu: "Dazu kommen die Tumulte an den europäischen Märkten, die die globalen Investoren dazu veranlassen, sich vor allem in vermeintlich sicheren Anlagen wie dem US-Dollar zu engagieren." Dies dürfte weiteren Druck auf die Rohstoff- und Aktienmärkte bringen.
Aktien von mittelgroßen Immobilienunternehmen führten die Verliererseite in Shanghai an, belastet von Sorgen über Preisrückgänge. Am Vortag hatte die chinesische Regierung angekündigt, den Immobilienmarkt auch im kommenden Jahr weiter regulieren zu wollen, um einer Preisblase entgegenzuwirken. Shanghai Xinmei Real Estate fielen um 5,8 Prozent, China Baoan Group um 5,5 Prozent, Jiangxi Zhongjiang Real Estate um 5 Prozent und Vanfund Real Estate um 7 Prozent.
Bankenwerte legten dagegen zu, nachdem das staatliche "China Securities Journal" gemeldet hatte, dass die vier größten chinesischen Banken die Kreditvergabe ausgeweitet haben. ICBC stiegen um 0,5 Prozent und Bank of Communications 1,4 Prozent. China Merchants Bank legten 1 Prozent zu und China Construction Bank 0,2 Prozent.
Quelle: ntv.de, jga/DJ/rts