Marktberichte

Verheerende Feuer in Russland Weizenpreise klettern

Die seit Wochen anhaltende Dürre in Russland heizt die Preissteigerung am Weizenmarkt weiter an. Seit Anfang Juni hat sich der Preis angesichts der Rekord-Dürre in Russland nahezu verdoppelt.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Das russische Exportverbot für Getreide treibt den Weizenpreis weiter nach oben. Der in den USA gehandelte Weizen-Future kletterte zeitweise um sieben Prozent auf ein Zwei-Jahres-Hoch von 8,41 Dollar je Scheffel (rund 35 Liter). Der europäische November-Kontrakt kletterte in der Spitze um 3,8 Prozent auf 232 Euro je Tonne und lag damit nur knapp unter seinem Zweieinhalb-Jahres-Hoch vom Vortag. Seit Anfang Juni hat sich der Preis angesichts der Rekord-Dürre in Russland nahezu verdoppelt.

Durch den Ausfall des russischen Weizens dürften im Export rund fünf Millionen Tonnen fehlen, das sei ein großer Brocken, sagte Matthew Kaleel, Rohstoff-Spezialist von H3 Global in Sydney. Viele Investoren befürchteten zudem, dass auch der Winterweizen in Russland von Erntenausfällen betroffen sein könnte, wenn die Dürre anhalte.

Weizen (USD)
Weizen (USD) 48,92

Belastet haben die steigenden Getreidepreise auch die Aktien der europäischen Lebensmittelbranche. Der Branchenindex rutschte um bis zu 2,1 Prozent ab und lag damit auf dem Niveau von Anfang Juni, kurz bevor die aktuelle Rally beim Weizen begann. Die steigenden Kosten für Agrarrohstoffe fräßen die Margen der Lebensmittel-Hersteller auf, sagte ein Börsianer.

Mit dem Exportverbot reagiert die Regierung auf die Ernteverluste, die durch die verheerenden Waldbrände und die seit Wochen andauernde Dürre entstanden sind. In Russland sind die Preise unter anderem für Mehl und den bei den Russen so beliebten Buchweizen um mehr 15 Prozent gestiegen.

Die Angst vor weiter steigenden Preisen und einer neuen Lebensmittelkrise veranlasste viele Russen zu Panikkäufen. Ministerpräsident Wladimir Putin kündigte deshalb an, aus den Vorratsspeichern - die fassen derzeit satte 24 Millionen Tonnen - ohne Auktionen Getreidereserven auszuschütten. Das soll die Preise zügeln und die Menschen beruhigen.

Das vorübergehende Exportverbot, das Putin am Donnerstag verkündet hatte, soll am 15. August in Kraft treten. Nach Einschätzung der Commerzbank-Analysten werden sich die Weizenimporteure demnächst nach anderen Lieferanten umschauen müssen. Davon könnten insbesondere die USA profitieren, die erneut eine gute Weizenernte eingefahren hätten und zudem über hinreichend hohe Weizenvorräte verfügen würden, hieß es in einem Kommentar. Im vergangenen Jahr hatte Russland den Analysten zufolge 18 Millionen Tonnen Weizen ausgeführt und war damit der drittgrößte Weizenexporteur der Welt.

Ölpreise sinken

Die Unsicherheit über den weiteren Verlauf der US-Konjunktur drückte die Ölpreise ins Minus. Das Fass der US-Sorte WTI verbilligte sich in der Spitze um 0,5 Prozent auf 81,63 Dollar. Die Nordsee-Sorte Brent gab zeitweise um 0,9 Prozent auf 80,87 Dollar nach. Händler verwiesen auf die anhaltende Unsicherheit über die wirtschaftliche Erholung in den USA.

Stabiler Goldpreis

Die Anleger am Goldmarkt hielten sich weiter zurück. Der Preis für das Edelmetall konnte auch am Freitag die psychologisch wichtige Marke von 1200 Dollar nicht überwinden und notierte mit 1194,30 Dollar nahezu auf dem Niveau des Vortages. Auftrieb für den Goldpreis erhoffen sich die Analysten der Commerzbank nun von der geplanten Liberalisierung des chinesischen Goldmarktes. Dadurch dürften die Goldeinfuhren zukünftig erleichtert werden, hieß es in einem Marktkommentar. Zudem sollte in der Folge auch die Investmentnachfrage steigen und so den Goldpreis unterstützen.

Kupfer wird teurer

Die Aussicht auf eine starke Nachfrage Chinas nach Kupfer stützteden Preis für das Industriemetall. Kupfer verteuerte sich an der Londoner Metallbörse je Tonne um 0,5 Prozent auf 7435 Dollar. Für Auftrieb sorgten Händlern zufolge die Äußerungen des weltweit größten Kupferproduzenten Codelco zu den langfristigen Aussichten am Kupfermarkt. Nach Einschätzung des chilenischen Konzerns dürfte die Nachfrage Chinas nach Kupfer in diesem Jahr um acht Prozent ansteigen. Auch im nächsten Jahr sei mit einer ähnlichen Entwicklung zu rechnen, hieß es. Offenbar glaube niemand wirklich an eine langfristige Abkühlung der Wirtschaft in China, sagte ein Analyst.

Quelle: ntv.de, rts/dpa

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