Marktberichte

Italien und der Zahlungsausfall Wall Street sackt weg

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Angst fressen Kursgewinne auf: Silvio Berlusconi ist bald weg, die Sorge um Italien und die Euro-Zone bleibt und hält auch die US-Anleger fest im Griff. Die Kurse brechen auf breiter Front ein - egal ob Finanzwerte, Ölkonzerne oder Konjunkturzykliker. Dagegen sind US-Bonds gefragt.

Die Krise in Italien hat am Mittwoch auch die Wall Street erschüttert. Der angekündigte Rücktritt von Regierungschef Silvio Berlusconi vermochte es nicht, den US-Anlegern die Furcht vor einer Zahlungsunfähigkeit Italiens zu nehmen. Die Renditen für italienische Anleihen durchbrachen die kritische Marke von sieben Prozent und liegen damit auf den höchsten Stand seit der Einführung des Euros 1999.

Italiens Bonds käme derzeit die Rolle eines neuen Angst-Index wie dem Volatilitätsindex VIX zu, sagte Charles Reinhard, Investmentstratege bei Morgan Stanley Smith Barney. "Und im Moment zeigen sie sehr viel Angst an." Nicht mehr Griechenland stünde im Zentrum der Schuldenkrise, sondern Italien.

US-Bonds gefragt

Die US-Staatsanleihen legten angesichts der schlechten Nachrichten aus Italien zu. "Jeder wartet auf die nächste Hiobsbotschaft aus Europa", sagte Charles Comiskey, Anleihenhändler bei Bank of Nova Scotia in New York. "Es sieht so aus, als gebe es weder Führungspersönlichkeiten noch Antworten - und das macht den Leuten Angst."

Das zehnjährige Papier gewann 1-1/32 auf 101-14/32. Die Rendite lag bei 1,9606 Prozent. Die dreißigjährige Anleihe gewann 2-15/32 auf 114-8/32 und rentierte mit 3,0206 Prozent.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte gab bis zum Nachmittag (Ortszeit) 3,2 Prozent auf 11.781 Punkte nach. Der breiter gefasste S&P-500 fiel 3,7 Prozent auf 1229 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq verlor 3,9 Prozent auf 2622 Punkte. Der Deutsche Aktienindex (Dax) schloss in Frankfurt mit einem Minus von 2,2 Prozent auf 5829 Stellen.

Finanzwerte im Fokus

Besonders der Bankensektor leidet unter den Hiobsbotschaften aus Europa. Der KBW Bankenindex fiel um 4 Prozent. Besonders hart traf es die Investmentbanken: Die Anteilsscheine von Morgan Stanley verloren 9,0 Prozent, das Papier von Goldman Sachs büßte 8,2 Prozent ein. JP Morgan verbilligten sich um 7,1 Prozent, Bank of America um 5,7 Prouent.

"Das ist ein Weckruf für die Märkte", sagte Seth Setrakian von First New York Securities über Nachrichten aus Italien. "Wir waren zu lange zu optimistisch, um die Realität zu akzeptieren. Jetzt müssen wir erkennen, dass es kein Spaziergang wird."

Auch Konjunkturzykliker wie Alcoa (-5,4 Prozent) und Caterpillar (-4,4 Prozent) wurden verkauft. Daneben standen Ölwerte auf der Verliererseite, belastet von Nachgebenden Öl-Notierungen. Exxon Mobil sackten um 3,0 Prozent ab, Chevron um 4,2 Prozent und ConocoPhillips um 3,5 Prozent.

GM verliert an Boden

Die Schuldenkrise hinterlässt auch Spuren in der Bilanz des größten US-Autobauers General Motors. Die Opel-Mutter nahm ihr Ziel zurück, in Europa auf bereinigter operativer Basis im Gesamtjahr die Verlustzone hinter sich zu lassen. Das sei wegen der wirtschaftlichen Lage dort nicht zu schaffen, räumte der Konzern ein. Die Aktie gab 10,9 Prozent nach.

Gestiegene Rohstoffkosten und ein verhaltener Ausblick auf das Weihnachtsgeschäft belasteten das Papier des Einzelhändlers Macy's. Zwar konnte die Kaufhauskette stärker wachsen als die Konkurrenz, doch fiel die Bruttomarge auf 39,4 Prozent. Macy's gab die gestiegenen Kosten für Baumwolle und Logistik an die Kunden weiter und erhöhte die Preise. Der Konzern erhöhte zwar die Prognose für das Gesamtjahr, jedoch nicht so stark wie von der Wall Street erhofft. Dies löste Besorgnis über das wichtige Weihnachtsgeschäft aus. Die Aktie gab rund 5,3 Prozent nach

Adobe geflasht

Im Blickpunkt der Anleger standen auch die Papiere von Adobe Systems. Der US-Softwarehersteller kündigte an, mehr als 7 Prozent seiner Stellen zu streichen. Außerdem gab Adobe bekannt, die Entwicklung des populären Flash-Players für Mobilgeräte einzustellen. Damit ist der Kampf um einen einheitlichen Standard für Videos und Grafiken im Internet praktisch zugunsten von Apple entschieden. Der iPhone-Hersteller baut bei seinen Mobilgeräten auf HTML5. Adobes Anteilsscheine brachen um knapp 8 Prozent ein. Apple-Papiere notierten 7,7 Prozent im Minus

Vor der nachbörslichen Bekanntgabe der Quartalszahlen gaben Cisco Systems 3,8 Prozent nach. Der einstige Technologievorreiter will nach Börsenschluss über die jüngste Geschäftsentwicklung informieren.

Weight Watchers büßten 10,0 Prozent ein: Im dritten Quartal wurde zwar das Ergebnis um 82 Prozent gesteigert, doch ging gleichzeitig die Teilnehmerquote der Diätprogramme zurück.

Quelle: ntv.de, bad/rts/DJ

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen