Marktberichte

1,28 Dollar durchbrochen Euro schwer angezählt

Die Schuldenkrise lässt den Euro nicht los: Nach einer kurzen Verschnaufpause im Zusammenhang mit einer unspektakulären französischen Bond-Auktion geht er wieder auf Kellerkurs. Gerüchten zufolge liebäugelt die Deutsche Bank mit einer Kapitalerhöhung.

Stop and go lautete die Devise am Donnerstag: Der Euro setzte seine Talfahrt über den Tag immer wieder fort. Die Gemeinschaftswährung rutschte in der Spitze um gut einen US-Cent auf 1,2796 Dollar. "Es besteht die Sorge, dass sich die Länder der Euro-Zone am Kapitalmarkt nicht zu annehmbaren Konditionen langfristig refinanzieren können", fasste DZ-Bank-Analystin Sandra Striffer zusammen. Händlern zufolge kauften auch einige Anleger angesichts der Spannungen zwischen dem Iran und dem Westen die als sicher geltenden Dollar und Yen. Die Auktion französischer Anleihen stützte den Euro kaum. 

Unicredit schürt die Angst vor Kapitalerhöhungen bei Banken.

Unicredit schürt die Angst vor Kapitalerhöhungen bei Banken.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

"Der Euro ist im Moment einfach angezählt", sagte ein Händler. Dies gelte auch für das charttechnische Bild. Die Gemeinschaftswährung beschleunigte ihre Talfahrt am Vormittag, nachdem sie das Jahrestief von 2011 bei 1,2856 Dollar durchbrochen hatte.

Händler in Paris und Frankfurt machten zudem Befürchtungen über den möglicherweise hohen Kapitalbedarf europäischer Banken für die Kursverluste verantwortlich. Vor allem die Bankenwerte drückten die Aktienmärkte ins Minus. Einen Tag nach der für die italienische Großbank Unicredit enttäuschend verlaufenen Kapitalerhöhung kursierten am Aktienmarkt zudem Gerüchte über eine bevorstehende Kapitalerhöhung der Deutschen Bank. Ein Sprecher der Deutschen Bank sagte, das Institut kommentiere Marktgerüchte nicht.

Schon am Vorabend hatten Berichte, wonach die EU im Atomstreit mit dem Iran die Regierung in Teheran mit einem Ölembargo unter Druck setzen will, den Euro geschwächt. Die Gemeinschaftswährung gilt als Barometer für die Risikoneigung der Anleger, und die ist derzeit sehr gering, was den Dollar als Weltleitwährung Nummer eins stützt. Umgekehrt erklärt dies auch, dass bei positiven Nachrichten zur Konjunktur - selbst aus den USA - nicht der Dollar, sondern der Euro profitiert, da dann die Risikoneigung zunimmt.

Der Euro geriet auch gegenüber dem Pfund Sterling  und dem Yen unter Druck. Zum Yen, der besonders gerne als sicherer Hafen angefahren wird, sackte der Euro auf ein Elf-Jahres-Tief von 98,55 Yen, zum Pfund auf ein 15-Monats-Tief von 82,54 Pence ab.

Italienische und spanische Renditen auf dem Vormarsch

Der Euro konnte selbst von dem relativ glatten Verlauf der Auktionen französischer Staatsanleihen mit zehn bis 30 Jahren Laufzeit nicht profitieren. "Das war weder toll, noch enttäuschend", beschrieb ein Rentenhändler die Versteigerung der Papiere, mit denen die Pariser Regierung rund acht Milliarden Euro aufnahm. Analysten sprachen überwiegend von einer soliden Auktion. Doch am Devisenmarkt waren einige kritischer: "Das war durchwachsen", sagte ein Devisenhändler. "Die Nachfrage hat mich nicht wirklich überzeugt, und das trotz teils anziehender Renditen."

Über den Dächern von Montmartre: Investoren haben immer noch ein Herz für französische Anleihen.

Über den Dächern von Montmartre: Investoren haben immer noch ein Herz für französische Anleihen.

(Foto: Reuters)

Am Rentenmarkt zog der Bund-Future bis zum Mittag um 66 Ticks auf 138,75 Punkte an. Dies zeige die andauernde Unsicherheit, erklärte ein Händler. Die Rendite der zehnjährigen französischen Anleihen notierte kaum verändert zum Vorabend bei 3,328 Prozent. Zum Vergleich: die Rendite der entsprechenden deutschen Bundesanleihe liegt bei 1,89 Prozent.

Die Verunsicherung der Marktteilnehmer lässt sich zudem an den Renditen der italienischen Papiere ablesen, die wieder über sieben Prozent stieg. Auch die spanischen Renditen zogen auf 5,57 Prozent an und scheinen nun auf dem Weg in Richtung der Sechs-Prozent-Marke zu sein. Anfang der Woche hatte die Rendite noch bei 5,1 Prozent gelegen. Beide Länder wollen in der nächsten Woche den Kapitalmarkt anzapfen.

Forint sackt ebenfalls auf Rekordtief

Unterdessen nahm auch die Furcht vor einer Zahlungsunfähigkeit Ungarns weiter zu. Die Währung des Landes fiel den zweiten Tag in Folge auf ein Rekordtief zum Euro. Gleichzeitig stiegen die Kosten für die Absicherung ungarischer Staatsanleihen per Credit Default Swaps (CDS) auf einen neuen Höchstwert. "Es gibt nur zwei Akteure, die diese Entwicklung stoppen können", sagte ein Börsianer. "Die Notenbank mit einer Intervention oder Zinserhöhung und die Regierung, indem sie sich mit dem IWF einigt."

Ungarn bemüht sich beim Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Europäischen Union um dringend benötigte Hilfskredite, um die heimischen Finanzmärkte zu stützen. Viele ungarische Lokalregierungen und Privatleute, die in den vergangenen Jahren Fremdwährungskredite aufgenommen haben, sind wegen des rapiden Kursverfalls des Forint überschuldet. Allerdings wurden die Gespräche wegen umstrittener Verfassungsänderungen vorerst auf Eis gelegt. Ungarn signalisierte inzwischen aber Kompromissbereitschaft.

Ein Euro verteuerte sich am Donnerstag um bis zu 1,2 Prozent auf 324,10 Forint. Ein Dollar kostete mit zeitweise 251,98 Forint so viel wie zuletzt im März 2009. Die Renditen der fünf- und zehnjährigen

Anleihen lagen mit jeweils rund 10,7 Prozent auf einem Zweieinhalb-Jahres-Hoch. Die Absicherung eines zehn Millionen Forint schweren Pakets ungarischer Bonds verteuerte sich um 38.000 auf 754.000 Forint.

Der Budapester Aktienindex verlor in der Spitze vier Prozent auf 16.454,24 Punkte. Damit summiert sich das Minus seit Jahresanfang auf sieben Prozent. Das ist der schlechteste Jahresauftakt seiner Geschichte.

Quelle: ntv.de, ddi/rts/DJ

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen