Börsen schütteln Devisen durch Euro fest im Griff der Krise
18.08.2011, 17:21 UhrDie europäische Gemeinschaftswährung lässt gegenüber dem Dollar Federn. Schuld sind die anhaltenden Börsenturbulenzen. Enttäuschende US-Daten schicken die Aktienmärkte wieder kräftig auf Talfahrt. Auch die Enttäuschung über das Gipfeltreffen von Sarkozy und Merkel wirkt nach.
Der Kurs des Euro ist belastet durch Börsenturbulenzen und sehr schwache US-Konjunkturdaten stark unter Druck geraten. Die europäische Gemeinschaftswährung sank um mehr als zwei Cent auf 1,4275 US-Dollar. Im Vormittagshandel hatte der Euro noch zeitweise 1,4512 US-Dollar gekostet. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,4369 (Mittwoch: 1,4477) US-Dollar festgesetzt. Der US-Dollar kostete damit 0,6959 (0,6908) Euro.
"Die Verunsicherung an den Finanzmärkten ist sehr groß und darunter leidet der Euro", sagte You-Na Park, Devisenexpertin bei der Commerzbank. Die Aktienmärkte waren am Donnerstag regelrecht eingebrochen. So fiel der Dax zeitweise um mehr als sechs Prozent. "Der US-Dollar hat zuletzt zwar angesichts der Schuldenprobleme in den USA einige Kratzer erhalten, er dient jedoch in einem solchen Umfeld weiter als sichere Alternative."
"Extrem schwache US-Konjunkturindikatoren verstärkten so die Flucht in den US-Dollar", sagte Park weiter. So war der Philadelphia-Frühindikator von 3,2 Punkten auf minus 30,7 Punkte eingebrochen. Das ist der niedrigste Stand seit März 2009. Damals war der Indikator infolge der Lehman-Krise stark unter Druck geraten.
Von Merkel und Sarkozy enttäuscht
Auch die Enttäuschung über den Ausgang des deutsch-französischen Gipfeltreffens am Dienstagabend wirkten laut Händlern noch nach. Viele hatten auf tiefgreifendere Maßnahmen gehofft, hieß es. Um die Euro-Zone zu stärken, hatten Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy eine Art Wirtschaftsregierung sowie die Einführung einer Steuer auf Börsengeschäfte - eine sogenannte Finanztransaktionssteuer - gefordert. Der von vielen Börsianern erhofften Einführung von Euro-Bonds erteilten sie dagegen eine Absage.
"Der Markt ist derzeit ganz durch die Suche nach Sicherheit dominiert", sagte Park. So stieg auch der Kurs des Schweizer Frankens trotz der jüngsten Gegenmaßnahmen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) weiter an. Auch der Goldpreis erreichte mit 1822,43 US-Dollar einen neuen Rekordstand.
Franken-Aufwertung verliert an Schwung
Die Aufwertung des Franken verlor allerdings etwas an Schwung : Händlern zufolge hat die Schweizer Nationalbank (SNB) über dem Terminmarkt dem Euro und dem Dollar unter die Arme gegriffen, um dem enormen Höhenflug des Franken Einhalt zu gebieten. "Die SNB war im Swap-Markt aktiv", sagte UBS-Devisenstratege Chris Walker. Andere stimmten dem zu, Details hatte aber niemand parat. Die SNB wollte die Spekulationen nicht kommentieren.
Der Euro notierte mit bis zu 1,1510 Franken über dem Vortagesschluss von 1,1391 Franken. Der Dollar legte um 0,7 Prozent auf 0,7948 Franken zu. Die seit Wochen anhaltende Stärke des Franken wird für die Wirtschaft des Exportlandes zunehmend zu einem Problem. Die Aufwertung bedroht die Konkurrenzfähigkeit von Unternehmen, die ihre Produkte im Ausland absetzen.
"Auch wenn die SNB nun interveniert hat, dürfte das die Stärke des Franken letztlich nicht stoppen", sagte ein Händler. Rezessionsängste und die Furcht vor einer Ausbreitung der europäischen Schuldenkrise lassen die Anleger seit Wochen in den sicheren Anlagehafen Schweiz flüchten. Am vergangenen Dienstag war der Euro bis auf das Rekordtief von 1,0085 Franken zurückgefallen.
Am Mittwoch hatte die Schweizer Nationalbank mitgeteilt, erneut Liquidität in Milliardenhöhe in den Markt zu pumpen, um die Franken-Stärke zu bekämpfen. Sollte es allein bei diesen Maßnahmen bleiben, dürfte die Parität von Euro und Schweizer Franken nach Einschätzung der Commerzbank-Analysten aber nur eine Frage der Zeit sein. In den vergangenen Tagen hatten die Märkte vor allem über die Wechselkursanbindung des Franken an den Euro spekuliert.
Quelle: ntv.de, dpa