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Einbrüche im Reifengeschäft Conti macht Werke dicht

Der Autozulieferer Continental streicht die Reifenproduktion in Europa angesichts der Flaute auf dem Automobil- und Lastwagenmarkt drastisch zusammen. Am Firmensitz in Hannover und im französischen Clairoix fallen insgesamt 1900 Stellen weg. Dem Kahlschlag fällt auch die letzte in Hannover verbliebene Reifen-Produktionslinie zum Opfer. Dort soll Ende des Jahres der letzte Lkw-Reifen vom Band rollen, wie der MDax-Konzern mitteilte. 780 Arbeitsplätze fallen dann weg. "Die Maschinen werden abgebaut", sagte ein Sprecher. Bei Gewerkschaft und Politik stießen die Pläne für das Werk in Hannover-Stöcken auf heftige Kritik.

Kreisen zufolge kostet die Schließung der beiden Werke Conti "mindestens" einen hohen zweistelligen Millionenbetrag. Hannover und Clairoix seien zu klein, weshalb die Produktion dort im Vergleich zu den anderen Werken am teuersten sei, begründete ein Sprecher die Pläne. Einen Zusammenhang mit einem möglichen Verkauf der Reifensparte wies er zurück. Konkurrenten wie Pirelli hatten vorsichtig Interesse angemeldet.

Conti könnte in diesem Jahr nach eigenen Angaben 15 Mio. Pkw-Reifen und 1,7 Mio. Nutzfahrzeugreifen mehr produzieren als sich voraussichtlich verkaufen ließen. Allein bei Lkw-Reifen werde das Geschäft mit der Erstausrüstung in diesem Jahr um 48 Prozent einbrechen, bei Ersatzreifen um zehn Prozent. Besserung sei nicht in Sicht. "Der Konzern geht davon aus, dass der Markt nicht in dem Umfang anziehen wird, dass alle Kapazitäten kurz- bis mittelfristig wieder optimal ausgelastet werden können", sagte Reifen-Vorstand Hans-Joachim Nikolin. "Es gibt keine Alternative." In der Reifenproduktion von Conti wird teilweise seit Oktober kurzgearbeitet.

Die Abbaupläne sollen nun mit den Arbeitnehmervertretern besprochen werden. Der Chef der Gewerkschaft IG BCE, Hubertus Schmoldt, kündigte bereits Widerstand an. Er nannte das Vorhaben "in jeder Hinsicht verfehlt" und forderte eine außerordentliche Aufsichtsratssitzung.

Schon Ende 2007 verlagert

Der Conti-Standort in Hannover-Stöcken schrumpft mit der Schließung um ein Viertel. Vorstand Nikolin brachte einen Ausbau zum Technologiezentrum oder zum Industriepark ins Gespräch. Dort könnten aber bei weitem nicht alle Beschäftigten der Sparte neue Stellen finden. Die Pkw-Reifen-Produktion in Stöcken, um die lange gekämpft worden war, wurde bereits vor gut einem Jahr nach Osteuropa verlagert.

Conti hält in Europa Kapazitäten für vier Mio. Lkw- und 87 Mio. Pkw-Reifen vor. Im Februar war die Lkw-Produktion in Deutschland um fast zwei Drittel geschrumpft, der Bedarf an neuen Pkw-Reifen in Europa ging in den ersten zwei Monaten des Jahres um 30 Prozent zurück. Der weltgrößte Lastwagen-Hersteller Daimler kündigte am Mittwoch Kurzarbeit für alle Werke in Deutschland von Ostern bis zu den Sommerferien an.

In Clairoix nordöstlich von Paris fertigt Continental acht Mio. Pkw-Reifen im Jahr. Dort soll die Produktion mit 1120 Mitarbeitern in zwei Schritten frühestens Ende März des nächsten Jahres auslaufen. Im slowakischen Puchov soll die Arbeitszeit ohne Lohnausgleich um 20 Prozent gekürzt werden, in Otrokovice in Tschechien und in Südafrika ist Ähnliches geplant.

Quelle: ntv.de

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