Im Bann der Griechenlandkrise Euro bröckelt ab
11.05.2011, 14:55 Uhr
(Foto: dpa)
Die anhaltende Unsicherheit über die griechischen Staatsfinanzen drückt auf die Stimmung des Euro. Zwar machen Gerüchte um neue Rettungsmilliarden für Athen die Runde, doch auch die Aussicht auf frisches Geld stößt auf keine Freude unter Marktteilnehmern. Einen deutlichen Sprung macht dagegen das britische Pfund.
Aus Sorge um eine Zahlungsfähigkeit Griechenlands haben Euro-Anleger am Mittwoch keine großen Sprünge gewagt. Die Gemeinschaftswährung bröckelte bis zum frühen Nachmittag auf 1,4336 Dollar ab nach gut 1,44 Dollar im New Yorker Schlussgeschäft.
Für Wirbel sorgten weiter die anhaltenden Spekulationen um ein neues Hilfspaket für Griechenland. Außer Zeit wäre damit aber nichts gewonnen, so die Einschätzung von Analysten. Selbst wenn IWF und EU darin übereinkämen, Griechenlands Finanzierungsbedarf für zusätzliche Zeit zu übernehmen, werde das grundsätzliche Problem Griechenlands nicht gelöst, urteilten die Experten der Commerzbank. "Der Schuldenstand ist schon jetzt so hoch, dass er einfach nicht am Markt finanzierbar ist. Und er steigt weiter."
In Medienberichten war von weiteren Hilfen im Volumen von bis zu 60 Milliarden Euro für das Euro-Sorgenkind die Rede gewesen, die derzeit vorbereitet würden. Vertreter von EU, Europäischer Zentralbank und IWF überprüfen derzeit in Athen, ob Griechenland Fortschritte bei der Umsetzung des Reformprogramms gemacht hat. Die Fachleute entscheiden auch darüber, ob dem Land die nächste Tranche der Hilfe ausgezahlt werden kann. Sollte das hoch verschuldete Griechenland die zwölf Milliarden Euro nicht erhalten, liefe das auf seine Zahlungsunfähigkeit hinaus.
Nach Einschätzung von Adam Myers, Devisenstratege bei der Credit Agricole, könnte das Hin und Her im europäischen Schulden-Drama den Euro weiter unter Druck setzen und bis auf 1,4160 Dollar zurückfallen lassen. Am Montag hatte die Gemeinschaftswährung mit 1,4253 Dollar den niedrigsten Stand seit drei Wochen markiert, als Investoren über einen möglichen Austritts Griechenlands aus der Euro-Zone spekulierten.
Unsicherheit am Rentenmarkt
Zu spüren war die anhaltende Unsicherheit über den Ausgang der Schuldenkrise auch am Rentenmarkt. Die Rendite der zehnjährigen griechischen Staatsanleihen stieg auf 15,726 Prozent von 15,640 Prozent im Vortagesgeschäft.
Der gern als sicherer Hafen angesteuerte Bund-Future gab 41 Ticks auf 123,61 Zähler nach - Analysten machten dafür vor allem die wiedererwachte Lust auf Aktien verantwortlich. Der Dax notierte am Mittwoch 0,6 Prozent im Plus, nachdem er schon am Dienstag 1,2 Prozent zugelegt hatte.
Pfund gesucht
Deutlich im Aufwind war das Pfund Sterling. Die Währung des Vereinigten Königreichs stieg mit bis zu 1,6518 Dollar auf den höchsten Stand seit einer Woche. Der Euro fiel gegenüber dem Pfund auf ein Sechs-Wochen-Tief von 87,06 Pence. Die britische Notenbank hat ihre Inflationsprognose angehoben und damit den Weg für eine Zinswende noch in diesem Jahr geebnet. "Wahrscheinlich wird die Inflation auch 2012 über unserem Stabilitätsziel von zwei Prozent liegen", warnte die BoE in dem Bericht.
Das Thema Zinserhöhungen sei nun wieder voll zurück auf der Agenda, und das dürfte dem Sterling Rückenwind geben, sagt Audrey Childe-Freeman von JPMorgan. Bislang waren die Geldmärkte davon ausgegangen, dass eine erste Zinserhöhung erst Anfang kommenden Jahres kommen würde. Nach dem relativ skeptisch ausgefallenen Ausblick der BoE wird nun eine frühere Zinserhöhung - Ende 2011 - für wahrscheinlich gehalten. Die BoE hält den Schlüsselzins seit März 2009 auf dem rekordniedrigen Niveau von 0,5 Prozent.
Quelle: ntv.de, nne/rts