Euro ganz gelassen Türkische Lira unter Druck
10.02.2014, 11:55 Uhr
Der Euro präsentiert sich stabil.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Reaktionen auf den offiziellen Regierungsbericht zur Lage am US-Arbeitsmarkt im Januar halten Devisenanleger in Atem. Im frühen Handel zu Wochenbeginn beginnt sich die Aufmerksamkeit zu verlagern.
Die drohende Herabstufung der Kreditwürdigkeit der Türkei durch Standard & Poor's (S&P) hat dem türkischen Finanzmarkt zu schaffen gemacht. Der Leitindex der Istanbuler Aktienbörse fiel gegen den europäischen Trend um 0,8 Prozent auf 64.104 Punkte. Die Währung des Landes stand ebenfalls unter Verkaufsdruck: Ein Dollar verteuerte sich auf bis zu 2,2359 Lira von 2,1890 Lira unmittelbar vor der S&P-Ankündigung am Freitag, den Ausblick für die Bonitätsnote der Türkei auf "negativ" von "stabil" zu senken
Für die Societe Generale ist es allerdings zu früh, Entwarnung zu geben. Die Analysten sehen die Gefahr, dass die Zentralbanken der Schwellenländer in ihrem Bestreben, ihre Währungen zu schützen, über das Ziel hinausschießen - und die Zinsen zu stark erhöhen, was die Konjunktur bremst. Bauchschmerzen bereitet der SocGen auch der starke Schuldenanstieg der Privathaushalte in den vergangenen Jahren. In vielen Fällen liege die Verschuldungsquote bei über 100 Prozent des BIP und damit auf einem ähnlichen Niveau wie das der Entwickelten Länder. Insbesondere in China habe der Schuldenanstieg zu einem massiven Anstieg der Kapitalfehlallokation und fallenden Renditen geführt.
Die Zahl der notleidenden Kredite in den Bankbilanzen spiegelte die Verschuldungsproblematik in den Schwellenländern nicht ausreichend wider, so die Societe Generale. Mit einer weiteren Verlangsamung des Wirtschaftswachstum dürfte sich das aber in Zukunft ändern. "Das Risiko von Turbulenzen in den Schwellenländern in den kommenden Monaten nimmt weiter zu", heißt es.
Der Euro hielt sich derweil oberhalb der Marke von 1,36 Dollar und tendierte im Verlauf wenig verändert bei 1,3641 Dollar. Deutliche Unterstützung erhielt der Euro zuletzt von der Geldpolitik. So deuten jüngste Äußerungen von EZB-Chef Mario Draghi laut Analysten nicht so stark auf eine geldpolitische Lockerung hin, wie dies einige Marktteilnehmer angesichts der schwachen Inflation erwartet hatten. Zudem profitierte der Euro von durchwachsenen Arbeitsmarktzahlen aus den USA, weil dies die Frage aufwirft, ob die Notenbank Fed ihre Konjunkturspritzen weiter drosseln wird.
Das Schweizer Votum zur Beschränkung der Einwanderung wurde am Devisenmarkt entspannt aufgenommen. Ein Euro kostete mit 1,2226 Franken ungefähr so viel wie am Freitag.
Die Aussicht auf eine Normalisierung der US-Geldpolitik verleiht dem Dollar unterdessen zum Yen deutlichen Auftrieb. In der Spitze stieg der Greenback zur japanischen Landeswährung auf 102,64 Yen, den höchsten Stand seit Ende Januar.
Konjunkturdaten aus den USA und die möglichen Folgen für die US-Geldpolitik stecken zu Wochenbeginn den Rahmen ab: Nach den gemischt ausgefallenen US-Arbeitsmarktdaten von Ende vergangener Woche hielten sich die Investoren zurück, erklärten Händler. Die Masse der Anleger wartet demnach vor allem auf die Antrittsrede der neuen US-Notenbank-Chefin Janet Yellen vor dem Kongress in Washington an diesem Dienstag. Die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts, den EZB-Fall an den Europäischen Gerichtshof abzugeben, hinterließ am Markt keine tieferen Spuren der Verunsicherung.
Marktbeobachter gehen davon aus, dass die US-Notenbank Fed trotz der zuletzt enttäuschenden Arbeitsmarktdaten die milliardenschweren Anleihenkäufe weiter zurückfahren wird. Die Zentralbank will das Volumen der monatlichen Anleihenkäufe von derzeit 65 Milliarden Dollar noch 2014 auf null reduzieren. Der genaue Blick in die wirtschaftlichen Daten zeige, dass die USA auf dem Weg eine nachhaltigen Konjunkturerholung seien und die Normalisierung der Geldpolitik locker wegstecken dürften, sagte Evans Lucas, Marktstratege bei IG in Melbourne.
Quelle: ntv.de, jga/mmo/DJ/dpa/rts