Geglückte Anleiheauktionen Euro ringt mit 1,29-Dollar-Marke
19.01.2012, 17:30 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Erfolgreich verlaufenen Anleiheauktionen in Spanien und Frankreich treiben den Euro weiter nach oben. Dabei übt sich die Gemeinschaftswährung im Seilspringen mit der Marke von 1,29 Dollar.
Der Euro hat in dieser Woche bereits einiges an Boden gegenüber dem Dollar gut gemacht. Die deutliche Entspannung am europäischen Markt für Staatsanleihen begleitet von gut nachgefragten Auktionen hat die Gemeinschaftswährung gegenüber dem Greenback seit Montag nahezu 3 Cent zulegen lassen. Am Donnerstagnachmittag wurde die europäische Gemeinschaftswährung mit 1,2890 Dollar gehandelt. Im frühen Handel hatte der Euro zeitweise nur 1,2839 Dollar gekostet.
"Wir sehen momentan eine durch die Europäische Zentralbank ausgelöste Liquiditätsschwemme, die nach Anlagemöglichkeiten sucht", so ein Händler. Gerade bei den kürzer laufenden Staatsanleihen sei ein Zusammenlaufen der Zinsdifferenzen zu erkennen. Sollte sich die Entspannung bei der Schuldenaufnahme der Peripheriestaaten der Eurozone weiter fortsetzen, dürfte auf Grund der Positionierung an den Terminmärkten auch der Aufwärtsdruck im Euro weiter anhalten.
EZB sitzt heimlich mit im Boot
Gelungene Auktionen würden nach wie vor als Zeichen einer Entspannung der Schuldenkrise interpretiert, so Lutz Karpowitz, Devisenanalyst bei der Commerzbank. Tatsächlich seien es aber vor allem Gelder der Europäischen Zentralbank, die über einheimische Geschäftsbanken in die Auktionen der Länder flössen, womit die EZB letztlich die Staatsfinanzierung schon zum großen Teil übernommen habe. Die Kapitalmärkte sähen über diesen "kleinen Makel" aber bisher hinweg.
Übergeordnet hat sich durch den Dreijahrestender der EZB aber auch das Risiko eines Kollaps des Bankensystems Europas verringert, glauben die Analysten von Morgan Stanley. Durch dieses langfristige Geschäft habe sich das Refinanzierungsfenster für die stärkeren Kreditinstitute wieder geöffnet. Mittlerweile hätten die meisten italienischen und spanischen Kreditinstitute im Analyseuniversum von Morgan Stanley 50 bis 150 Prozent ihres Refinanzierungsbedarfs im laufenden Jahr gedeckt.
Im Februar steht ein zweiter Dreijahrestender an, dieser könnte sogar noch stärker nachgefragt werden. Credit Suisse schließt nicht aus, dass die EZB bis zu 1 Billion Euro zuteilen wird. Damit würde sich die Bilanz der Zentralbank dramatisch ausweiten und sogar der Fed Konkurrenz machen. Seit Ausbruch der Finanzkrise ist die EZB-Bilanz um 9 Prozent des BIP der Eurozone gewachsen. Dem steht eine Ausweitung von 13 Prozent des US-BIP durch die Federal Reserve gegenüber. Eine neue Liquiditätswelle im Februar sollte mit einer weiteren Entspannung der Schuldenkrise in der Eurozone einher gehen.
Quelle: ntv.de, DJ