Enttäuschende Quartalsberichte New York schließt schwach
24.07.2012, 22:50 Uhr
Wie wirkt die Schuldenkrise auf die Realwirtschaft? "Das sehen wir jetzt tatsächlich an den Bilanzen."
(Foto: REUTERS)
Die Schuldenkrise in Europa, schwache Konjunkturdaten und wenig überzeugende Quartalsberichte bescheren den Anlegern an der Wall Street den dritten Tag mit Kursverlusten in Folge. Kurz vor Bekanntgabe der Apple-Zahlen geht der Dow rund 104 Punkte tiefer aus dem Handel.
Die Schuldenkrise in Europa und verhaltene Ausblicke von US-Unternehmen haben die großen US-Indizes ins Minus gedrückt. Die drei wichtigsten Börsenbarometer setzten ihre Abwärtsbewegung damit auch am zweiten Handelstag der Woche fort.
Der Dow-Jones-Index mit den 30 Standardwerten sank um 0,8 Prozent auf 12.617 Punkte. Im Laufe des Tages pendelte er zwischen den Marken von 12.521 und 12.730. Der breiter gefasste S&P-500 gab ebenfalls um 0,9 Prozent nach und notierte bei 1338 Zählern. An der Nasdaq lag der Composite-Index 0,9 Prozent im Minus bei 2862 Stellen. In Frankfurt schloss der Dax 0,45 Prozent tiefer und notierte bei einem Stand von 6390 Punkten.
Der Markt habe diese Woche scheinbar bemerkt, dass Spanien dem Weg Griechenlands folge, sagte Marktstratege Ishaq Siddiqi von ETX Capital. Die Lage bei den Schulden Spaniens spitzte sich weiter zu: Bei einer Auktion kurzlaufender Schuldverschreibungen musste das krisengeschüttelte Euroland am Dienstag höhere Zinsen bieten, um an frische Mittel zu kommen.
Abgesehen von Spanien und der Aufregung um die Geldnöte einzelner lag das Augenmerk der Anleger unter anderem auch auf Deutschland. Die Ratingagentur Moody's hatte am Vorabend den Ausblick für die Bund esrepublik auf "negativ" gesenkt und damit eine . Für Enttäuschung sorgte zudem die Bilanz des weltweit größten Paketdienstes UPS, der als Gradmesser für die Konjunktur gilt. Die Quartalsergebnisse von Apple erreichten den Markt erst nach Handelsschluss.
Händlern zufolge hätten zudem Konjunkturdaten die Ungewissheit hinsichtlich des globalen Wirtschaftswachstums untermauert. So war die Wirtschaftsstimmung im Euroraum auch im Juli schlecht geblieben, wie ein Einkaufsmanagerindex zeigte. In den USA signalisierte der Richmond-Hersteller-Index der Fed einen Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität in der zentral-atlantischen Region. Für zusätzlich schlechte Stimmung sorgten auch Quartalsberichte einiger US-Konzerne. Die Marktexpertin Gail Dudack von der Dudack Research Group in New York sagte, es sei viel über eine bevorstehende Rezession in Europa in diesem Jahr gesprochen worden. "Das sehen wir jetzt tatsächlich an den Bilanzen, und der Markt reagiert darauf."
Bei den Einzelwerten richtete sich die Aufmerksamkeit der Anleger auf die frischen Zahlen aus der laufenden Berichtssaison. UPS ist eines der Unternehmen, die die schwache Konjunktur in Europa zu spüren bekommen. Der Konzern senkte mit Blick auf ein enttäuschendes Quartal und die unsichere Wirtschaftslage die Gewinnprognose. Kund en zeigten sich zunehmend besorgt, erklärte der Konkurrent der Deutschen Post. Die Aktie gab um 4,6 Prozent nach.
DuPont rutschten um rund zwei Prozent ab, nachdem der Chemiekonzern für 2012 einen Gewinn am unteren Ende der bisherigen Prognosebandbreite angekündigt hatte.
Auch der Haushaltsgeräte-Hersteller Whirlpool konnte die Anleger nicht überzeugen. Zwar kehrte der Konzern im zweiten Quartal in die schwarzen Zahlen zurück. Der Markt hatte jedoch mehr erwartet und zeigte sich enttäuscht. Die Whirlpool-Aktie fiel um 7,5 Prozent.
Noch deutlicher verloren Lexmark. Sie brachen um 12,75 Prozent ein. Der Druckerproduzent hatte wegen der Konjunkturschwäche in Europa für das dritte Quartal einen Gewinn unter den Erwartungen der Analysten vorhergesagt.
Der Chiphersteller Texas Instruments erwartet wegen der Kaufzurückhaltung vieler Verbraucher bei Computern, Mobiltelefonen und Autos nur schwache Geschäfte. Die Umsätze im dritten Quartal dürften deutlich geringer ausfallen als sonst üblich zu diesem Zeitpunkt. Texas-Instruments-Papiere verbilligten sich um 0,9 Prozent.
Bei Aktien des Telekomkonzerns AT&T betrug der Verlust 2,1 Prozent, obwohl das Unternehmen im abgelaufenen Quartal mehr Geld verdiente als erwartet. AT&T gewann 320.000 Vertragskund en und lag damit deutlich über den Erwartungen von Analysten. Zudem kam dem Verizon-Konkurrenten zugute, dass so wenig Kund en abwanderten wie noch nie zuvor.
Die Papiere von Biogen Idec hingegen verteuerten sich um moderate 0,2 Prozent. Das Biotechnologie-Unternehmen hatte im zweiten Jahresviertel von der Nachfrage nach seinen wichtigen Medikamenten Avonex sowie Tysabri profitiert und die Erwartungen der Wall Street übertroffen.
Zu den wenigen Gewinnern im Dow zählten die Einzelhandelswerte Wal-Mart und Home Depot. Beide verteuerten sich um circa 0,40 Prozent.
Abseits der Berichtssaison verloren die Titel von Pfizer 1,02 Prozent. Ein neues Alzheimer-Medikament, das der Pharmakonzern zusammen mit Johnson & Johnson und der Elan Corp entwickelt, hatte in einer Studie enttäuscht. Johnson & Johnson fielen um 1,12 Prozent, Elan hingegen brachen im New Yorker Handel um mehr als 13 Prozent ein.
An der New York Stock Exchange wechselten rund 810 Mio. Aktien den Besitzer. 763 Werte legten zu, 2221 gaben nach, und 104 blieben unverändert. An der Nasdaq schlossen bei Umsätzen von 1,72 Mrd. Aktien 688 im Plus, 1774 im Minus und 123 unverändert.
Der Euro sank auf 1,2068 US-Dollar. Die richtungweisenden zehnjährigen US-Staatsanleihen kletterten um 7/32 Punkte auf 103 4/32 Punkte, ihre Rendite sank auf 1,41 Prozent.
Quelle: ntv.de, DJ/dpa/rts