Amerika wirbt nicht online Wall Street legte zu
09.09.2002, 22:15 UhrKonjunktur- und Unternehmensdaten stehen an der Wall Street in der laufenden Woche im Hintergrund. Der Jahrestag der Terroranschläge vom 11. September beherrscht nach Händlerangaben das Geschehen und steht einem Aufwärtstrend entgegen. Der Dow Jones verbesserte sich um 1,1 Prozent auf 8.519 Punkte, für die Nasdaq ging es 0,7 Prozent auf 1.305 Punkte nach oben.
Es gebe Sorgen, dass Terroristen den 11. September zu neuen Anschlägen nutzen könnten, so Händler. Auch wenn es unwahrscheinlich sei, dass es genau an diesem Datum zu einem erneuten großen Anschlag käme, könnte auch ein kleinerer Vorfall die Aktienmärkte stark unter Druck setzen. Niemand werde daher vor dem 11. September größere Positionen aufbauen.
Dazu komme noch der schwelende Konflikt zwischen den USA und dem Irak. Die Anzeichen für einen Angriff der USA würden sich langsam mehren. Das sorge für zusätzliche Unsicherheit, hieß es weiter.
Die Online-Sparte AOL bleibt das Sorgenkind des weltgrößten Medienkonzerns AOL Time Warner. Das Werbeumfeld im Onlinebereich bleibe bis Ende 2002 weiterhin schwach, so der Konzern am Montag. Der Jahres-Umsatz der Sparte werde daher unter den Erwartungen liegen. Der Gesamtkonzern werde im laufenden Jahr beim Vorsteuergewinn am unteren Ende des bislang prognostizierten Wachstums von 5 bis 9 Prozent liegen, hieß es weiter. Die geplante Umsatzsteigerung von 5 bis 8 Prozent werde erreicht. Die Aktie machte ihre frühen Verluste wett und legte um 1,5 Prozent auf 13,33 Dollar zu.
Der weltgrößte Finanzkonzern CitiGroup hat mit sofortiger Wirkung die Spitze seiner in die Schlagzeilen gekommenen Investmentbank Salomon Smith Barney ausgetauscht. Weiterhin werde ein Ausschuss für Geschäftsmethoden eingesetzt, so das Unternehmen weiter. Ende August hatte die Staatsanwaltschaft des US-Bundesstaates New York ihre Ermittlungen gegen die CitiGroup ausgeweitet. Im Mittelpunkt steht die Frage, ob das Institut beim Börsengang der Mobilfunktochter von AT&T den Aktienkurs manipuliert hat. Der damals gefragte Telekom-Analyst Jack Grubman hatte kurz vor der Emission die Empfehlung für AT&T-Aktien angehoben. Die Aktie erholte sich von den anfänglichen Verlusten und stieg um 2,6 Prozent auf 31,07 Dollar.
Wer mit Digitalkameras von Eastman Kodak fotografiert, könnte vom Schlag getroffen werden. Zumindest wenn es sich um das Modell DC5000 handelt. Deshalb hat sich der US-Konzern jetzt zu einer Rückrufaktion entschlossen. Betroffen seien rund 75.000 Kameras, die zwischen Juni 2000 und August 2002 verkauft wurden. Die Kosten dafür bezeichnete Kodak als nahezu unerheblich. So sahen das auch die Anleger: Die Aktie legte um 2,8 Prozent auf 29,27 Dollar zu.
Die Investmentbank Merrill Lynch hat den Konkurrenten J.P. Morgan Chase heruntergestuft. Grund sei eine gesenkte Ertragserwartung und eine möglicherweise niedriger ausfallende Dividende. Die Aktie verlor 1,3 Prozent auf 23,59 Dollar.
Gute Nachrichten gab es aus dem Telekomsektor. Der Mobilfunkanbieter Nextel zeigte sich zuversichtlich, die angestrebte Zahl von zwei Millionen Neukunden in diesem Jahr zu erreichen oder sogar zu übertreffen. Für die Papiere ging es 1,1 Prozent auf 7,89 Dollar nach unten.
Bei Caterpillar stehen Entlassungen an. Der weltgrößte Hersteller von Baumaschinen wird von den insgesamt etwa 3000 Arbeitern in seiner Diesel-Motorensparte rund 470 Vollzeitstellen und 290 befristete Jobs streichen. Die Aktie fiel 0,2 Prozent auf 43,12 Dollar.
Der Schulanfang hat dem drittgrößten Büroausstatter der USA, Officemax, ein gutes Geschäft beschert. Im Jahresvergleich haben die Umsätze im mittleren einstelligen Bereich zugenommen. Dies sowie ein verbessertes Marketing sollen nach Angaben des Unternehmens dazu führen, dass im laufenden Quartal wieder ein Gewinn erwirtschaftet wird. Das war Musik in den Ohren der Anleger: Die Aktie legte um 9,6 Prozent auf 4,89 Dollar zu.
LendingTree, ein Online-Anbieter von Hypotheken-Darlehen, hat überraschend seine Prognosen für das laufende Quartal angehoben. Anstelle eines Verlustes wird jetzt sogar ein Gewinn erwartet. Freuen dürfen sich die Anleger: Die Aktie legte um 13,6 Prozent auf 15,85 Dollar zu.
Für einen Paukenschlag sorgte nachbörslich Ford. Der Autobauer rechnet damit, im laufenden dritten Quartal die Analystenerwartungen deutlich zu übertreffen. Die rechneten mit einem Verlust von 0,10 Dollar je Aktie, Ford selbst erwartet jetzt sogar einen kleinen Gewinn. Die Aktie legte bereits während der regulären Handelszeiten um 5,9 Prozent zu und baute die Gewinne nachbörslich noch weiter aus.
Quelle: ntv.de