Der Gigant wackelt AIG beantragt Nothilfe
15.09.2008, 14:49 UhrDer weltweit zweitgrößte Versicherer American International Group gerät wegen der weltweiten Finanzkrise immer stärker unter Druck. Nach Medienberichten bittet AIG die US-Notenbank kurzfristig um eine Finanzspritze in Höhe von 40 Mrd. US-Dollar. AIG-Chef Robert Willumstad habe am späten Sonntagabend Kontakt zur Fed aufgenommen, berichteten der TV-Sender CNBC und das "Wall Street Journal" übereinstimmend. Der Vorgang sei als Überbrückungsmaßnahme gedacht.
Der krisengeschüttelte Versicherer wolle das Geld mit dem Verkauf von Vermögen zurückzahlen. AIG wollte die Medienberichte zunächst nicht kommentieren. Der Konzern hat infolge der Kreditkrise deutliche Kursverluste hinnehmen müsste. Der "New York Times" zufolge drohten Rating-Agenturen damit, sehr bald die Bonität des New Yorker Konzerns herabzustufen. Als Folge könnten Geschäftspartner ihr Kapital abziehen, wodurch die Überlebensfähigkeit des Konzerns gefährdet wäre.
Mit dem Filetiermesser
Am Wochenende hatte die "Sunday Times" berichtet, dass sich AIG von Vermögenswerten über 20 Mrd. Dollar trennen wolle. Zu den potenziellen Käufern gehörten die Münchener Rück und Swiss Re, hieß es weiter. Von den Unternehmen äußerte sich zunächst niemand. Laut "New York Post" trafen sich AIG und Versicherungs- und Bankenaufseher am Wochenende zu Gesprächen. Dabei soll AIG die Behörden gebeten haben, Immobilien in Manhatten veräußern zu dürfen.
Die AIG-Aktie brach am Montag im vorbörslichen Handel an der New Yorker Börse um 34 Prozent ein. Viele Investoren trennten sich nach Einschätzung von Analysten vor allem deshalb von AIG-Papieren, weil sie weitere Einbußen bei dem stark im Hypothekengeschäft engagierten Versicherer befürchteten. AIG musste in den vergangenen drei Quartalen mehr als 25 Mrd. Dollar auf Kreditderivate abschreiben.
Weltmarktf ührer im Flugzeug-Leasing
Der Konzern bietet neben Finanzdienstleistungen Versicherungen für Geschäfts- und Privatkunden an und ist über das Tochterunternehmen International Lease Weltmarktführer im Flugzeug-Leasing. AIG beschäftigt etwa 116.000 Mitarbeiter in 130 Ländern. Mitte Juni wechselte der Konzern wegen der Milliardenverluste seine Führung aus. Der neue AIG-Chef Robert Willumstad stellte zum Amtsantritt alles auf den Prüfstand und betonte, es gebe "keine heiligen Kühe".
Zu dem Vertrauensverlust bei AIG trugen Analysten zufolge auch die Schwierigkeiten der US-Investmentbank Lehman Brothers bei der Lösung ihrer Probleme mit dem Hypothekengeschäft bei. Lehman beantragte nach dem Scheitern von diversen Rettungsversuchen in der Nacht auf Montag Gläubigerschutz.
Quelle: ntv.de