Inside Wall Street Zweite Amtszeit für Ben Bernanke
25.08.2009, 17:24 Uhr
Ben Bernanke ist für eine zweite Amtszeit zugelassen.
Wenn ein Präsident Urlaub macht, dann macht er nicht wirklich Urlaub. Barack Obama muss in seiner einwöchigen Auszeit in Martha´s Vineyard sein Land samt Wirtschaftskrise und Gesundheitsreform im Auge behalten, sieben (meist politische) Bücher lesen, und zwischen Frühstück und Golf auch noch den Fed-Chef für eine zweite Amtszeit nominieren.
Die Reaktionen auf die Nachricht des Tages sind weitgehend positiv. Die Wall Street ist erleichtert. Obwohl Bernankes Amtszeit als Fed-Chef erst in fünf Monaten ausläuft, hatte es zuletzt in der Gerüchteküche gebrodelt. Larry Summers, ehemaliger Finanzminister unter Bill Clinton und zurzeit wichtigster Wirtschaftsberater in der Regierung Obama, sei an dem Posten interessiert. Einen solchen Führungswechsel hätte der Markt nicht einfach so weggesteckt.
Das mag zum einen daran liegen, dass die Wall Street den Demokraten weiterhin nicht hundertprozentig vertraut. Summers auf dem Fed-Posten, das wäre für viele auf dem New Yorker Parkett ein Albtraum. Bernanke selbst ist nicht unumstritten, doch als Überbleibsel aus der Bush-Ära ist der Mann mit dem Rauschebart zumindest politisch nicht angreifbar. Bernanke hat mit beiden Präsidenten gut zusammengearbeitet, seine Selbständigkeit und Objektivität gewahrt und sich damit zumindest über parteipolitische Streitereien gestellt.
Darüber hinaus kann man Bernanke einiges vorwerfen. Die Zinssenkungen der letzten zwei Jahre, die dem Markt allgemein gefallen haben, gingen vielen Kritikern zu weit. Dass die Notenbank massiv Geld gedruckt hat um Liquidität in die Wirtschaft zu bringen, hat Angst vor langfristiger Inflation ausgelöst.
Unterm Strich hat der Mann allerdings – bisher! – einen recht guten Job gemacht. Die meisten konjunkturellen Indikatoren deuten darauf hin, dass Amerika aus seiner schlimmsten Rezession seit vielen Jahrzehnten erwacht. Eine Depression, vor der viele gewarnt hatten, ist nicht eingetreten und steht auch im Moment nicht bevor.
Dass die US-Wirtschaft keineswegs auf sicherem Grund steht, ist klar. Trotz der jüngsten Rallye an den Aktienmärkten gehen zahlreiche skeptische Volkswirtschaftler davon aus, dass sich Anleger auf neuerlich Einbrüche einstellen müssen. Der stets bärische Nouriel Roubini hat erst zu Beginn der Woche vor einer W-förmigen Erholung gewarnt, zu der ein weiterer Abwärtstrend notwendig wäre. Doch so sehr ein solches Szenario wahrscheinlich ist, wird es sich wohl von keinem Fed-Chef verhindern lassen – weder von Ben Bernanke, noch von einem anderen.
Insofern ist sich die Wall Street amn Dienstag einig: Die Nominierung von Ben Bernanke für eine zweite Amtszeit an der Spitze der Notenbank ist eine gute Nachricht, die Unsicherheit aus dem Markt nimmt und Stabilität verspricht.
Quelle: ntv.de