Marktberichte

Griechenland verbockt es Dax sucht das Weite

Zottelt die Eurozone Griechenland hinter sich her oder treibt Griechenland die Eurozone vor sich her?

Zottelt die Eurozone Griechenland hinter sich her oder treibt Griechenland die Eurozone vor sich her?

(Foto: REUTERS)

Im krisengeschüttelten Griechenland ist auch der letzte Versuch einer Regierungsbildung gescheitert. Es kommt es zu den befürchteten Neuwahlen. Die radikale Linke als stärkste Partei kündigte an, das Sparprogramm von EU und IWF aufkündigen zu wollen. Griechenland droht die Pleite und möglicherweise auch das Euro-Aus. Die Börsen weltweit gehen auf Talfahrt.

Die deutschen Standardwerte sind nach den jüngsten Meldungen aus Griechenland unter gehörigen Abgabedruck geraten. Nach Angaben des Präsidialamtes in Athen scheiterte auch der letzte Versuch zur Regierungsbildung. Bis zuletzt hatte der Staatspräsident versucht, alle Parteien an einen Tisch zu bekommen und eine Regierung der nationalen Einheit zu bilden. Nun steht das hochverschuldete Euro-Land vor Neuwahlen.

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Der Leitindex Dax verlor bis Handelsschluss 0,9 Prozent auf 6393 Zähler. Der MDax büßte 0,5 Prozent ein auf 10.312 Zähler. Der TecDax notierte 0,4 Prozent leichter bei 768 Punkten.

"Die Meldung, dass jetzt wirklich Neuwahlen kommen werden, hat hier alle aufgescheucht", sagte ein Händler. "So sehr das auch erwartet war, der erste Schreck sitzt tief."

Die Sorge vor einer Pleite des Landes und einem darauffolgenden Austritt aus der Eurozone wächst. Nach Einschätzung von Analysten wachsen damit auch wieder die Ansteckungsgefahren für Spanien und Italien. Der spanische Leitindex fiel auf den tiefsten Stand seit September 2003. Der Leitindex der Börse in Mailand rutschte auf ein Siebeneinhalb-Monats-Tief.

Der Euro fiel bis auf 1,2753 Dollar. Am Rentenmarkt zog erwartungsgemäß auch die Nachfrage nach den als sicher geltenden Bundesanleihen wieder an. Der richtungsweisende Bund-Future drehte ins Plus und lag drei Ticks höher bei 143,43 Punkten. Damit blieb er nur knapp unter dem am Vortag markierten Rekordhoch von 143,69 Zählern.

Die Konjunktur in Deutschland läuft rund. Aber was hilft's, wenn das europäische Haus insgesamt auf wackeligen Beinen steht.

Die Konjunktur in Deutschland läuft rund. Aber was hilft's, wenn das europäische Haus insgesamt auf wackeligen Beinen steht.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Bevölkerung des hoch verschuldeten Euro-Landes muss jetzt voraussichtlich Mitte Juni ein neues Parlament wählen. Bis dahin wird das von EU und Internationalem Währungsfonds finanziell über Wasser gehaltene Land nach Angaben des Präsidialamtes von einer Übergangsregierung geführt. Ein Termin für die Neuwahlen wurde noch nicht genannt. Die Übergangsregierung wird vom Präsidenten eines der drei obersten Gerichte geführt werden.

Im Zeichen frischer Konjunkturdaten

Vor dem neuen Akt im Griechen-Drama hatte ein überraschend starkes Wachstum der deutschen Wirtschaft noch zwischenzeitlich für eine knapp einprozentige Erholung im Dax gesorgt. Danach war der Leitindex aber wieder ins Minus gerutscht.

Nach dem Dämpfer Ende 2011 kletterte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Vergleich zum Vorquartal bereinigt um überraschend deutliche 0,5 Prozent. Auch die Wirtschaft des Euroraums ist im Auftaktquartal nicht wie befürchtet geschrumpft. Die Konjunkturzuversicht deutscher Finanzexperten hat sich im Mai allerdings klar eingetrübt, wie die aktuelle ZEW-Umfrage zeigte. Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse von der Baader Bank, rät diesbezüglich aber abzuwarten, was die Ifo-Daten kommende Woche ergeben. "Das sind die Befragungsdaten der Industrieunternehmen selbst, die in den letzten Monaten immer besser als die des ZEW ausgefallen sind."

Das ZEW-Barometer sackte im Mai um 12,6 Zähler auf 10,8 Punkte ab. Die Lage wurde hingegen positiver bewertet: Dieses Barometer stieg auf 44,1 Punkte von 40,7 Zählern.

Nach Ansicht von Händler Andreas Lipkow von MWB Fairtrade gelingt es dem Aktienmarkt insgesamt kaum, sich von politischen Einflüssen zu lösen. "Selbst die besseren Wirtschaftszahlen geben dem Dax nur kurzfristig Luft zum Atmen", sagte der Börsianer mit Blick gen Athen.

Allianz, Merck, ThyssenKrupp

Zum Ausklang der Berichtssaison standen nochmals Unternehmenszahlen im Blick. Die Allianz drehte nach anfänglichen Gewinnen mit 0,7 Prozent ins Minus. Europas größter Versicherer hatte für das erste Quartal 2012, wie in groben Zügen bereits bekannt, einen um 58 Prozent gestiegenen Überschuss von 1,44 Mrd. Euro ausgewiesen und zunächst zu den Spitzenreitern im Dax gehört. 

Auf der Gewinnerseite halten konnten sich K+S, die 0,2 Prozent zulegten. Ein Händler verwies auf deutlich gesunkene Lagerbestände beim nordamerikanischen Wettbewerber Potash im April. "Das könnte darauf hindeuten, dass die Nachfrage demnächst unerwartet stark anziehen wird", sagte der Börsianer.

Gesucht waren einmal mehr defensive Werte. So legten Henkel um 0,4 Prozent und Beiersdorf um 0,8 Prozent zu.

ThyssenKrupp konnten sich mit 1,6 Prozent ins Plus retten, und das, obwohl der Konzern wegen des schwächelnden Stahlgeschäfts im laufenden Geschäftsjahr mit einem deutlichen Rückgang des Betriebsgewinns rechnet. "Der Quartalsbericht liest sich insgesamt sehr enttäuschend", sagte ein Händler. Dem Konzern machen unter anderem der Preisdruck im Stahlgeschäft und Anlaufverluste bei den neuen Stahlwerken in Übersee zu schaffen.           

Merck straften die Investoren klar ab, nachdem der Pharma- und Spezialchemiekonzern einen Gewinneinbruch zum Jahresauftakt bekanntgegeben hatte. Das laste auf der Stimmung, schrieb Stefan Mühlbauer, Analyst bei Silvia Quandt Research. Der Konzern hatte ein umfangreiches Sparprogramm auf den Weg gebracht, um die Verwaltung zu entschlacken, eine neue Führungsstruktur aufzubauen und die Renditen voranzutreiben. "Dieses Jahr wird unser Fokus darauf liegen, gute operative Zahlen zu erwirtschaften und zugleich unsere Kostenstrukturen an das Niveau unserer Wettbewerber anzunähern", sagte Konzerchef Karl-Ludwig Kley. Die Titel von Merck büßten 2,8 Prozent ein.        

Sky zieht's nach oben

Im MDax schossen Sky Deutschland um 8,7 Prozent in die Höhe. Der Bezahlfernsehsender peilt dank neuer Abonnenten weiter Gewinne an. "Wir haben den Eindruck, dass das Business-Modell jetzt durchstarten wird", schrieb DZ-Bank-Analyst Harald Heider in einem Kommentar. "Wir bestätigen unsere Gesamtjahresschätzungen und raten zum Kauf der Aktien." 

Freude bereiteten auch Südzucker: Eine unerwartet kräftig angehobene Dividende trieb den Kurs um 6,4 Prozent in die Höhe. HHLA brachen dagegen um knapp 9,0 Prozent ein. Der florierende Welthandel hat sich im ersten Quartal zwar positiv auf den Containerumschlag des Hafenbetreibers ausgewirkt. Umsatz und Ergebnis fielen aber unter das Vorjahresniveau. Analysten hatten bessere Zahlen erwartet.           

Quelle: ntv.de, ddi/rts/DJ/dpa

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