Marktberichte

Gute Konjunkturdaten verpuffen Wall Street tritt auf die Bremse

Die Fed flutet die Märkte weiter mit billigem Geld.

Die Fed flutet die Märkte weiter mit billigem Geld.

(Foto: dpa)

Nach dem satten Plus am Vortag zeigen sich die US-Börsen am Tag nach der Fed-Überraschung ernüchtert. Nun beginnen die Interpretationen der Notenbank-Hinweise. Angesichts der Rekordstände des Vortages machen einige Händler aber auch Kasse.

Nasdaq Composite
Nasdaq Composite 22.141,10

Auf den Rausch folgt der Kater: Nachdem die Anleger zur Wochenmitte den überraschenden Aufschub des gefürchteten "Tapering" der US-Notenbank euphorisch gefeiert hatten, kehrte an den US-Finanzmärkten am Donnerstag wieder Nüchternheit ein. An der Wall Street war die Rekordjagd erst einmal vorbei, nachdem die Kurse am Tag zuvor neue Höchststände erklommen hatten. Am Anleihemarkt, der ebenfalls vom Festhalten der Federal Reserve an ihrer ultralockeren Geldpolitik profitiert hatte, wurden Gewinne mitgenommen. Nur der Goldpreis verteidigte das gewonnene Terrain, während der Dollar als Verlierer der Niedrigzinspolitik seine Talfahrt fortsetzte.

Die Konjunkturdaten des Tages hatten durchweg überzeugt. Vor allem der Philadelphia Fed Index fiel deutlich besser aus als erwartet, konnte das Ruder an den Märkten aber nicht herumreißen. Beobachter wogen immer noch das Für und Wider der Notenbankbeschlüsse ab. Einige zeigten sich irritiert von der Kommunikation der Fed vor ihrer Sitzung.

"Zu Recht stellen sich viele Marktteilnehmer nun wohl die Frage, was Hinweise der Fed letztlich wert sind", sagt Lutz Karpowitz von der Commerzbank, der in der Entscheidung einen Hinweis sieht, dass die Fed aus der ultraexpansiven Geldpolitik eigentlich gar nicht aussteigen wolle. Dass fast alle FOMC-Mitglieder trotz spürbaren Wirtschaftswachstums an den Wertpapierkäufen festhielten, könne darauf hindeuten, dass sich die Prioritäten in der US-Geldpolitik verschoben hätten, sagte er.

Gold steigt - Öl fällt

Der Dow-Jones-Index fiel um 0,3 Prozent auf 15.637 Punkte. Der S&P-500 verlor 0,2 Prozent, während der Nasdaq-Composite 0,2 Prozent gewann.

Am Anleihemarkt sanken die Kurse, wobei die guten Konjunkturdaten und die enttäuschende Auktion inflationsgeschützter Anleihen zusätzlich belasteten. Die Rendite zehnjähriger Treasurys erholte sich auf 2,75 Prozent. Die Anleihen hatten am Mittwoch ebenfalls von der Fed-Entscheidung profitiert, ihre Wertpapierkäufe im monatlichen Volumen von 85 Milliarden Dollar zunächst fortzusetzen.

Gold war als Inflationsschutz gesucht, denn es steht zu befürchten, dass die expansive Geldpolitik der Fed die Teuerung anheizt. Die Feinunze stieg im Vergleich zum Vortagessettlement um 4,7 Prozent auf 1.369,30 Dollar.

Der Ölpreis, der am Mittwoch von der Aussicht auf noch mehr Wirtschaftsstimuli der Fed nach oben getrieben worden war, gab nach. Das Barrel WTI ermäßigte sich um 1,6 Prozent auf 106,39 Dollar. Die europäische Referenzsorte Brent fiel um 1,7 Prozent auf 108,76 Dollar.

Am Devisenmarkt zeigte sich der Dollar zum Euro leichter, aber erholt von seinem Tagestief. Nachdem der Euro am Mittwoch in Reaktion auf den Fed-Beschluss knapp über 1,35 Dollar gestiegen war, waren im späten US-Handel rund 1,3530 Dollar für die Gemeinschaftswährung fällig. Im Tageshoch kostete der Euro 1,3570 Dollar.

Lufthansa-Order beflügelt Boeing

An der Wall Street verloren Aktien von JP Morgan (JPM) 1,2 Prozent. Die Bank muss wegen des Spekulationsfiaskos um den "Wal von London" 920 Millionen US-Dollar Strafe zahlen. Darauf hat sich das Geldhaus mit Behörden in den USA und Großbritannien geeinigt. Die Analysten von S&P Capital scheint das aber nicht zu stören. Sie stuften die JPM-Aktie auf "Strong Buy" von "Buy" hoch.

Der Boeing-Kurs legte mit dem Rückenwind zweier Großaufträge um 0,5 Prozent zu. Die Lufthansa bestellt 59 Langstreckenflugzeuge bei Airbus und Boeing. Davon entfällt mit 34 Boeing 777 der größere Anteil auf den Flugzeughersteller aus Seattle. Zudem hat die Leasing-Gesellschaft GECAS zehn Maschinen vom Typ 787 Dreamliner geordert. Das Volumen des Auftrags liegt bei 2,9 Milliarden Dollar.

Cisco-Aktien verloren nach einem negativen Analystenkommentar 0,7 Prozent. Die Credit Suisse nimmt die Beobachtung der Titel mit der Einstufung "Underperform" auf. Oracle schlossen um 0,1 Prozent höher. Der SAP-Konkurrent hat in seinem ersten Geschäftsquartal zwar geringfügig weniger umgesetzt als erwartet, dabei aber mehr verdient. Der Ausblick auf das laufende Quartal las sich indessen eher pessimistisch.

Teslo springt nach Kurszielerhöhung

Die Aktie des Elektroautoherstellers Tesla markierte nach einer Kurszielerhöhung durch die Deutsche Bank bei 180,47 Dollar ein Rekordhoch. Zum Handelsende notierte sie um sieben Prozent höher bei 177,92 Dollar. Groupon-Aktien profitierten von einer Kaufempfehlung der Stifel-Nicolaus-Analysten und verteuerten sich um neun Prozent.

Apple stiegen um 1,7 Prozent auf 472,30 Dollar. Die neuen iPhones 5S und 5C des Unternehmens, die am Freitag in die Läden kommen, finden nach anfänglich harscher Kritik wohl doch Gefallen. Bis zu ihrem Rekordschlussstand, den die Aktie genau vor einem Jahr nach der Markteinführung des iPhone 5 bei 702,10 Dollar erreichte, ist es aber noch ein weiter Weg.

Quelle: ntv.de, ddi/rts/DJ

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