Marktberichte

Moderates Minus in New York US-Börsen schließen schwach

Das Ausmaß der Katastrophe lässt auch an der Wall Street niemand ungerührt.

Das Ausmaß der Katastrophe lässt auch an der Wall Street niemand ungerührt.

(Foto: dpa)

Die Sorgen um die globalen Auswirkungen der Katastrophe in Japan lasten auch an der Wall Street schwer auf den Kursen. Nach den heftigen Reaktionen in Tokio halten sich die Verluste allerdings in engen Grenzen. Ein richtungsweisender Titel schafft es im Dow sogar ins Plus.

Alcoa erholt sich, Chevron steigt ins Plus, Apple verschiebt den Japan-Start.

Alcoa erholt sich, Chevron steigt ins Plus, Apple verschiebt den Japan-Start.

(Foto: dpa)

Nach den panikartigen Verkäufen im Tokioter Aktienmarkt hat die Furcht vor einer Atomkatastrophe in Japan auch die US-Börsen am Die nstag schwer belastet. Nach weiteren Explosionen in einem Atomkraftwerk (AKW) in Fukushima stieg die Radioaktivität in der Region deutlich an. Auch in der Nähe der japanischen Hauptstadt Tokio, die rund 240 Kilometer südlich des AKW liegt, wurde erhöhte Radioaktivität gemessen.

Angesichts der Bedeutung Japans für die Weltwirtschaft fürchten Anleger, dass die Krise in der drittgrößten Volkswirtschaft auch der Weltkonjunktur einen schweren Schlag versetzen könnte."Alle Augen sind auf Japan gerichtet", sagte ein Börsianer mit Blick auf die dramatische Entwicklung in dem Atomkraftwerk Fukushima Eins. "Erste Investoren sehen den Kursrutsch aber offenbar eher als vorübergehend an", begründete ein anderer Händler die leichte Erholung im späten Geschäft.

Dow Jones
Dow Jones 45.720,48

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte fiel um 1,2 Prozent auf 11.855 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500 gab 1,1 Prozent nach auf 1281 Zähler. Der Composite-Index der Technologiebörse Nasdaq verlor 1,3 Prozent auf 2667 Punkte. Alle drei Indizes hatten sich im Handelsverlauf deutlich von ihren Tagestiefs erholt.

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Börsianer führten die Erholung im späten Handel außerdem auf die optimistischere Konjunktureinschätzung der US-Notenbank Fed zurück. Zudem hofften einige Investoren, dass sich die Japan-Krise nur kurzfristig auf die US-Wirtschaft auswirken wird und die Kursverluste an der Börse deshalb nur temporär sind.

Nasdaq Composite
Nasdaq Composite 21.841,91

Vor allem konjunktursensible Werte wie zum Beispiel Alcoa konnten ihre Kursverluste zum Handelsschluss in New York eingrenzen. Die Aktien des weltgrößten Alu-Konzerns, der unter anderem als Gradmesser für die Geschäftsaussichten im Auto- oder Flugzeugbau gilt, schlossen lediglich 0,5 Prozent im Minus. Angesichts des zweistelligen Kursrutsches im Nikkei erscheint der Abschlag beinahe zuversichtlich.

Zu den Verlierern zählten allerdings nicht nur Unternehmen, die direkt von der Katastrophe in Japan betroffen sind. Die Papiere des Versicherungskonzerns AIG gaben rund 2 Prozent nach. Die Aktien des weltgrößten Chipherstellers Intel büßten 3 Prozent ein.

Wie schon am Vortag blieben Werte aus der Strombranche sowie einschlägiger Die nstleister und Lieferanten unter Druck. Die Titel des Industriekonzerns General Electric verzeichneten ein Minus von 1,5 Prozent. Die Titel des Ingenieur- und Baukonzerns Shaw Group sanken um 2,1 Prozent. Usec rutschten angesichts der Debatte um Atomstrom um 5 Prozent ab. Das Unternehmen ist ein Lieferant für hochangereichertes Uran.

Apple-Papiere ließen 2,3 Prozent Federn, nachdem der Technologiekonzern den Start seines neuen Tablet-Computers iPad2 in Japan verschoben hatte. Ein neues Datum für die Markteinführung, die ursprünglich für den 25. März geplant war, nannte Apple nicht.

Analysten warnten, die Natur- und Atomkatastrophe in Japan erschüttere das Vertrauen in die wirtschaftliche Entwicklung. Verbraucher und Unternehmen könnten deswegen ihre Ausgaben einschränken, sagte Analyst Nick Kalivas von MF Global. Derzeit sei dies zwar noch unwahrscheinlich. Aber sollten die Krise und die Turbulenzen am Markt anhalten, wachse das Risiko.

Die Atomkatastrophe in Japan hatte die Aktienmärkte am Die nstag rund um die Welt belastet. An der Börse in Tokio brach der Nikkei-Index um 10,6 Prozent auf ein Zwei-Jahres-Tief von 8605 Punkten ein. In Frankfurt schloss der Dax bei hohen Umsätzen 3,2 Prozent tiefer auf 6647 Punkten. Der europäische Stoxx50 büßte 2,2 Prozent auf 2510 Zähler ein.

Auch der Dow-Jones-Index beendete den Die nstagshandel beinahe geschlossen im Minus. Einziger Titel auf der Gewinnerseite waren die Aktien des Ölkonzerns Chevron. Sie legten vor dem Hintergrund der energiepolitischen Debatte in zahlreichen Industrienationen um 0,4 Prozent zu. Gefragt waren auch Aktien aus dem Solarsektor, die laut Händlern weiterhin von der Atomdebatte profitierten. Papiere des Solarzellenherstellers First Solar kletterten um 8,2 Prozent und Trina Solar schnellten um 8,8 Prozent hoch.

Kurstreibend wirkten zudem die . Die Regierung des Königreichs verhängte nach wochenlangen schweren Unruhen den Kriegszustand, nachdem am Montag auf ihre Bitte hin rund 1000 Soldaten aus Saudi-Arabien in das Land am ölreichen Persischen Golf eingerückt waren. Auch im nordafrikanischen Ölstaat Libyen hielten die Kämpfe zwischen der Armee und Rebellen an. Angesichts wachsender Panik flüchteten Anleger in US-Staatsanleihen.

Fed hält am Niedrigzins fest

Anlass zur Beruhigung gab die US-Notenbank im späten Handel: Die gewährt der US-Wirtschaft geldpolitisch weiteren Rückenwind. Die Zentralbanker beschlossen, die seit November laufenden milliardenschweren Staatsanleihenkäufe trotz des Aufschwungs der Wirtschaft fortzusetzen. Zugleich blieb der Leitzins wie erwartet in einer Spanne von null bis 0,25 Prozent.

Die Notenbanker signalisierten den Märkten zudem, den Leitzins noch geraume Zeit außergewöhnlich niedrig zu halten. Die Wirtschaft hat laut Fed insgesamt aber wieder besser Tritt gefasst. "Die Bedingungen am Arbeitsmarkt scheinen sich schrittweise zu bessern", hieß es im Begleittext zum Zinsentscheid.

An der New York Stock Exchange wechselten rund 1,28 Mrd. Aktien den Besitzer. 636 Werte legten zu, 2377 gaben nach und 94 blieben unverändert. An der Nasdaq schlossen bei Umsätzen von 2,35 Mrd. Aktien 644 im Plus, 1970 im Minus und 61 unverändert.

Der Euro hat sich in dem nervösen Umfeld nahe bei 1,40 Dollar gehalten. Im New Yorker Handel stand die Gemeinschaftswährung zuletzt knapp unterhalb dieser Marke bei 1,3999 Dollar. An den US-Kreditmärkten stiegen die zehnjährigen Staatsanleihen um 9/32 auf 102-17/32. Sie rentierten mit 3,321 Prozent. Die 30-jährigen Bonds kletterten 1-7/32 auf 104-24/32 und hatten eine Rendite von 4,461 Prozent.

Quelle: ntv.de, mmo/rts

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