VW, BMW, Porsche, Daimler Absatzeinbrüche in den USA
02.12.2008, 20:22 UhrDie Krise auf den US-Automarkt hinterlässt tiefe Spuren bei den Autobauern. VW, BMW, Daimler und Porsche erlitten in Nordamerika deutliche Absatzeinbrüche, die auch für die hiesigen Werke Folgen haben werden. Unterdessen buhlen die amerikanischen Autobauer um Regierungshilfe.
Bei Volkswagen wurde bei der Kernmarke VW im November ein Absatzrückgang von 19,2 Prozent auf 14.295 Autos verbucht. Seit Jahresbeginn gingen die Verkaufszahlen um 2,1 Prozent zurück.
Auch Konkurrent BMW hat im November in den USA deutlich weniger Autos abgesetzt als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Die Zahl der verkauften Fahrzeuge sei um 26,8 Prozent auf 19 762 gesunken, teilte das Unternehmen mit. Seit Jahresbeginn sank der Absatz um 6,8 Prozent auf 281.564 Einheiten. Von der Marke BMW wurden mit 15 217 Fahrzeugen im November 36,1 Prozent weniger verkauft. Die Nachfrage nach Kleinwagen war hingegen ungebrochen: Die Marke MINI verzeichnete mit einem Plus von 43,1 Prozent auf 4.545 Einheiten einen deutlichen Absatzanstieg.
Bei Daimler ging der Absatz um insgesamt 29,9 Prozent auf 15 991 Autos zurück, teilte das Unternehmen mit. Ohne die Einführung der Marke Smart wäre der Rückgang noch stärker ausgefallen, hieß es. Der Smart wird erst seit Januar in den USA verkauft und kam im November auf 1889 verkaufte Exemplare. Die Marke Mercedes-Benz verbuchte ein Absatzminus von 38,2 Prozent auf 14 102 Stück.
Den größten Einbruch erlitt der Stuttgarter Autobauer Porsche. Er lieferte im Berichtsmonat 46 Prozent weniger Sportwagen in den USA und in Kanada aus als im Vorjahr. Insgesamt wurden in den USA 1.378 Porsche verkauft, in Kanada 115. Beim 911er betrug der Rückgang 37 Prozent, beim Cayenne 40 Prozent und bei der Boxster-Baureihe sogar 73 Prozent, was sich das Unternehmen aber auch mit einem anstehenden Modellwechsel erklärt. Porsche hatte bereits angekündigt, wegen der gesunkenen Nachfrage im Stammwerk Zuffenhausen bis Ende Januar 2009 an acht Werktagen nicht zu arbeiten.
Der US-Autobauer Ford erlitt einen Absatzeinbruch von 30,6 Prozent auf 123.222 Fahrzeuge. Während der Absatz der Marke Volvo um 46,5 zurückging und sich damit fast halbierte, lag das Minus bei den Marken Ford, Lincoln und Mercury insgesamt bei 29,8 Prozent.
Beim Opel-Mutterkonzern General Motors (GM) schrumpfte die Zahl der verkauften Fahrzeuge um 41 Prozent auf 154 877 Stück. Die Zahl der verkauften Pkw sank danach um 44 Prozent auf 58 786 Fahrzeuge, außerdem wurden mit 96.091 Stück 39 Prozent weniger Lastwagen als im Vorjahreszeitraum verkauft.
Alles für die Regierungshilfe
Zusammen mit General Motors und Chrysler will Ford den US-Kongress davon überzeugen, ihnen doch noch Milliardenhilfen zu gewähren. Die Pläne enthielten Schritte zur Kostenreduzierung, Entwicklung spritsparender Modelle und Neuausrichtung der Konzerne, berichtete das "Wall Street Journal". Der Kongress hatte den Unternehmen bis Dienstag Zeit gegeben, konkrete Programme vorzulegen, wie sie den geforderten Staatskredit über 25 Mrd. Dollar (20 Mrd Euro) einsetzen wollen.
Die Vorstandsvorsitzenden von Ford und General Motors, Alan Mulally und Rick Wagoner, wollen den Angaben zufolge überdies für ein symbolisches Jahresgehalt von einem Dollar arbeiten, wenn das Darlehen gewährt wird. Es wurde erwartet, dass alle drei Unternehmenschefs zu weiteren Anhörungen an diesem Donnerstag und Freitag nach Washington kommen werden, um die Pläne zu erläutern. Bei einem ersten Auftritt vor zwei Wochen waren ihre Forderungen nach dem Milliardenkredit im Kongress auf deutliche Skepsis gestoßen.
Ford plant dem Zeitungsbericht zufolge unter anderem, die Entwicklung von Hybrid- und Elektroautos schneller voranzutreiben. Bereits zuvor war bekanntgeworden, dass der Autokonzern einen Verkauf seiner schwedischen Tochter Volvo erwägt. General Motors wolle sich auf den Abbau seiner Schulden konzentrieren und womöglich ebenfalls eine seiner acht Marken abstoßen, möglicherweise Saab. Chrysler habe vor allem im Auge, durch eine Kapitalspritze das Unternehmen zu stabilisieren und eventuell einen Zusammenschluss mit einem oder mehreren ausländischen Autobauer anzustreben.
Nachdem vor zwei Wochen die Anreise der drei Konzernchefs in Firmenjets auf scharfe Kritik gestoßen war, plante Ford-Chef Mulally laut US-Medien, diesmal in einem Hybrid-Auto nach Washington zu kommen. Detroit liegt rund zehn Autostunden entfernt.
Ohne staatliche Milliardenhilfe sehen die drei führenden US- Autobauer bis zu drei Millionen Arbeitsplätze bedroht. GM-Chef Wagoner hatte bei den ersten Anhörungen vor "katastrophalen gesellschaftlichen Folgen" gewarnt, sollte die US-Autoindustrie untergehen.
Die Autoverkäufe in den USA waren im Oktober auf den tiefsten Stand seit 1991 gestürzt. Ursache sind vor allem die Probleme am Kreditmarkt, wodurch Verbraucher weit schwerer als bislang an Darlehen für einen Autokauf kommen. Kritiker machen jedoch auch eine verfehlte Modellpolitik und Missmanagement dafür verantwortlich.
Quelle: ntv.de