Kompromiss im Etatstreit US-Anleger feiern Befreiungsschlag
16.10.2013, 22:35 Uhr
Im US-Haushaltsstreit tickt die Uhr immer lauter.
(Foto: picture alliance / dpa)
Kurz vor knapp kommt doch noch Bewegung in den US-Schulden- und Haushaltsstreit. Und die Wall Street atmet durch. Auch wenn noch nicht alles in trockenen Tüchern ist, bricht sich der Optimismus der Anleger Bahn. Und dann gibt es ja auch noch die positiv verlaufende Berichtssaison.
Wenige Stunden vor Erreichen des Schuldenlimits in den USA haben Demokraten und Republikaner im Senat eine Einigung im Haushaltsstreit erzielt und die US-Börsen nach oben schnellen lassen. Der Senatsvorschlag sieht vor, die Schuldenobergrenze zunächst bis zum 7. Februar anzuheben. Außerdem soll ein Übergangsbudget verabschiedet werden, das den Verwaltungsstillstand beendet und die Finanzierung der Regierungsgeschäfte bis zum 15. Januar sicherstellt. Die Einigung dürfte auch im Repräsentantenhaus abgesegnet werden. John Boehner, der republikanische Mehrheitsführer in der zweiten Kammer des Kongresses, hat bereits die Zustimmung seiner Partei signalisiert.
An der Wall Street sorgte der Fortschritt in den Verhandlungen für Jubelstimmung - Staatsanhleihen und Aktien zogen deutlich an. Kaum beachtet wurde dagegen das Beige Book. Die US-Wirtschaft hat dem jüngsten Konjunkturbericht der Fed zufolge im September und Oktober nur leicht zulegen können.
Davon unbeeindruckt kletterte der Dow-Jones-Index um 1,4 Prozent auf 15.374 Punkte, der S&P-500 gewann ebenfalls 1,4 Prozent auf 1722 Punkte und der Nasdaq-Composite legte um 1,2 Prozent auf 3839 Punkte zu. Der Dax hatte mit einem Kursplus von 0,5 Prozent bei 8846 Punkten geschlossen.
Kollektives Aufatmen
Als Befreiungs-Rally bezeichnete Analyst Ron Florance von Wells Fargo den Kursanstieg. Er rechnet damit, dass die Einigung zwischen Demokraten und Republikanern die Kurse im Laufe der Woche noch weiter stützen dürfte. Angesichts der Wahrscheinlichkeit, dass es künftig zu ähnlichen Auseinandersetzungen kommen dürfte, werde die Bank aber künftig stärker in ausländische Aktienmärkte investieren.
Besonders deutlich zeigte sich der Stimmungsumschwung bei den Schatzwechseln mit kurzer Laufzeit. Die Rendite der einmonatigen Papiere rutschte im Verlauf von ihrem Tageshoch bei 0,51 auf zuletzt x Prozent. Zuvor waren die Notierungen wegen der stockenden Verhandlungen im US-Schuldenstreit und der drohenden Bonitäts-Abstufung der USA durch die Ratingagentur Fitch noch deutlich gefallen. Auch bei den zehnjährigen Papieren machte sich der Kompromiss zwischen Republikanern und Demokraten bemerkbar. Die Rendite der Papiere sank um fünf Basispunkte auf 2,67 Prozent.
Berichtssaison kommt in Fahrt
Zugleich läuft die Berichtssaison auf Hochtouren - und sie läuft nicht schlecht. "Die Bilanz-Saison hat einen guten Start hingelegt", kommentierte Jonathan Golub von RBC Capital Markets und verwies auf zahlreiche Konzerne mit überraschend guten Quartalszahlen.
Die Aktie von Pepsico legte um 2,1 Prozent zu, nachdem der Getränkehersteller mit einem Gewinn je Aktie von 1,24 Dollar die Prognosen von 1,17 Doller übertroffen hatte.
Bank of America lag mit einem Gewinn je Aktie von 20 Cents immerhin um 1 Cent über den Erwartungen. Für die Aktie ging es um 2,3 Prozent bergauf.
Auch die Zahlen von Abbott Laboratories wurden gut aufgenommen, die Papiere ziehen gleich um 6,5 Prozent an.
Die Aktien von Yahoo gaben nach stärkeren Aufschlägen zum Start 0,9 Prozent nach. Das Ergebnis des Internetkonzerns fiel im dritten Quartal auf 34 Cents nach 39 Cents im Vorjahr. Analysten hatten allerdings nur einen Gewinn von 33 Cents je Anteilsschein im Visier.
Die Apple-Aktie gewann 0,5 Prozent und blieb damit deutlich hinter dem Gesamtmarkt zurück. Der Konzern hat seinen Auftragsfertigern angekündigt, dass die Bestellungen für sein iPhone 5C im vierten Quartal reduziert werden. Offenbar ist die Nachfrage für das Smartphone schwächer als erwartet, was auch die Preisstrategie in Frage stellt.
Der Chipgigant Intel fasste bei dem boomenden Geschäft mit Tablet-Computern und Smartphones nicht richtig Tritt. Deshalb kam auch die Aktie nicht in Fahrt.
Zu den größten Verlierern gehörten die Titel des Werkzeugherstellers Stanley Black & Decker. Das Unternehmen musste seine Geschäftsprognosen stutzen und wurde dafür mit einem Kursabschlag von mehr als 10 Prozent bestraft.
Quelle: ntv.de, DJ/rts