Marktberichte

Durchbruch nach oben Dax macht in Optimismus

Die Eurostaaten wollen am Montag endgültig über das Griechenland-Paket von mindestens 130 Milliarden Euro entscheiden.

Die Eurostaaten wollen am Montag endgültig über das Griechenland-Paket von mindestens 130 Milliarden Euro entscheiden.

(Foto: picture alliance / dpa)

Trotz der noch keineswegs sicheren Griechenland-Rettung lässt sich die Börse die gute Stimmung zum Wochenausklang nicht vermiesen. Am Markt überwiegen die Optimisten, die an eine baldige Lösung für Athens Schuldenprobleme hoffen.

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In diesen Tagen liegen Verzweiflung und Euphorie an den Finanzmärkten eng zusammen. Am letzten Handelstag der Woche wurden wieder Hoffnungen gehandelt, dass eine Lösung in der Griechenland-Krise unmittelbar bevorsteht. Für gute Stimmung sorgten Berichte, denen zufolge die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Bestände an griechischen Staatsanleihen in neue hellenische Schuldtitel umtauscht.

Der Dax schwang sich 1,4 Prozent nach oben auf zuletzt 6848 Zählern. Zusätzlich Auftrieb gab dem Dax am Mittag der kleine Verfall am Terminmarkt. "Der Weg scheint nach dem Verfall erst einmal frei zu sein", sagte ein Händler. Vor dem Verfall hatten Positionen wie offene 6.800er Calls den Markt noch gebremst. Der MDax notierte 1,4 Prozent höher bei 10.441 Zähler. Der TecDax gewann 0,7 Prozent auf 778 Zähler.

Die EZB ist mit rund 50 Mrd. Euro der größte Einzelgläubiger von Athen. "Bis Montag soll die ganze Aktion abgeschlossen sein", hieß es. "Das wäre also ein großer Schritt in Richtung eines erfolgreichen Abschlusses der Verhandlungen über einen Schuldenschnitt und ein zweites Hilfspaket für Athen am Montag", sagte ein Börsianer. Es gab aber auch skeptische Stimmen. Die Devisenexperten der Commerzbank warnten: "Warum dieser EZB-Anleihentausch positiv sein sollte, ist wenig klar."

"Positive Meldungen mehren sich"

Positiv wurde gewertet, dass offenbar ein ins Spiel gebrachter Überbrückungskredit oder eine Verschiebung des Hilfspakets auf die Zeit nach den Wahlen im April vom Tisch sind. Stattdessen will die Euro-Zone bis Montag jetzt angeblich wirklich zu einer Entscheidung über die Hilfsgelder kommen. Das  Bundesfinanzministeriums ließ erklären, dass man einem Beschluss über die Freigabe des zweiten Hilfspakets für Griechenland für Montag immer näher komme. Regierungsvertreter in Athen versicherten, ihr Land habe alle Voraussetzungen erfüllt, damit die Euro-Partner und der IWF das Programm im Umfang von 130 Mrd. Euro zum Wochenbeginn beschließen könnten.

"Die positiven Meldungen rund um Griechenland mehren sich", sagte ein Händler. Die Chancen einer negativen Überraschung seien nur noch marginal, sagte ein Marktstratege. Marktanalyst Heino Ruland von Ruland Research geht davon aus, dass ein Ergebnis die Finanzmärkte dann noch mehr in Feierlaune versetzen wird. "Es sieht ganz danach aus, als würde man mit aller Gewalt versuchen, bis Montag ein Ergebnis zu erzielen", sagte er

Daneben stützte auch ein Bericht der "Financial Times". Das Blatt berichtete sehr detailliert über ein Sonderkonto, auf dem Griechenland die Liquidität für den Schuldendienst von sechs bis neun Monate vorhalten soll. Falle der Stand unter die dafür notwendige Summe, solle aus den Hilfsgeldern nachgeschossen werden. "Damit würden sich die Geber unabhängiger von den politischen Ränkespielen in Athen machen", erklärte Christian Weber von der UniCredit.

Ein guter Geschäftsbericht von Applied Material stützte europaweit Mobilfunkanbieter. "Die Zahlen deuten auf gute Geschäfte der Smartphone- und Mobilfunkanbieter hin", sagte ein Händler. Samsung zogen in Korea kräftig an, in Europa ging es für Nokia nach oben. In den USA sollten Apple profitieren. In Deutschland gaben Dialog Semiconductor jedoch ihre Gewinne wieder ab und landeten 0,6 Prozent niedriger.

Heidelbergcement
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Linde schafften ein kleines Plus von 0,4 Prozent und zeigten sich damit von Air Liquide ausgebremst. Der französische Mitbewerber hatte am Morgen Zahlen im Rahmen der Erwartungen vorgelegt. Diese bewegen sich nach Einschätzung von Marktbeobachtern im Rahmen der Erwartungen. Nach der guten Entwicklung werden aber Gewinne mitgenommen. Air Liquide verloren 3,1 Prozent.

Anleger greifen bei Banktiteln zu

Von der Zuversicht hinsichtlich einer baldigen Lösung des seit Wochen andauernden Streits um die Griechenland-Hilfen profitierten europaweit vor allem die Finanzwerte. Der entsprechende Branchenindex legte um 1,4 Prozent zu, der griechische Bankenindex rückte sogar um über elf Prozent vor. Im Dax stiegen Aktien der Commerzbank und der Deutschen Bank um 2,6 und 1,9 Prozent.    

Der niederländische Versicherungskonzern Aegon geht bereits davon aus, dass die Talsohle der Euro-Schuldenkrise wahrscheinlich durchschritten ist. "Das ist nicht überraschend, weil eine Reihe von Maßnahmen ergriffen worden sind", sagte Konzernchef Alex Wynaendts. Die Aegon-Titel legten im Amsterdamer Leitindex um sieben Prozent zu, obwohl der Gewinn des Versicherers im vierten Quartal geringer ausgefallen war als angenommen.

An die Spitze des Dax setzten sich die Aktien von Heidelbergcement mit einem Plus von 6,4 Prozent, nachdem der Rivale Lafarge mit seiner Bilanz positiv überrascht hatte. Die Papiere des französischen Zementherstellers stiegen um 8,2 Prozent auf ein Sieben-Monats-Hoch von 34,46 Euro.

Getrennt haben sich Anleger dagegen von den Aktien des Dialysespezialisten Fresenius Medical Care (FMC). Nach einer Herunterstufung durch die Analysten der Citigroup waren sie mit einem Abschlag von 1,7 Prozent größter Dax-Verlierer. Die Experten setzten die Aktien auf "Neutral" von zuvor "Buy".

Quelle: ntv.de, ddi/DJ/dpa/rts

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