Verkehrskollaps droht Bahn-Chaos am Montag
07.03.2008, 19:08 UhrFernreisende und Pendler können wegen des drohenden Streiks bei der Bahn an diesem Montag nur mit ausgedünntem Zugverkehr nach einem Notfahrplan rechnen. Im Regionalverkehr in Ostdeutschland sind demnach zehn Prozent des Angebots gesichert, in den alten Ländern soll es etwa die Hälfte sein, teilte die Bahn am Freitag mit. Im Fernverkehr soll jeder zweite Zug fahren, vor allem ICEs. Die Lokführergewerkschaft GDL will ihren unbefristeten Arbeitskampf wie geplant am Montag um 0.00 Uhr anrollen lassen, bestätigte Vize-Vorsitzender Claus Weselsky. Am Vormittag verhandelt dann aber das Arbeitsgericht Frankfurt über einen Antrag auf Einstweilige Verfügung der Bahn, die damit die Streikwelle doch noch stoppen will.
Bahn-Personenverkehrschef Karl-Friedrich Rausch sagte, der Notfahrplan werde in jedem Fall am Montag gelten, selbst wenn der Streik noch abgewendet werden könnte. Ziel sei es, für die Kunden einen verlässliches Betrieb zu gewährleisten. Das Angebot sei etwas stärker reduziert worden als bei vorherigen GDL-Streiks in dem Tarifkonflikt, der schon fast ein Jahr läuft. Hintergrund sei, dass der Notfahrplan wegen des angekündigten unbefristeten Streiks dadurch auch "auf Dauer" angewendet werden könne.
Die Bahn will 1000 zusätzliche Kräfte für die Kundenbetreuung sowie 500 eigene Busse einsetzen, um Streikfolgen zu mildern. Unter der Informations-Telefonnummer 08000 - 996633 will die Bahn bis zu 1700 Mitarbeiter zur Beantwortung von Fragen bereit halten. Die Ersatzfahrpläne werden im Internet veröffentlicht (siehe Link). Die Seite war am Freitagnachmittag wegen etlicher Zugriffe zeitweise überlastet.
Stillstand in der Hauptstadt
In Berlin droht am Montag ein Verkehrskollaps. Seit Mittwoch waren in Berlin die meisten Busse, U- und Straßenbahnen in den Depots geblieben. Als Ausweichmöglichkeit für viele Berufstätige blieb nur das von der Bahn betriebene S-Bahnnetz. Die Gewerkschaft Ver.di fordert für alle BVG-Beschäftigten Lohnerhöhungen von acht bis zwölf Prozent. Die Arbeitgeber wollen den höher bezahlten Alt-Beschäftigten jedoch nur geringere Erhöhung zugestehen. Der Arbeitskampf in der Hauptstadt hat dabei nichts mit den Tarifauseinandersetzungen im öffentlichen Dienst zu tun, da die Berliner Tarifpartner im Rahmen eines eigenen Haustarifvertrags bei der BVG verhandeln. Der BVG-Streik soll bis zum 14. März dauern.
Die S-Bahnen in Berlin sollen am Montag laut Notfahrplan der Bahn auf den meisten Linien nur im 60-Minuten-Abstand fahren, teils im 30-Minuten- Takt. Bei der S-Bahn Hamburg ist ein 20-Minuten-Takt geplant.
Arbeitskampf vor Gericht
Das Arbeitsgericht Frankfurt will am Montag um 10.00 Uhr über den Bahn-Antrag auf Einstweilige Verfügung verhandeln, wie Präsident Jürgen Schuldt bestätigte. Bahn-Personalvorstand Margret Suckale sagte: "Im Interesse unserer Kunden müssen wir auch dieses letzte Mittel ausschöpfen." Der Konzern argumentiert, erneute Streiks seien unverhältnismäßig, da die GDL ihr Tarifziel erreicht habe. Es gehe nur noch um organisationspolitische Ziele der Funktionäre statt um Arbeitsbedingungen der Mitglieder. GDL-Vize Weselsky sagte, während der Gerichtsverhandlung werde der Streik nicht unterbrochen. Erst wenn das Arbeitsgericht "eine rechtsverbindliche Entscheidung" gegen Streiks gefällt habe, werde die GDL sich daran halten.
Quelle: ntv.de