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Boykottaufruf im Internet Carrefour ärgert Chinesen

Chinesische Internetnutzer haben zum Boykott des französischen Einzelhandelskonzerns Carrefour aufgerufen. Sie werfen dem Unternehmen vor, das geistliche Oberhaupt der Tibeter, den Dalai Lama, finanziell zu unterstützen. Verbraucher sollten ab 1. Mai nicht mehr bei Carrefour einkaufen, hieß es in Chatrooms und in SMS-Nachrichten.

In dem Boykott-Aufruf hieß es weiter: "Angesichts der Unterstützung tibetischer Separatisten durch das französische Volk während des Fackellaufs in Paris, gibt es keinen Grund, den Franzosen Geld zu geben, indem man ihre Waren kauft." Carrefour hat zu den Boykottaufrufen bislang keine Stellungnahme veröffentlicht.

In Paris war es vergangene Woche zu heftigen Protesten während des Olympischen Fackellaufs gekommen. Demonstranten erzwangen einen Abbruch der Veranstaltung. Die Regierung in Peking wirft dem Dalai Lama vor, für die schweren Unruhen in der tibetischen Hauptstadt Lhasa und weitere Regionen verantwortlich zu sein.

Wirtschaft warnt vor Isolation

Der französische Einzelhandelskonzerns hat unterdessen seine Prognose für 2008 bekräftigt. Carrefour werde in diesem Jahr beim operativen Ergebnis schneller wachsen als beim Umsatz, teilte das Unternehmen mit. Carrefour werde Akquisitionen tätigen, wenn es "angebracht" erscheine, sagte Konzern-Chef Jose Luis Duran.

Unabhängig von den jüngsten Boykottaufrufen wächst in der deutschen Wirtschaft die Sorge, dass eine aufgeheizte Tibet-Debatte deutsche Interessen in China gefährdet. Auslöser waren einem Bericht des "Handelsblatts" zufolge die Debatte um einen Boykott der Olympischen Spiele und mögliche Wirtschaftssanktionen - aber auch der jüngste Hinweis von Bundeskanzlerin Angela Merkel auf ein mögliches erneutes Treffen mit dem Dalai Lama.

BASF setzt auf "Dialog"

Der Asien-Pazifik-Ausschuss (APA) der deutschen Wirtschaft kam den Angaben der Zeitung zufolge deshalb am Montag zu einer vertraulichen Sondersitzung zusammen. Ausdrücklich warnte der APA-Vorsitzende Jürgen Hambrecht vor unüberlegten Schritten. "Wir setzen auf Dialog statt Boykott", sagte der BASF-Chef dem Blatt. "Einschränkungen der geschäftlichen Beziehungen würden die deutsche Wirtschaft und damit uns alle empfindlich in einem wichtigen Wachstumsmarkt treffen." Zugleich übte er vorsichtige Kritik sowohl an der chinesischen Führung als auch an der Bundesregierung. Konflikte seien nur durch Dialog zwischen den Beteiligten zu lösen.

Arbeitspl ätze oder Menschenrechte?

Der APA, dem alle großen deutschen Wirtschaftsverbände angehören, sorge sich, dass die chinesische Führung Aufträge für Großprojekte in andere, weniger kritische Länder vergeben könnte. Zum anderen fürchten Firmen einen Imageverlust der bisher sehr populären deutschen Waren bei chinesischen Konsumenten. Angesichts der wachsenden ökonomischen Bedeutung des Landes wird dies als erhebliche Gefahr angesehen.

Im vergangenen Jahr sind die deutschen Exporte nach China erneut um 9,4 Prozent auf 54 Mrd. Euro gestiegen. Die mehr als 3000 deutschen Firmen in China investierten 2007 nach Angaben der Bundesbank erneut 1,5 Mrd. Euro.

Quelle: ntv.de

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