6700 Punkte knapp gerettet Dax kühlt sich ab
02.05.2012, 17:45 Uhr
Auf den Dax wartete am Mittwoch eine kalte Konjunkturdusche nach der nächsten.
(Foto: dpa)
Als Tiger gestartet, als Bettvorleger aus dem Handel gegangen: Der deutsche Aktienmarkt kann sich einer ganzen Reihe negativer Konjunktursignale nicht entziehen. Gerade so kann der Dax die Marke von 6700 Punkten verteidigen. Die größten Verluste verbuchen Bankenaktien.
Schlechte Konjunkturdaten aus Europa und den USA haben nach einem starken Handelsauftakt so viel Wasser in den Wein geschüttet, dass Börsianern die Lust auf Aktien vergangen ist. Statt die Dax-Marke von 6900 Punkten zu erobern, fiel der Leitindex während des Handels zeitweise unter die Marke von 6700 Punkte.
Zum Ende des elektronischen Handels notierte der Dax bei 6710,77 Punkten, ein Minus von 0,7 Prozent. Der MDax schloss quasi unverändert bei 10.828,22 Punkten. Der TecDax ging 0,2 Prozent schwächer bei 795,32 Punkten aus dem Handel.
Zum Handelsstart standen die Zeichen eigentlich auf steigende Kurse, da der Dow-Jones-Index am Feiertag in Deutschland ein neues Mehrjahreshoch erreicht hatte. Doch dann regnete es schlechte Daten am Stück, sowohl aus Europa als auch aus den USA.
Für Enttäuschung in Europa sorgten etwa neue Sorgen um Italien. Der Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes des Landes fiel deutlich schwächer aus als erwartet. Auch sein französisches Pendant fiel schwach aus, die zweite Lesung aus Deutschland traf die Erwartungen nur mit zugedrücktem Auge. Ein Händler sagte: "Die schwachen Daten zeigen, dass es Spanien und Italien schwer fällt wieder auf die Beine zu kommen." Die Experten von Close Brothers hatten zuvor schon darauf hingewiesen, dass der Risikoappetit der Anleger weiterhin abhängig sein dürfte von der finanziellen Lage Spaniens sowie den anstehenden Wahlen in Frankreich und Griechenland.
Hinzu kamen dann noch ein enttäuschender ADP-Arbeitsmarktbericht aus den USA. Im privaten Sektor wurden im April statt erhoffter 175.000 Stellen nur 119.000 neue Jobs geschaffen. Damit stellen sich Börsianer auf einen trüberen offiziellen Arbeitsmarktbericht am Freitag ein. "Das Momentum war schon klar nach unten ausgerichtet, der ADP versetzt dem Dax nun den letzten Tritt", sagt ein Händler.
Banken schwach
Unter den Einzelwerten zeigten sich Finanztitel besonders schwach. Deutsche Bank gingen mit 2,5 Prozent Minus als größter Dax-Verlierer aus dem Handel, Commerzbank verloren 2,4 Prozent. Zu der Schwäche trug neben der allgemein negativen Stimmung ein enttäuschender Quartalsbericht der Schweizer Bank UBS bei. Der Gewinn wurde stark durch Einmalaufwendungen wie Restrukturierungskosten und den Pensionsplan belastet. "Das operative Ergebnis war allerdings stark", führt Sarasin-Analyst Rainer Skierka an. Der Zufluss von neuen Geldern in den USA und in der Schweiz bilde eine gute Grundlage für die Zukunft. Die Entwicklung im Investment-Banking sei durchwachsen ausgefallen. UBS-Papiere selbst legten dagegen im Schweizer Handel 3,5 Prozent zu.
Gegen den Gesamtmarkttrend stark entwickelten sich die Papiere von Fresenius, die sich mit 2,8 Prozent Plus an die Gewinnerspitze setzten. Börsianer rätselten über den Hintergrund der Stärke. Einer tippte auf mögliche positive Überraschungen bei der Veröffentlichung der Quartalszahlen am Donnerstag. Allerdings hatte Fresenius bereits in der vorigen Woche Einblick in seine Bilanz gegeben. Ein anderer vermutete, dass sich einige Anleger mit der Aktie wieder eindeckten, nachdem die Titel im Zuge des Übernahmeangebots für Rhön-Klinikum unter Druck geraten waren. Die Titel der ebenfalls im Dax gelisteten Tochter FMC schlossen 0,7 Prozent im Minus.
Stark präsentierten sich auch Aktien von HeidelbergCement mit einem Plus von 2,5 Prozent. "Die Abgabebereitschaft ist sehr gering", kommentierte sich ein Händler. Viele Anleger hätten anscheinend hohe Erwartungen an die Quartalszahlen, die am Donnerstag veröffentlicht werden.
Die Aussicht auf eine Gewinnsteigerung im ersten Quartal verhalf Eon dagegen nur kurzzeitig zu steigenden Kursen. Die Aktie stieg um bis zu 1,3 Prozent, nachdem der Versorger mitgeteilt hatte, er rechne mit einem Ebitda von rund 3,8 Mrd. Euro nach 3,5 Mrd. Euro im Vorjahreszeitraum. Analysten waren von einem niedrigeren Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen ausgegangen. Bei Handelsschluss war jedoch vom Glück nichts übrig, die Papiere gingen mit einem Tagesminus von 0,8 Prozent aus dem Handel. Die Aktien des Konkurrenten RWE schlossen 0,9 Prozent schwächer.
Fuchs profitiert von Zahlen
Der Automobilzulieferer Fuchs Petrolub wartete im MDax mit guten Zahlen auf. Der Schmierstoffhersteller ist trotz anhaltend hoher Rohstoffkosten besser ins Jahr gestartet als erwartet worden war. "Dass Fuchs auf das extrem starke Vorjahresquartal noch einmal 10 Prozent Umsatz drauf gesattelt hat, ist positiv", lobte Analyst Heiko Feber vom Bankhaus Lampe. Die Aktie zog um 1,8 Prozent an.
Im TecDax konnten Aixtron -Papiere nur zeitweise ordentliche Kursgewinne verbuchen. Die Aktien des Chipanlagenbauers verteuerten sich um bis zu 7,3 Prozent auf ein Acht-Monats-Hoch von 14,85 Euro, kippten dann jedoch ins Minus und schlossen 0,9 Prozent schwächer. Der US-Konkurrent Veeco hatte am Montag nach Börsenschluss Zahlen über den Erwartungen der Analysten vorgelegt und sich für das zweite Quartal optimistisch gezeigt.
Die Bilanz von Dialog Semiconductor stieß auf wenig Gegenliebe. "Während der Umsatz im Rahmen der Erwartungen blieb, lagen die Ergebniszahlen unter den Erwartungen", schrieb DZ-Bank-Analyst Harald Schnitzer. Den Ausblick bezeichnete er als "relativ verhalten". Die Aktien des Chipentwicklers verbilligten sich um 4,1 Prozent und zählten zu den größten Verlierern im TecDax.
Quelle: ntv.de, nne/DJ/rts