Italiens Regierung warnt Alitalia droht das Aus
19.07.2007, 15:27 UhrDer traditionsreichen Fluggesellschaft Alitalia droht das Aus. Nach dem Ausstieg des letzten Interessenten für die angeschlagene Airline erklärte die Regierung in Rom, die einzige Alternative zu einem Verkauf sei die Abwicklung. Finanzminister Tommaso Padoa-Schioppa sagte der Tageszeitung "Corriere della Sera", bei Alitalia handele es sich um ein Unternehmen, "das Geld verliert und in das der Staat nicht noch mehr Geld stecken kann." Sein Kabinettskollege Antonio Di Pietro ergänzte: "Wenn etwas krank ist, muss man es amputieren." Er plädierte dafür, die Verluste schreibende Gesellschaft für einen symbolischen Euro zu verkaufen. Ansonsten bleibe nur der Konkurs als Option.
Am Mittwoch waren die US-Finanzinvestoren MattlinPatterson als letzter Interessent aus dem Bieterverfahren ausgestiegen. Abgesprungen waren zuvor auch die russische Aeroflot und die italienische Gesellschaft Air One. Europäische Wettbewerber wie die Deutsche Lufthansa und Air France haben stets betont, Alitalia müsse zunächst radikal umstrukturiert werden, bevor die Airline als Übernahmekandidat interessant wäre. Der Fluggesellschaft machen Streiks, eine alte Flotte und ineffiziente Strukturen zu schaffen.
Investoren werden zudem von der Erwartung abgeschreckt, dass die italienische Regierung dem neuen Besitzer beim Abbau der derzeit 20.000 Arbeitsplätze Steine in den Weg legen könnte. Die Aussage Padoa-Schioppas wurde jetzt aber als Mahnung an die Gewerkschaften gewertet, künftig flexibler zu sein, um Alitalia für Investoren interessanter zu machen. Die drei bisherigen Interessenten haben auch schon erkennen lassen, dass sie in das Bieterverfahren wieder einsteigen könnten, wenn die Rahmenbedingungen des Verkaufs geändert würden.
"Es ist viel schwieriger, Alitalia für einen Bieter interessant zu machen, als wir gedacht haben", räumte Padoa-Schioppa ein und fügte hinzu: "Wir sehen uns mit einer Situation konfrontiert, die sehr viel kritischer ist, als wir uns das vorgestellt haben." Die Alitalia-Aktie, die am Mittwoch schon vier Prozent verlor, notierte am Donnerstag an der Mailänder Börse erneut zwei Prozent im Minus. Die Konzernführung hat für Freitag eine Krisensitzung einberufen.
Im vergangenen Jahr schrieb die Airline einen Verlust von gut 600 Mio. Euro. Seit zehn Jahren erwirtschaftet das Unternehmen keinen Gewinn mehr. Derzeit macht Alitalia täglich mehr als eine Mio. Euro Verlust. Im Mai hatte die Gesellschaft ihre Flugzeuge abgeschrieben. Die nächste Kapitalspritze dürfte schon bald notwendig sein. Die EU-Kommission hatte am Mittwoch aber vorsorglich erklärt, dass sie weitere Beihilfen nicht genehmigen werde. Die italienische Regierung hält 49,9 Prozent an dem Unternehmen.
Quelle: ntv.de