Marktberichte

Ausverkauf in New York US-Börsen auf Talfahrt

Von Lars Halter, New York

An den amerikanischen Börsen geht es wieder bergab – die Sorge um den Immobilien- und Hypothekenmarkt und schwache Daten aus dem Einzelhandel lösten massive Verkäufe aus. Der Dow-Jones-Index verliert 242 Zähler oder 2 Prozent auf 12.075 Punkte, die Nasdaq gibt um 51 Zähler oder 2,2 Prozent auf 2.350 Punkte ab.

Obwohl der Dienstag bereits schwach begonnen hatte, ging es für die Aktien vor allem am Nachmittag steil in den Keller. Auslöser waren die neusten Zahlen der Mortgage Bankers Association, des Branchenverbandes der Hypothekenbanken. Der berichtet, dass der Anteil der Häuser, die in Zwangsvollstreckung gehen, auf einen Rekordwert von 0,54 Prozent gestiegen ist. Die Zahl der deliquenten Schuldner ist auf 4,95 Prozent gestiegen, im Sektor der Risiko-Kredite beträgt der Anteil mehr als 13 Prozent.

Damit droht vom Immobiliensektor immer mehr Schwäche für die ganze amerikanische Konjunktur auszugehen. Ein ähnliches Bild zeichnen auch die Einzelhandelsumsätze. Trotz höherer Umsätze im Automobilsektor und – wegen des hohen Benzinpreises – an der Tankstelle, blickt man für den Februar auf ein Umsatzplus von nur 0,1 Prozent und ein Minus von 0,1 Prozent abzüglich der Automobile. Beide Zahlen sind schwächer als erwartet.

Die größten Verlierer kamen am Dienstag erwartungsgemäß aus dem Finanzbereich. Im Dow bildeten der Kreditriese American Express und die Großbanken J.P. Morgan und Citigroup die Schlusslichter.

Im Hypothekensektor sieht es bitter aus: New Century Financial, der vor der Pleite stehende Anbieter von Risiko-Darlehen, wurde nach den dramatischen Verlusten der letzten Tage am Dienstag endgültig aus dem Handel an der NYSE genommen.

Größter Verlierer im Sektor war derweil die Aktie von Accredited Home Lenders mit einem Minus von 65 Prozent. Das Unternehmen hat über Margin Calls mehr als 190 Millionen Dollar verloren, man versucht jetzt, neues Kapital aufzunehmen, was im aktuellen Umfeld für die Anbieter zweitklassiger Kredite schwer sein dürfte.

Die Aktie von Countrywide Financial litt derweil unter einer Einschätzung des CEO, der offen von einer drohenden Liquiditätskrise spricht.

Mit im Minus schließen sämtliche Hausbauer: Toll Brothers verlieren 2,4 Prozent, die Aktien von KB Home und Hovnanian geben jeweils um mehr als 5 Prozent ab.

Da die Krise aus dem Finanzbereicht kommt, bleiben auch die Brokerhäuser nicht verschont. Unter den größten Verlierern schließen Lehman Brothers und Bear Stearns mit Abschlägen von rund 6 Prozent, Merrill Lynch und Morgan Stanley mit einem Minus von jeweils rund 5 Prozent.

Mit einem Minus von 1,8 Prozent kommt Goldman Sachs noch vergleichsweise gut davon – wegen guter Quartalszahlen: Das Unternehmen, das kaum Anteil an der Hypothekenkrise hat, blickt auf einen erfolgreichen Aktienhandel für die Kunden und die eigenen Konten. Im abgelaufenen Quartal ist der Gewinn um 29 Prozent auf 3,2 Milliarden Dollar oder 6,67 Dollar pro Aktie gestiegen. Man liegt dabei deutlich über den Erwartungen, und entsprechend klettert die Aktie im frühen Handel um 1,5 Prozent.

Besorgnis erregend findet man an der Wall Street, dass am Dienstag nicht nur Finanz- und finanzverwandte Papiere abstürzten, sondern der ganze breite Markt. Satte 95 Prozent aller Aktien im S&P-500-Index schließen mit roten Pfeilen, darunter Gold-Aktien wie Barrick Gold, aber auch Konsumwerte wie McDonalds und Altria Group.

Auch die Hightech-Werte waren überwiegend schlecht, was direkt wiederum an dem enttäuschenden Quartals-Update von Texas Instruments und einer Milliarden-Klage gegen Google lag.

Quelle: ntv.de

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