"Fiskalklippe überstrahlt alles" Wall Street erneut schwächer
27.11.2012, 22:30 Uhr
Kritischer Blick aus Übersee
(Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb)
Die Wall Street schaut nur kurz auf Griechenland, zu drängend sind die eigenen Sorgen. Auch wenn die jüngsten Konjunkturdaten freundlich ausfallen, rückt die gefürchtete Fiskal-Klippe immer näher und näher
Der US-Haushaltsstreit hat die Wall Street fest im Griff. Selbst die Einigung auf neue Griechenland-Hilfen und ermutigende US-Konjunkturdaten konnten die Anleger am Dienstag nicht aus der Reserve locken. Vorsicht lautete die Devise, denn die Börsianer warten auf weitere Hinweise, ob die Politik die sogenannte Fiskalklippe (fiscal cliff) umschiffen kann. Regierung und Opposition wollen in dieser Woche einen neuen Anlauf starten, um ihre scharfen Differenzen zu überwinden. Sollte dies nicht gelingen, greifen zum Jahreswechsel automatische Steuererhöhungen und Ausgabekürzungen, die die weltgrößte Volkswirtschaft in die Rezession stürzen könnten.
"Es ist, als ob es derzeit nichts anderes gibt als die Fiskalklippe", sagte Investmentstratege Jack DeGan von Harbor Advisory Corp. "Es ist ökonomisch und politisch ein zu großes Thema, als dass die Investoren es einfach ignorieren können." Auch starke Wirtschaftsdaten traten in den Hintergrund. So stieg die Stimmung der US-Verbraucher auf den höchsten Stand seit Februar 2008, wie eine Erhebung des Forschungsinstituts Conference Board zeigt. Eine andere Statistik deutete auf ein Anziehen der Firmeninvestitionen hin. "Es ist schwierig für die Märkte, sich derzeit an den Fundamentaldaten zu orientieren. Selbst wenn sie es tun, schalten sie ganz schnell zurück und werden wieder vorsichtig", sagte DeGan.
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss 0,7 Prozent tiefer mit 12.878 Punkten. Das Börsenbarometer pendelte im Handelsverlauf zwischen 12.868 und 12.980 Stellen. Der breiter gefasste S&P-500 verlor 0,5 Prozent auf fast 1399 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq büßte 0,3 Prozent ein auf knapp 2968 Stellen. In Frankfurt schloss der Dax gestützt von den neuen Griechenland-Hilfen 0,6 Prozent fester.
In New York stand eine Übernahme im Fokus. ConAgra Foods erwirbt den Lebensmittelhersteller Ralcorp für 6,8 Mrd. Dollar. Die ConAgra-Aktie kletterte 4,7 Prozent, Ralcorp-Anteile schossen über 26 Prozent in die Höhe.
Der Kurs des Industrieglasherstellers Corning kletterte um knapp 7 Prozent. Das Unternehmen stellt spezielles Glas her, das in Smartphones und Tablets benutzt wird, und erwartet in diesem Bereich fürs laufende Jahr einen Milliardenumsatz.
Aktien von Hewlett-Packard (HP) wurden von einer Klage wegen der Übernahme von Autonomy belastet. HP musste wegen Bilanzunregelmäßigkeiten bei Autonomy milliardenschwere Abschreibungen vornehmen. Der HP-Kurs fiel um knapp 3 Prozent. Las Vegas Sands legten um 5,3 Prozent zu, nachdem der Casinobetreiber eine Sonderdividende von 2,75 Dollar angekündigt hatte, die noch im Dezember gezahlt werden soll. Viele US-Unternehmen zahlen derzeit Sonderdividenden oder ziehen die regulären Zahlungen vor. Sollten die USA tatsächlich über die Fiskalklippe rutschten, würden auch Ausschüttungen an die Aktionäre erheblich stärker besteuert.
Quelle: ntv.de, rts/DJ