Kreditkrise belastet Wall Street Zinspolitik weiter unklar
21.08.2007, 22:42 UhrVon Lars Halter
An der Wall Street geht die Berg- und Talfahrt weiter – allerdings sind die Höhenunterschiede nicht mehr so drastisch wie in den letzten Tagen. Für einen Trend kann sich der Markt dennoch nicht entscheiden, trotz – oder gerade wegen – eines stark besetzten Dreier-Gipfels zur Zinspolitik.
In Washington hatten sich am Morgen Notenbank-Chef Ben Bernanke, Finanzminister Hank Paulson und der Vorsitzende des Finanzausschusses im Senat, Chris Dodd, getroffen. Der Markt war derweil schwach gestartet, verbesserte sich aber steil, nachdem Bernanke zugesichert hatte, "alle zur Verfügung stehenden Mittel" zu nutzen, um die aktuelle Krise zu entschärfen – Anleger interpretierten das als Ankündigung einer Zinssenkung.
Wenig später kamen aber zurückhaltendere Töne. Man fordere keine Zinssenkung, wiegelte Dodd ab, und der am Gipfel unbeteiligte Präsident der Richmond Fed sagte gar, dass Volatilität der Aktienmärkte kein Grund für eine Änderung der Zinspolitik sei. Prompt ging es für die Märkte abwärts. In der letzten Handelsstunde ging es zaghaft auf und ab – mit uneinheitlichem Ergebnis.
Der Dow-Jones-Index beendet den Handelstag mit einem Minus von 0,23 Prozent bei 13.090 Punkten. Der marktbreite S&P-500-Index schließt nahezu unverändert mit einem Plus von 0,11 Prozent auf 1.447 Punkte. Die Nasdaq unterdessen klettert recht deutlich um 0,5 Prozent auf 2.521 Punkte.
Für die Verluste im Dow gab es wohlgemerkt zwei Gründe: Dass der Ölpreis unter 70 Dollar rutschte, weil der Hurrikan "Dean" seinen Kurs geändert hat und die Öl-Plattformen im Golf von Mexiko wohl verschonen wird, belastet die Aktie von ExxonMobil. Der Ölriese verliert mehr als 2 Prozent.
Schwach sind aber sonst vor allem die Industriewerte, die von größerer Hoffnung auf eine Zinssenkung profitiert hätten. Unter den Verlierern im Dow sind folglich United Technologies und Honeywell.
Auf der Gewinnerseite schließt hingegen Verizon Communications mit einem Plus von 1,7 Prozent. Der Alu-Riese Alcoa verbessert sich und setzte seine Rallye vom Vortag fort, und auch Home Depot gehört zu den Top-Aktien unter den Blue Chips.
Einen großen Gewinner gibt es ausgerechnet im krisengeschüttelten Hypothekensektor: Countrywide Financial verbessert sich um 10 Prozent, nachdem das Wall Street Journal spekulierte, dass das Unternehmen ein Übernahmeziel für Warren Buffet werden könne. Das Unternehmen, das in den letzten Monaten mehr als die Hälfte seines Wertes verloren hat, steckt zwar mitten im Subprime-Schlamassel, hat aber auch starke Assets, darunter einige hochwertige Kreditportfolios.
Zu den großen Verlierern gehören hingegen die Bauunternehmen: Die Bank of America stuft einige von ihnen ab, darunter Toll Brothers und Hovnanian sowie Standard Pacific. Den Unternehmen würden immer mehr Kunden fehlen, weil Banken bereits zugesagte Hypotheken zurückziehen würden und neue Hypotheken kaum noch vergeben würden.
Quelle: ntv.de