Pekinger Zinsgerüchte Unruhe am Rohstoffmarkt
07.01.2010, 14:30 UhrSpekulationen um die chinesische Geldpolitik belasten die Notierungen an den Rohstoffmärkten. Börsianer werteten eine Maßnahme der Pekinger Zentralbank als Zeichen für eine baldige Erhöhung der chinesischen Leitzinsen.

Das Wetter reicht nicht: "Es fehlt ein überzeugender fundamentaler Grund für das aktuelle Niveau."
(Foto: REUTERS)
Auslöser für die Unruhe war die überraschende Anhebung der Sätze für dreimonatige Staatsanleihen durch die chinesische Zentralbank. Am Rohöl-Markt fiel der Preis für ein Barrel (159 Liter) der führenden US-Sorte WTI um 0,8 Prozent auf 82,56 Dollar. Die Nordsee-Sorte Brent verbilligte sich um 0,7 Prozent auf 81,35 Dollar.
Am Vortag war WTI wegen der klirrenden Kälte in den USA und Europa auf ein 15-Monats-Hoch von 83,52 Dollar gestiegen. Analyst Edward Meir vom Brokerhaus MF Global warnte vor größeren Rückschlägen. "Es fehlt ein überzeugender fundamentaler Grund für das aktuelle Niveau", betonte er. Das Wetter sei zwar kalt, aber vor einem Jahr habe der Preis bei ähnlich frostigen Temperaturen nur halb so hoch gelegen. "Die logische Erklärung für die Rally sind der schwache Dollar und die niedrigen Zinsen. Sie sorgen für einen starken Geldstrom in den Rohstoffmarkt."
Kupfer kletterte im frühen Handel zeitweise auf ein 17-Monats-Hoch von 7790 Dollar je Tonne. Gewinnmitnahmen drückten das für Stromkabel und Wasserrohre verwendeten Industriemetall bis zum Mittag jedoch 0,7 Prozent ins Minus auf 7615 Dollar. Einige Investoren zögen sich vor der geplanten Neugewichtung der Rohstoffindizes von Goldman Sachs und UBS zurück, sagten Händler.
Bei den Agrar-Rohstoffen sorgten die Spekulationen um die chinesische Geldpolitik ebenfalls für Verkaufsdruck. Weizen und Mais gaben jeweils rund ein Prozent auf 4,18 beziehungsweise 10,34 Dollar je Scheffel (35,2 Liter) nach.
Sojabohnen fielen zeitweise sogar um 2,4 Prozent auf ein Neun-Tages-Tief von 10,25 Dollar. Hier drückte Börsianern zufolge Regen in den Hauptanbaugebieten Brasiliens und Argentiniens zusätzlich auf die Stimmung.
Auf die Gold-Kurse habe der überraschende Schritt der Bank of China keinen Einfluss, betonte Rohstoffexperte Koichiro Kamei vom Research-Haus Market Strategy Institute. Die chinesische Edelmetall-Nachfrage werde dadurch nicht beeinträchtigt.
Sein Kollege Ole Hansen von der Saxo Bank sagte, das Edelmetall sei zu stürmisch in das neue Jahr gestartet. Nun fragten sich einige Anleger, ob dieses Niveau denn auch gerechtfertigt sei.
Eine Feinunze (31,1 Gramm) Gold kostete 1128,80 Dollar oder 788,73 Euro, nachdem es am Vortag auf ein Drei-Wochen-Hoch von 1140,20 Dollar geklettert war.
Quelle: ntv.de, rts