ABN-Teile nicht frei Deutsche Bank muss warten
01.10.2008, 11:41 UhrDie Deutsche Bank muss um ihre geplante Expansion am niederländischen Firmenkundenmarkt bangen. Die dortige Zentralbank will den Verkauf von Teilen der zum angeschlagenen Finanzkonzern Fortis gehörenden ABN Amro an das größte deutsche Geldhaus vorerst nicht genehmigen. Hintergrund ist die Krise des belgisch-niederländischen Instituts und die sich daraus ergebende Unsicherheit über die ABN-Zukunft.
Wie Fortis mitteilte, stoppten die Bankaufseher bis auf weiteres auch andere Anteilsverkäufe des Konzerns etwa von Teilen der Vermögensverwaltung an den chinesischen Versicherer Ping An.
Fortis will die Transaktionen nun nochmals genauer prüfen. Der Konzern musste zu Wochenbeginn mit einer Kapitalspritze der Benelux-Regierungen über mehr als elf Mrd. Euro vor dem Zusammenbruch gerettet werden. Eine Auflage des Hilfspakets ist, dass sich Fortis komplett von dem erst 2007 für 24 Mrd. Euro erworbenen Anteil am ehemaligen Rivalen ABN Amro trennt. An diesem Deal hatte sich der mittlerweile teilweise verstaatlichte Konzern verhoben. Noch ist unklar, wer den Anteil übernimmt.
Wirre Lage
Fortis, die britische Royal Bank of Scotland und die spanische Santander hatten ABN Amro im vergangenen Jahr für rund 70 Mrd. Euro übernommen und unter sich aufgeteilt. Aus kartellrechtlichen Gründen verlangte die EU-Kommission damals von Fortis, Teile von ABN Amro abzugeben. Die Deutsche Bank einigte sich im Juli mit Fortis für 700 Mio. Euro auf den Kauf von zwei Unternehmensbereichen, zu denen 35.000 Firmenkunden, 8000 Privatkunden und 1400 Mitarbeiter gehören.
Der Zukauf der Deutschen Bank war bei Branchenexperten auf sehr positives Echo gestoßen. Die Rede war von einem Schnäppchen, da der Kaufpreis von rund 300 Mio. Euro unter dem Nettowert der ABN-Teile liegt. "Wenn die Transaktion platzen sollte, wäre das äußerst schade für die Deutsche Bank", sagte Analyst Konrad Becker von Merck Finck. Es sei aber wahrscheinlicher, dass die Notenbank lediglich mehr Zeit brauche, um die wirre Lage zu prüfen. Einen grundsätzlichen Einwand gegen die Übernahme könne es eigentlich nicht geben. Die Deutsche Bank äußerte sich nicht dazu.
Quelle: ntv.de