Verkauf von Dresdner Kleinwort Allianz macht sich fit
20.03.2008, 19:47 UhrDie Allianz SE wird sich wahrscheinlich von ihrer Investmentbankingtochter Dresdner Kleinwort trennen, sobald die Marktbedingungen dies erlauben, erwarten Analysten. Die gemessen an den Bruttoprämien größte europäische Versicherung hatte vor wenigen Tagen angekündigt, die Tochter Dresdner Bank in zwei rechtlich unabhängige Gesellschaften aufzuspalten.
Uneinig sind sich die Analysten unterdessen darüber was die Gruppe mit dem verbleibenden Privat- und Firmenkundengeschäft machen wird - oder machen sollte: ebenfalls verkaufen; eine andere Retailbank, wie die Deutsche Postbank AG, hinzukaufen oder es in ein Joint Venture mit einem anderen Institut einbringen.
Eine elegante Lösung wäre nach Ansicht von Citigroup-Analyst James Quin ein Tausch von Vermögenswerten, wie etwa eine Fusion der nicht im Bereich Investmentbanking liegenden Aktivitäten der Dresdner mit der Postbank. An der zusammengefassten Gruppe sollte Allianz einen Anteil von 40 Prozent übernehmen. Quin, der Allianz-Aktien mit "Buy" einstuft, sieht in der Lösung die Schaffung von Wert für die jeweiligen Aktionäre. Und es wäre eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.
Trennung von Privat- und Firmenkundengeschäft
Die Dresdner Bank hatte am Freitag angekündigt, das Privat- und Firmenkundengeschäft sowie das Investmentbanking in zwei selbständige Banken zu trennen und damit die Konsolidierungsfantasie angeheizt. Beide Einheiten werden unter dem Dach der Dresdner Bank operieren, machten die Bank und die Muttergesellschaft Allianz aber flexibler, um bei der Bankenkonsolidierung eine aktive Rolle zu spielen, sagte ein Sprecher der Dresdner Bank.
Mit den Vorbereitungen für die rechtliche Trennung werde zwar umgehend begonnen, doch werde sie wegen der Komplexität wahrscheinlich in diesem Jahr nicht abgeschlossen, sagte ein weiterer Sprecher der Bank.
Allianz will im Banken-Poker mitspielen
Mit der Aufspaltung der Dresdner Bank in zwei Einheiten habe die Allianz den ersten Schritt gemacht, um eine aktivere Rolle in der bevorstehenden Konsolidierung am deutschen Bankenmarkt zu spielen, schreibt BHF-Analyst Thilo Gorlt. Er favorisiere eine Zwei-Schritte-Strategie: den Verkauf der Investmentbank gefolgt von einer Akquisition zur Stärkung des Retailbanking der Dresdner Bank.
Der Erwerb der Postbank, der gemessen an der Kundenzahl größten deutschen Privatkundenbank, könne sich allerdings als teuer erweisen. Um das Institut dürfte ein Wettstreit entbrennen, an dem sich außer Deutscher Bank und Commerzbank möglicherweise einige europäische Banken und Versicherungen wie die französische Axa beteiligen könnten.
Postbank könnte 10 Milliarden kosten
Citigroup-Analyst Quin verweist darauf, dass die Gruppe trotz solider Kapitalposition nur begrenzte überschüssige Mittel habe. Er schätzt dagegen, dass für den Kauf der Postbank 10 Mrd. EUR fällig werden dürften. Gleichzeitig verwies er auf Kosteneinsparungen und Cross-Selling-Potenzial im Falle des Erwerbs der Postbank.
Stephan Kalb, Analyst bei Sal Oppenheim, der Allianz ebenso wie Quin mit "Buy" bewertet, favorisiert eine "französische" Lösung. So könnten BNP Paribas oder Societe Generale Joint-Venture-Partner im Privatkundengeschäft werden. Sie könnten auf diese Weise ihre Bankprodukte absetzen, während die Allianz den Verkauf von Versicherungsprodukten in Frankreich steigern könnte.
Dresdner Bank kämpft mit hohen Kosten
Dresdner Bank und Dresdner Kleinwort haben seit ihrer Übernahme durch die Allianz im Jahr 2001 Ergebnis und Aktienkurs der Versicherung beeinträchtigt. Daran änderten auch der Abbau von rund 17.000 Stellen sowie eine nachhaltige Neuordnung nichts. Die Bank kämpfte im Vergleich mit Wettbewerbern mit zu hohen Kosten, führen Analysten an. Und die Investmentbank sei zu klein, um als bedeutender "Mitspieler" aufzutreten.
Der Kurs der Allianz-Aktie ist seit Jahresbeginn um 25 Prozent zurückgegangen, das Unternehmen wird aktuell mit rund 49,8 Mrd. EUR bewertet. Am Berichtstag schlossen Allianz in einem leichteren Gesamtmarkt um 1,7 Prozent fester bei 112,82 EUR.
Quelle: ntv.de