Alles schaut auf Portugal Euro bleibt krisenanfällig
10.01.2011, 16:50 UhrDer Euro kommt auch in der neuen Handelswoche nicht auf die Beine. Die Eurokrise hat die Gemeinschaftswährung fest in der Hand. Das Augenmerk richtet sich vor allem auf Portugal - und die EZB.
Die Schuldenkrise in einigen Staaten des Euro-Raumes hat die Finanzmärkte am Montag wieder eingeholt. Die Frage, ob Portugal unter den Rettungsschirm von EU und IWF schlüpfen muss, sorgte für reichlich Unruhe bei Händlern und Investoren. Am Devisenmarkt gab der Euro gegenüber Dollar, britischem Pfund und Schweizer Franken zeitweise deutlich nach, zur US-Währung fiel er sogar auf ein Vier-Monats-Tief von 1,2875 Dollar.
"Es gibt die realistische Möglichkeit, dass Portugal es nicht gelingt, ohne fremde Hilfe die notwendigen Finanzmittel aufzubringen, und das drückt den Euro", sagte Währungsstrategin You-Na Park von der Commerzbank.
EZB am Zug
Am Nachmittag stabilisierte sich die Gemeinschaftswährung allerdings wieder auf niedrigem Niveau bei 1,2906 Dollar. Zuvor hatten Gerüchte die Runde gemacht, die Europäische Zentralbank (EZB) kaufe in großem Stil portugiesische Anleihen auf. Der Renditeabstand der entsprechenden Papiere zur Bundesanleihe verringerte sich daraufhin wieder.
Portugal will in den kommenden Tagen wie Spanien und Italien Anleihen platzieren. Am Mittwoch plant Portugal mit der Platzierung von Staatstiteln mit Laufzeiten von fünf und zehn Jahren bis zu 1,25 Mrd. Euro einzusammeln. "Es wäre nicht verwunderlich, wenn sich die Nervosität des Marktes bei den Anleihen-Auktionen in Form von höheren Risikoaufschlägen zeigen würde", sagte Thomas Amend, Devisenanalyst von HSBC Trinkaus.
Kein "Druck" aus Berlin
Die Bundesregierung bestritt, dass sie Portugal zur Annahme von Hilfsgeldern drängt: "Wir üben Druck auf niemanden aus, aber wir verteidigen den Euro", sagte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble. Auch die EU-Kommission erklärte, es gebe derzeit keine Diskussion über Hilfen für das hoch verschuldete Land.
Reuters erfuhr dagegen von einem ranghohen Vertreter der Euro-Zone, dass seit Juli informell über Hilfen für den Fall verhandelt wird, dass Portugal an den Finanzmärkten noch größere Probleme bekommt. Ein Hilfspaket für das Land könne 50 Mrd. bis 100 Mrd. Euro umfassen.
Nervosität bleibt
"Wir kennen von der politischen Seite zu wenig Fakten", sagte Währungsanalyst Eugen Keller vom Bankhaus Metzler. Deshalb werde die Nervosität am Markt anhalten. Ein Euro-Kurs um 1,25 Dollar sei im ersten Quartal 2011 durchaus möglich. "Der politische Wille zur Rettung des Euro ist sehr groß. Die Frage ist nur: Ist er groß genug?" HSBC-Analyst Amend machte ebenfalls politische Äußerungen für die Unsicherheit vieler Anleger verantwortlich. "Solange nicht festgezurrt ist, wie ein langfristiger Plan ganz konkret aussieht, wird das Thema Schuldenkrise immer wieder hochkochen", sagte er.
Quelle: ntv.de, rts